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Medien: Der Geist von Brüssel

IFA-Diskussion zur Zukunft von ARD/ZDF

„Wir sind bereit, den Spirit vorwegzunehmen.“ Mit markigen Worten macht ZDF-Intendant Markus Schächter auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) klar, dass sein Haus nicht auf die Änderung des Rundfunkstaatsvertrags warten muss, um den „Geist“ der Vorgaben der EU-Kommission zum Thema Digitalisierung umzusetzen. Auch der Vorsitzende der ARD, Fritz Raff, kündigt an, die Brüsseler Richtlinien ohne gesetzliche Grundlage schon jetzt befolgen zu wollen. Diese Grundlage steht noch nicht fest. Die Diskussion der Senderchefs über die digitale Zukunft der öffentlich-rechtlichen Sender am Freitag verlief sehr harmonisch, zu der Veranstaltung neben dem Funkturm war kein Vertreter der privaten Sender geladen. Aber man ist auf Seiten der Öffentlich-Rechtlichen durchaus gesprächsbereit. ZDF-Intendant Schächter wird sich Ende September mit Vertretern vom Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV) zusammensetzen. Die Verleger hatten in letzter Zeit die Öffentlich-Rechtlichen wegen ihrer digitalen Expansion kritisiert.

Aber auch ohne direkte Kritik machten Raff und Schächter auf der IFA den Eindruck, als ob sie sich rechtfertigen müssten. So betonte Fritz Raff, dass die Online-Plattform der „Tagesschau“ lediglich 4,6 Millionen Euro im Jahr beanspruche. Im Vergleich zu privaten Anbietern sei das sehr wenig. Außerdem bestehe zwischen ARD/ZDF und privaten Anbietern ohnehin „kein ökonomischer Wettbewerb“, da waren sich Raff und Schächter einig. Der ZDF-Intendant hob zudem in Hinblick auf die neue an diesem Wochenende startende „Mediathek“ des Senders hervor, dass dank der neuen Digitalstrategie eine „zeitsouveräne Nutzung“ des ZDF-Programms möglich werde, was ein „wichtiger Schritt nach vorn“ sei. Die „Mediathek“ würde auch jüngere Zuschauerschichten ansprechen, die sonst nicht unbedingt ARD oder ZDF einschalten. Die Notwendigkeit eines kostenpflichtigen Online-Angebots, wie es die BBC schon jetzt hat, sehen sowohl Raff als auch Schächter derzeit noch nicht.

Pablo Silialahi

Pablo Silialahi

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