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Medien: Der Metzger für alle Fälle

Statt sich auf dem Erfolg auszuruhen, plant Stefan Raab den nächsten Quatsch

So sieht keiner aus, der gerade zur ernsten Persönlichkeit gereift ist. „Die Anwälte bereiten schon die ersten Klagen gegen uns vor“, sagt Stefan Raab und grinst ein Grinsen, bei dem man erwarten muss, dass sich gleich zwei kleine Hörner durch seine abgestoßene Baseball-Kappe bohren. Es ist Samstagabend und Raab ist gewissermaßen in den großen Ferien: „TV Total“ hat Sommerpause. Aber er hat zu tun. Für den neuen Bully-Herbig-Film „(T)Raumschiff Surprise“ hat er ein Lied geschrieben, „Space Taxi“ heißt es. Und spätestens, wenn man sich die Besucherzahlen von Bully Herbigs erstem Film ansieht, weiß man, dass das Lied nicht untergehen wird. Bei „Wetten, dass…?“ vergangenen Sonnabend in Berlin haben er und Bully Herbig es bereits gemeinsam gesungen.

Es war Raabs Jahr, eines der erfolgreichsten in der Geschichte seiner Pro- 7-Show „TV Total“. Im Winter landete Raab mit der Wok-WM – einem Bob-Rennen in chinesischen Bratpfannen – einen Quotenhit. „Das erfolgreichste Wintersportereignis im Fernsehen nach der Vierschanzentournee!“, rechnet er vor. Dann der Überraschungserfolg mit dem Casting für den Eurovision Song Contest, dem Gewinner Max und dem Nummer-Eins-Hit „Can’t Wait Until Tonight“. Raab überrascht – als Komponist der eingängigen Soul-Ballade und als väterlicher Mentor für den Abiturienten Max. „Ein Flegel wird flügge“, titelte die Presse.

Das ist nur zwei Monate her. Und für Raabs Verhältnisse deshalb schon in einem anderen Leben passiert. Bei „Wetten, dass…?“ sang er jetzt „Heititei“ und „Machts die Beine breit“, zusammen mit Bully Herbig. Schwul und bayrisch klang er dabei, so schwul wie Herbigs Raumschiffcrew, die er im neuen Film ins All schickt. Spätestens da war klar, was mit Raabs Cord-Jackett vom Grand Prix passiert war. Es hängt längst wieder im Schrank. Neben dem „Wadde hadde dudde da“-Kostüm und dem Trikot, in dem er gegen Boxweltmeisterin Regina Halmich angetreten ist. Raab hat die Rolle als ernst zu nehmender Musiker gern gespielt. Aber jetzt muss mal wieder was Neues her.

„Ich bin immer auf der Reise“, sagt Raab selbst. Und da das viel zu philosophisch für einen gelernten Metzger klingt, erzählt er schnell von dem Quatsch, den er für die Wiederaufnahme von „TV Total“ am 23. August plant. „Ein großes sportliches Event mit Prominenten“ à la Wok-WM steht nach der Sommerpause an. Und dann die Sache, gegen die die Anwälte schon Sturm laufen. Heute klauten die Fernsehsender die Konzepte ja so schnell voneinander, sagt Raab, dass die Kopie zum Teil schon vor dem Original laufen würde: „Da haben wir uns sicherheitshalber etwas rechtlich schützen lassen.“ Mehr sagt er dazu nicht.

Raab ist nicht das, was man einen ergiebigen Gesprächspartner nennt. Langweilt ihn „TV Total“ nach fünf Jahren nicht? Nein, es ist immer noch eine Herausforderung. Was rät er Kollegin Anke Engelke gegen das Quotentief? Gar nichts, ist doch eine hervorragende Entertainerin, die mit ihrer Sendung einfach noch mehr Zeit braucht. Hat es ihn geärgert, als die Zeitungen nach dem Grand-Prix-Vorentscheid schrieben, sein musikalisches Talent wäre sein größtes? Nein, über das Lob kann er sich nur freuen. Die Antworten sind erwartbar, aber nicht dahergesagt. Raab hat sich einfach nur einen entspannt-distanzierten Umgang mit den Medien angewöhnt. „Ich wurde von Anfang an schon immer so unterschiedlich von den Medien eingeschätzt – da gibt es nichts, was ich nicht schon kenne.“

Im Herbst wird er 38. Er ist seit zehn Jahren im Fernsehen, seit diesem Jahr Vater und in seinem Bart mischen sich rote und blonde mit weißen Haaren. Wenn Raab aber von seiner Entdeckung für den „(T)Raumschiff Surprise“-Soundtrack, der US-HipHop-Band „Dicks on Fire“ spricht, und sich dabei diebisch über den anzüglichen Bandnamen freut, weiß man: das mit dem Alter und der Erfahrung, das hat alles nichts zu bedeuten. Für jemanden, der, wie er ja über sich sagt, immer auf der Suche nach Neuem ist, kann er immer noch sehr über alte Witze lachen.

Hannah Pilarczyk

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