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"Der russische Geliebte": Julia, 50, entdeckt sich und die Liebe

Merkwürdig, der Film läuft nicht am Sonntag. Das ist im ZDF der Platz für allergrößte Emotionen, für die guten und die bösen Menschen, die nach Irrungen und Wirrungen zu sich finden.

Glück reimt sich auf Unglück, Liebe auf Hiebe, Sonnenschein auf Herzilein. „Der russische Geliebte“ läuft am Montag. Von der Struktur und der Geschichte her sind die Unterschiede nicht gewaltig. Die Literaturdozentin Julia (Iris Berben) fährt mit den Attributen der 50-jährigen Intellektuellen – kopflastig, sperrig, verblüht – nach Paris, um ein Semester an der Sorbonne zu unterrichten. Auftritt Alexander (Ronald Zehrfeld): wenigstens 20 Jahre jünger, Historiker und Typ russischer Charmebär. Es kommt, wie es kommen kann. Julia, die mit der (körperlichen) Liebe längst abgeschlossen zu haben glaubte, und Alexander, der „in ihr alles findet, was er sich von einer Frau jemals erträumte“ (ZDF), finden zueinander. Zwischendurch ein paar Komplikationen, eine Trennung, Julia droht der Rückfall in die Vor-Alexander-Phase. Happy End.

Stille Tage im Klischee? Auch. Trotzdem hat „Der russische Geliebte“ seine Stärken. Die Berben ist eine Schauspielerin von solchem Vermögen, dass sie die Verwandlung vom Spröden ins Sinnliche, vom Körperlosen ins Körperbewusste ausspielen kann. Sie rückt die Julia weg vom Pappmaché der Oil-of-Olaz-Werbefigur. Regisseur Ulrich Stark darf sich ein Händchen für stimmige Interieur-Szenen nachsagen lassen. Der Zuschauergenuss wird beträchtlich erhöht, wenn nicht zu genau hingehört wird. Die Kalenderblattdialoge bringen die Figuren beinahe ums Liebesleben. Joachim Huber

„Der russische Geliebte“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15.

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