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Medien: Der Sandmann-Vater

Gerhard Behrendt ist gestorben

Nichts, aber auch gar nichts sollte so bleiben, wie es war. Damals, als in den Nachtagen der Wende der Rundfunkbeauftragte Rudolf Mühlfenzl das Fernsehen der untergegangenen DDR ins ARD-System einpassen sollte. Der Bayer Mühlfenzl war klug und von entsprechenden Protesten beeindruckt genug, eine Institution unangetastet zu lassen: den „Sandmann“, von seinen Zuschauern liebevoll auch „Sandmännchen“ genannt. Außer dem Wetterbericht galt nur der „Sandmann“ nicht als ideologisch belastet. Beim großen Aufatmen über das Weiterleben war auch Gerhard Behrendt dabei, der Erfinder, der Vater des Sandmanns. Im Jahr 1959 hatte er im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks die Figur geschaffen, die ein Fernsehstar wurde, mehr noch, die älteste und erfolgreichste Figur des deutschen Kinderfernsehens. Manche sagen, der Bart des Sandmanns ähnele dem Bart des damaligen Partei- und Staatschefs Walter Ulbricht, andere nennen das puren Unsinn, der Bart unterstreiche nur die Autorität des Schlafsand-Streuers. Denn das wollte Behrendt in der Figur ausdrücken: „Kindliches, als auch das Merkmal der Weisheit und der Würde“. Am 22. November 1959 feierte „Unser Sandmännchen“ im Deutschen Fernsehfunk Premiere.

Mitte der 60er Jahre begann Behrendt ein „Puppen-Trickstudio“ aufzubauen. Er war Regisseur, Autor, Puppen- und Szenenbildner, Animator. Sein Sandmann konnte überhaupt nicht stillsitzen. Er fuhr durch aller (sozialistischen) Herren Länder, durchs Märchenland, er flog ins Weltall oder tauchte zum Meeresgrund. Technikfreak, der er war und ist, gibt es kaum ein Fahrzeug, das der stumme Mann nicht ausprobiert hätte. Dabei ist seine Aufgabe eine andere: Er soll den Kindern mit einer traumhaften Gutenachtgeschichte, einem eingängigen Lied und seinem Traumsand den Weg ins Bett erleichtern. Das tut er unverdrossen und täglich, in den Programmen von RBB und MDR und im Kinderkanal. Eine Million Kinder und noch mehr Eltern danken es ihm.

Gerhard Behrendt hat seine Kreation nie wirklich aus der Hand gegeben. Auch nach seiner Pensionierung arbeitete er noch lange als Berater für das Sandmann-Studio.

Am Freitagabend teilte der RBB mit, dass Gerhard Behrendt bereits am Dienstag in Berlin gestorben ist. Mit 77 Jahren, nach langer schwerer Krankheit. jbh

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