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Medien: Der Säbelfechter

Jetzt neu! Verbesserte Wirkformel!

Jetzt neu! Verbesserte Wirkformel! Doppelter Inhalt! Wissen sie noch? Oliver Kalkofe? Genau, dieser dickliche Mann, der sich immer seitlich ins Bild schob, um auf den gröbsten Schwachsinn, den das Fernsehen zu bieten hatte, noch eins draufzusetzen. Nun ist er wieder da, auf Pro 7, zur Prime Time, eine Stunde lang.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: die Sendung, deren Konzept seit seligen Premiere-Zeiten nicht verändert wurde, ist zu lang, sie ist viel zu lang. Oliver Kalkofe macht sich über die üblichen Verdächtigen her, die Achim Mentzels, die Dr. Verena Breitenbachs und all die anderen Dünnbrettbohrer, die eigentlich gar nicht satisfaktionsfähig sind.

Eine sechsminütige Parodie auf die inzwischen gekippte Gynäkologie-Show „Dr. Verena Breitenbach“ macht die Absurdität dieses Formates nicht deutlicher, sie wirkt einfach nur quälend. Einen passionierten Neun-Live-Zuschauer darauf hinzuweisen, dass er der galoppierenden Verblödung anheim fällt, mag aufklärerisch gemeint sein, ist aber sinnlos.

Oliver Kalkofe nimmt sich nur den offen liegenden Wahnsinn zur Brust, er ficht mit schwerem Säbel, nicht mit dem Florett. Die Grobschlächtigkeit seiner Attacke macht auch vor Geschmacklosigkeiten wie einem Strip bis zum Feinripp nicht halt – und das möchte man wirklich nicht sehen.

Die im Vorspann der Sendung angekündigten Klassiker der TV-Entgleisung wurden – zumindest in dieser ersten Folge – nur sporadisch geboten, dafür aber mit einer wirklichen Gemme: Inge Meysels „Amira“-Tampon-Werbung aus dem Jahre 1954! Ganz zauberhaft. Davon mehr, Olli! Ansonsten gilt für „Kalkofes Mattscheibe“ das Wort des Altmeisters der Humorkritik, Johann Wolfgang von Goethe: „Getretner Quark wird breit, nicht stark."

Jörn Wöbse

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