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Medien: Der Kuschel-Talker

Larry King: Seit 50 Jahren auf Sendung – live

Als Larry King sich Mitte März eine Arterie durchspülen lassen musste, war CNN-Amerika-Chef Jon Klein der Erste, der den Talk-Master am Krankenbett anrief. Kein Wunder, ist doch „Larry King Live“ seit Jahrzehnten mit mehr als einer Million Zuschauern der größte Quotenerfolg des Kabelkanals. Vor zwei Jahren verlängerte der Sender den Vertrag des heute 73-Jährigen, der seine Hosenträger zum Markenzeichen gemacht hat, bis 2009. Nach Informationen des Magazins „Variety“ soll er sieben Millionen Dollar im Jahr verdienen. Und wenn es nach King ginge, würde er bis zum bitteren Ende weitermachen. So sagte er kürzlich in einem Interview: „Wenn ich Alzheimer bekomme oder mein Gedächtnis verliere, dann nehme ich meinen Hut. Was ich mir wünsche – und das meine ich ernst – ist, dass es live passiert. Einfach um zu sehen, wie sie damit umgehen.“

Seit 50 Jahren geht King, der als Lawrence Harvey Zeiger in Brooklyn, New York geboren wurde, live auf Sendung. Er begann bei einem lokalen Radiosender in Miami Beach, zunächst als Laufbursche, dann als Ansager. Seine erste Sendung wurde am 1. Mai 1957 ausgestrahlt. Bald darauf verlegte er seine Show in ein nahes Diner-Restaurant. Wer hier zur Tür herein kam, wurde von King befragt. Seine erste Interviewpartnerin war die Bedienung. Bei CNN ist er nun schon im 21. Jahr, er hat sie alle vor seinem Mikrofon gehabt: die Reichen und Berühmten, die Mächtigen und die, denen er 15 Minuten Ruhm bescherte. Sein Stil ist freundschaftlich, väterlich. Der Mann mit der sonoren Stimme hat es zum Prinzip erhoben, sich minimal vorzubereiten. Er verlässt sich auf seine Neugier, seine Allgemeinbildung und auf die Spickzettel seiner Redakteure.

Kritiker lästern über die Harmlosigkeit seiner populären TV-Plauderstunde. Die Interviews hätten sich für Politiker und Prominente als „so wohlig wie eine elektrische Heizdecke“ herausgestellt, schrieb die „New York Times“ zu Kings Berufsjubiläum, das CNN mit großem Brimborium feiert. Die einstige First Lady Nancy Reagan lobte ihn so: „Man fühlt sich sicher bei Larry. Für mich ist er ein angenehmer Interviewer.“ Weil sie nicht befürchten müssen, bloßgestellt zu werden, kommen alle gerne zurück.

Faulheit kann man dem Mann, der zum sechsten Mal verheiratet ist und zwei Kinder hat, zumindest nicht vorwerfen. Nach seiner Operation verpasste er nur einen Arbeitstag und machte gleich weiter: Mit frischer Narbe am Hals befragte er den demokratischen Senator und Präsidentschaftsanwärter Barack Obama. Dabei hatte ihm sein Arzt nach der Operation beschieden, er sei „ein Mensch mit sehr viel Glück“. Denn der Eingriff hatte einem Herzinfarkt vorgebeugt. Aber das hat King seinem Chef angeblich nie verraten. Er wollte ihm keinen Schrecken einjagen.

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