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Medien: Der Job ist nicht alles

Robert Atzorn sagt nach 15 „Tatort“-Einsätzen in Hamburg „Und Tschüss“

Salü Palu oder Trennung auf Sächsisch mit der Fettbemme – zum Leben eines treuen „Tatort“-Zuschauers gehört es, von Zeit zu Zeit Abschied von einem Fernsehkommissar zu nehmen, der über viele Jahre das Bild der Reihe im Allgemeinen und das seines ARD-Sendegebietes im Besonderen geprägt hat. Dieser Abschied fällt nicht immer leicht, das gilt gleichermaßen für die Schauspieler. Als nach 18 Dienstjahren im November 2005 die letzte Folge des Saarländer Ermittlers Max Palu lief, war es zwischen Jochen Senf und dem SR zu manchem unschönem Wort gekommen. Und auch Peter Sodann als Kommissar Bruno Ehrlicher aus Leipzig wäre gerne noch etwas länger geblieben, um noch den 50. Fall zu lösen, auch wenn am Ende nach 45 Einsätzen Schluss war. Am Sonntag fällt nun für Robert Atzorn in Hamburg der letzte „Tatort“-Vorhang als Kommissar Jan Casstorff, diesmal ohne Wehmut, sondern mit einem positiven Blick nach vorn, den der Schauspieler mit dem Kommissar teilt.

Insgesamt 15 Mal hat Atzorn an der Seite von Tilo Prückner den mitunter etwas unterkühlten „Tatort“-Ermittler gegeben. „Ich finde das ist viel“, sagt er und meint: es reicht. Schließlich werde man Schauspieler, um verschiedene Charaktere auszuloten und sich in unterschiedliche Menschen hineinzufühlen, hatte er vor diesem letzten „Tatort“ öffentlich erklärt. „Jetzt soll ein neuer Kommissar, ein anderer Schauspieler seine Chance bekommen“, sagte Robert Atzorn. An Atzorns Stelle wird nun der 35-jährige Mehmet Kurtulus ermitteln, der bislang an der Seite von Maria Furtwängler in den „Tatorten“ aus Hannover zu sehen war. Für den 62-jährigen Atzorn endet zwar mit dem Abschied vom „Tatort“ auch die Zeit bei der ARD, doch dass muss ihn nicht grämen, geht es im Anschluss doch im Zweiten weiter. Noch bis in den April hinein dreht er in Kapstadt für zwei Folgen der Reihe „Der Kapitän“. Voraussichtlich im Winter wird er dann in der Rolle des Schiffsführers zu sehen sein.

Die Rolle von Jan Casstorff hat es Thomas Bohn, der für Buch und Regie dieses „Tatorts“ verantwortlich war, sogar recht leicht gemacht, ein glaubwürdiges Ende für Kommissar Casstorff zu ersinnen und umzusetzen. Während der Ermittlungen zum Mord an dem Hamburger Kaufmann Arno Dahm, der über seine Firma Fair Global mit Produkten aus der Dritten Welt handelte, verschwindet Casstorffs Lebensgefährtin, die Staatsanwältin Wanda Wilhelmi (Ursula Carven) ohne erkennbaren Grund. Assistent Holicek (Tilo Prückner) glaubt anfangs zwar noch daran, dass sich das Problem – „typisch Frauen eben“ – in Wohlgefallen auflösen wird. Doch Casstorff ist sich sicher, dass beide Fälle miteinander zusammenhängen und sich seine entführte Gefährtin in Lebensgefahr befindet. „Wenn Wanda unbeschadet aus dieser Sache herauskommt, hänge ich meinen Job als Kommissar an den Nagel“, verkündet Casstorff und der Zuschauer weiß, dass er das auch tun wird, wenn ihr dies nicht gelingt.

In diesem „Tatort“ wird allerdings auch deutlich, dass nicht alles so ist wie es scheint und man im Leben häufig nicht weiß, wer eigentlich welche Rolle spielt. Was es mit dem maskierten Mädchen mit der Skimütze auf sich hat, das sich gleich zu Beginn heimlich über den Garten in das Haus mit den vielen Antiquitäten schleicht, wird noch relativ schnell aufgelöst, als der erboste Vater auf der Bildfläche erscheint und mit dem Internat droht. Doch warum die 14-Jährige, die wenig später einen der Mörder von Arno Dahm auf der Flucht sieht, nicht zur Polizei geht, bleibt lange unklar.

Wie die Ära Casstorff/Holicek am Sonntag endet, erfährt der Zuschauer indes früh genug. Ein Duett wie beim Abschied von den Vorgängern Manfred Krug und Charles Brauer werden Atzorn und Prückner jedenfalls nicht singen.

„Tatort: Und Tschüss“; 20 Uhr 15, ARD

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