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Medien: Der Messe-Check

Cebit 1: Centrino, BTX, neue DVD-Formate – nicht jeder Hype ist ein Trend. Die großen Technik-Schlagworte und ihr Nutzen

Wie von kaum einer anderen Messe wird von der Cebit in Hannover (bis zum 16. März) erwartet, dass dort immer neue Innovationen vorgestellt werden. Doch viele technische Neuerungen und angebliche Mega-Trends sind bereits wieder vorbei, wenn die Messe ihre Pforten schließt. Wir sagen Ihnen, was sie von den Trends der Cebit 2005 erwarten dürfen, auf welche Produkte Sie warten sollten und welche Entwicklungen man beruhigt vorbeiziehen lassen kann.

LÄNGERE LAUFZEITEN VON LAPTOPS

Auch bei mobilen Rechnern spielt Leistung eine gewichtige Rolle, da die Laptops häufig als Ersatz für den großen Computer unterm Schreibtisch dienen. Damit der Leistungshunger nicht zu Lasten der Akkulaufzeit geht, hat Intel seine „Centrino“-Technologie – bekannt geworden vor allem durch die eingebaute Wireless-LAN-Technik für drahtloses Internet – erneuert. Damit sollen die Geräte, die unter anderem Asus in Hannover (Halle 2, A10) vorstellt, nun acht Stunden ohne Steckdose auskommen. Peter Knaak von der Stiftung Warentest begrüßt diese Entwicklung: „Evolution statt Revolution, aber immerhin ohne nennenswerten Aufpreis zu haben. Centrino II ist kein zwingender Grund zu warten, in einem halben Jahr wird die Technik allerdings so verbreitet sein, dass sich die Frage kaufen oder nicht ohnehin nicht mehr stellt.“

TELEFONIEREN ÜBERS INTERNET

Einer der ganz großen Trends dieser Cebit wird möglicherweise das Telefonieren über das Internet, auch Voice over IP oder kurz VoIP genannt. Anfangs auf den Computer beschränkt, werden in Hannover in diesem Jahr immer mehr Geräte vorgestellt, die Internet-Telefonie mit ganz normalen Telefonen erlauben (Interessant: AVM, Halle 13, C48). „Eine spannende Technik, deren Folgen noch gar nicht recht eingeschätzt werden können“, meint auch Peter Knaak. „Die Technik ist von interessierten Laien leicht einzurichten und einfach zu handhaben. Allerdings sind normale Telefonate mit Sparvorwahlen noch immer billiger – außer zu anderen Kunden mit Internet-Telefonanschluss.“

DVB-T FÜR DEN COMPUTER

In immer mehr Bundesländern wird das alte analoge Antennenfernsehen vom digitalen Nachfolger DVB-T abgelöst. Die neue Technik nimmt darum in Hannover erstmals einen größeren Raum ein mit neuen Settop-Boxen für den Fernseher, aber auch immer mehr Lösungen für den Einsatz in Computern und Laptops (Hauppauge, Halle 23, A40 oder Pinnacle, Halle 2, D34). Der Vorteil der Digitaltechnik ist leicht nachzuvollziehen. „Immerhin taugt ein damit ausgestatteter Rechner als Festplattenrekorder und stellt mit seinem Komfort (auch zeitversetztes Fernsehen, um Werbung zu überspringen) den klassischen Videorecorder in den Schatten“, meint Knaak, schränkt aber ein: „Gut vor allem für Technikfreaks.“

NEUE SPEICHERMEDIEN

DVB-T, hochauflösendes Fernsehen nach dem HDTV-Standard, Videobearbeitung am Computer – das erfordert neue, größere Speichermedien. DVDs mit zwei Schichten, die so genannten Double-Layer-DVDs sind bereits im Markt eingeführt, in Hannover gibt es schnellere Brenner zu sehen. Daneben ist die Technologie Blue-Ray Disc (Prototyp von Sony, Halle 1, C02) auf dem Sprung in den Massenmarkt. Doch welche Technik ist besser? „Der Streit um die Zukunftstechnologie bei DVDs ist kontraproduktiv und hemmt die Verbreitung durchaus nutzbringender Geräte. Dabei wären DVD-Rekorder mit wirklich hoher Aufzeichnungskapazität schon jetzt, und erst recht ab 2006 zur Fußball-WM, dringend erforderlich“, weiß auch Peter Knaak. Seine Empfehlung: „Ein normaler, einlagiger DVD- Brenner kostet nicht mehr die Welt und überbrückt die Zeit, bis der Systemstreit um die DVD der nächsten Generation entschieden ist.“

DIE JAGD NACH LEISTUNG

Der Leistungshunger der Hardwarefirmen kennt keine Grenzen. Prozessor-Hersteller AMD (Halle 1, 8a2) setzt auf die 64-bit-Architektur seiner Chips – nicht nur wie Intel für die im professionellen Einsatz befindlichen Server, sondern auch für ganz normale Heimcomputer. Der Vorteil soll darin bestehen, dass im Gegensatz zum gängigen 32-bit-System doppelt so lange Instruktionen verarbeitet werden können, also die interne Datenverarbeitung erheblich flüssiger läuft. Konkurrent Intel (Halle 2, A46) wird auf der Cebit dagegen Prozessoren vorstellen, die intern über zwei Kerne verfügen. Diese „Dual -Core-Prozessoren“ arbeiten im Idealfall wie zwei Chips in einem – wenn es die Software zulässt. Der Computerexperte der Stiftung Warentest, Peter Knaak, ist jedoch recht skeptisch: „Die bisherige Rechnerarchitektur ist vielleicht wirklich ausgereizt. Dies mit immer mehr Taktfrequenz zu kaschieren, lässt das Hitzeproblem moderner Prozessoren eskalieren. Das kann auch durch Dual-Core-Prozessoren nur kurzfristig überspielt werden“. Sein Urteil lautet: „Beide Merkmale sind für 99 von 100 Anwendern irrelevant.“

VIEL HEIßE LUFT

Eines der größten Probleme der hochgetakteten Prozessoren liegt in der enormen Hitzeentwicklung. Ein Ausweg aus diesem Dilemma sollen neue Computergehäuse nach dem so genannten „BTX-Standard“ bieten. Durch den komplett neuen internen Aufbau werden die gefährdeten Komponenten besser belüftet, versprechen die Hersteller von Motherboards und Gehäusen auf der Cebit. Doch die Neuentwicklung hat Nachteile: „BTX ist eine wunderbare Marketingmaschine, denn der Umstieg auf ein neues BTX-Gehäuse zieht jede Menge Neukäufe (Grafikkarte & Co.) nach sich. Leise bekommt man Rechner auch anders: Mit besseren Lüftern in Netzteil, auf Grafikchip und Prozessor. Und mit dem Verzicht auf ein paar hundert Megahertz Taktfrequenz – die sowieso nur Poweruser brauchen“, sagt Computerexperte Knaak.

Wer die Cebit mit dieser Haltung besucht, ist auch bei vielen anderen Entwicklungen auf der sicheren Seite. So läuft man überdies nicht Gefahr, dem nächsten, teuren Mega-Hype hinterher- zurennen.

Mehr zum Thema:

www.tagesspiegel.de/cebit

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