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Medien: Der Orden der Handyritter

Ein Film des Oscar-Nominierten Florian Baxmeyer auf Pro 7

Es ist der Traum jedes Filmstudenten, endlich dem Hochschultreiben zu entfliehen und nach diversen Kurzfilmen etwas Großes zu inszenieren: einen Fernseh-Zweiteiler. Zum Beispiel für Pro 7. Etwas Historisch-Episches, wie es zurzeit im Trend liegt, nach den „Nibelungen“ auf Sat 1 und parallel zum „Vermächtnis der Tempelritter“ auf der Leinwand.

Der Filmstudent ist der nun 30-jährige Hamburger Florian Baxmeyer, der mit seinem Kurzfilm „Die rote Jacke“ (2002) erst eine Oscar-Nominierung einfuhr, dann den Studenten-Oscar erhielt. Und, ja, den so genannten „Pro 7-Nachwuchspreis“. So verwundert es auch gar nicht, dass Baxmeyer nach einigen anderen Fernseharbeiten, darunter dem Pro 7-Film „Mörderische Elite“, nun just für den Münchner Sender den vollmundig angepriesenen „Event-Zweiteiler made by Pro 7“ inszenierte: „Das Blut der Templer“. Ob das Florian Baxmeyers Traum war? Man will es sich nicht recht vorstellen.

Die dünne Story ist rasch erzählt: Den Orden der Tempelritter, 1118 gegründet, scheint es immer noch zu geben. Schwerter schwingend hüten sie auch heute noch den heiligen Gral. Und der 18-jährige Schüler David (Mirko Lang) weiß nicht so recht, wie ihm geschieht, denn er scheint übernatürliche Kräfte zu besitzen, wenn er verletzt ist, heilen seine Wunden mir nichts dir nichts. Allmählich wird er von seinem Ziehvater, Mönch Quentin (Peter Franke), eingeweiht, dass seine ihm bisher unbekannten Eltern Robert von Metz („Bergdoktor“ Harald Krassnitzer), der Großmeister der Tempelritter, und Lucrezia de Saintclair (Catherine Flemming), Kopf der Prieure de Sion, sind. Erbitterte Rivalen im Kampf um den heiligen Gral, der für die einen Unsterblichkeit verheißt, von den anderen hingegen bewahrt werden will. Gut gegen Böse. Und der gute David, er spielt die Schlüsselrolle …

Clou an der Sache soll die Verquickung von Vergangenheit und Gegenwart sein, von Schwertern und Handys, von Schriftrolle und Laptop. Oder, wie Florian Baxmeyer selbst sagt: „Besonders spannend finde ich die Annahme, dass die Tempelritter heute noch im Untergrund um den heiligen Gral kämpfen – immer noch mit Schwertern.“ Diese Kombination von Moderne und Mittelalter habe ihn „wahnsinnig interessiert“. Und genau hier liegt die Krux: Wie die edlen Ritter da im Megastore mit Schwertern kämpfen und direkt über ihnen hängen die 50-Prozent-Rabatt-Schilder im Schlussverkauf – das funktioniert nicht. Nutzt auch nichts, wenn es da regelmäßig heißt „Kopf ab“, und das Blut kerzengerade aus dem Torso sprudelt. Damit geben sich wiederum Splatter-Fans nicht zufrieden.

Das alles ist hart an der Grenze zu Trash und Kitsch – nach fünf Jahren Vorbereitungszeit! Und als David im Finale von Teil eins seinem Vater begegnet, um sich mit ihm zu duellieren, da denkt man mit Sehnsucht an Luke Skywalker und den diabolischen Darth Vader aus George Lucas’ wunderbarem Weltraummärchen „Krieg der Sterne“. Ob das Florian Baxmeyers Traum war?

„Das Blut der Templer“: Pro7, heute und morgen, 20 Uhr 15

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