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Josef Hader

© picture alliance / dpa

"Der Tote am Teich": Im Böhmerwald mit Untertiteln: Josef Hader ermittelt im Arte-Krimi

Im Arte-Krimi "Der Tote am Teich" scheint Josef Hader vollkommen aus Raum und Zeit gefallen zu sein.

Meistens hat er eine Lederfellmütze mit Ohrenschützern auf. Wie Insignien trägt er sie, diese Mütze. Vielleicht auch wie einen Schutz. Die Ohrenschützer kann man runterklappen und unterm Kinn zusammenbinden, oder aber man stellt sie nach oben auf. Beides sieht, so oder so, wahlweise urkomisch oder aber einfach ganz schrecklich altbacken aus. So wie seine Ohrenschützerklappenlederfellmütze, so ist dieser Sepp Ahorner (Josef Hader) eine sympathisch antiquierte Figur, die vollkommen aus Raum und Zeit gefallen zu sein scheint. Seine Bewegungen sind langsam, sein Gang schwerfällig, sein Blick ist warm, aber eingetrübt. Ein Verlorener, das ist sofort zu spüren.

Er spricht wenig, der Ahorner, und wenn, dann versteht man’s nur schwer. Was wiederum daran liegt, dass der von Nikolaus Leytner („Der Besuch der alten Dame“) nach einem Drehbuch von Susanne Freund ebenso einfühlsam wie präzise inszenierte Fernsehfilm „Der Tote am Teich“ irgendwo im Böhmerwald in Oberösterreich angesiedelt ist, einige Dutzend Kilometer von Linz entfernt, und da man auch all die anderen Mitwirkenden eigentlich nur fragmentarisch versteht, wird der Film tatsächlich mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt. Auch das ist wahlweise urkomisch oder einfach nur ganz eigen. Dieser Sepp Ahorner also stößt eines schönen Tages auf eine Leiche. Mitten auf einem zugefrorenen Teich, mit einer dicken blutroten Schleifspur hinter sich; es ist Jakob Prantner (Philipp Hochmair) aus Linz.

Dann konnte der Polizist nicht mehr

Der Prantner, der war ein Fremder hier im Dorf. Denken alle. Hat bei der Geli (Karola Niederhuber), Ahorners Cousine, auf dem Pfoserhof ein Ferienzimmer für zwei Wochen gemietet. Und er hat, wie sich bald schon herausstellen mag, mit der adretten Ehefrau eines anderen Feriengastes etwas angefangen. Das Ehepaar Miriam und Herbert Mayer (Susanne Gschwendtner, Thomas Reisinger) gerät daher auch rasch in den Fokus der Ermittlungen der extra aus Linz angereisten spröden Kommissarin Grete Öller (Maria Hofstätter), die gemeinsam mit ihrer jungen, überaus ambitionierten Kollegin Lisa Nemeth (Miriam Fussenegger, die neue Buhlschaft im Salzburger „Jedermann“ 2016) die Arbeit vor Ort aufnimmt.

Vor Ort, wo der Sepp Ahorner wieder bei der Mama wohnt, der Maria Ahorner (Erni Mangold), nachdem ein Unbekannter vor wenigen Jahren seine Frau und seine Tochter überfahren und Fahrerflucht begangen hat. Vielleicht war es jemand aus dem Dorf? Der Ahorner hat daraufhin alle Fahrzeuge überprüft. Dann konnte der Polizist nicht mehr. Er wird pensioniert, und seitdem stapft er durch die Gegend, überprüft keine Fahrzeuge mehr, sondern stellt stattdessen Wildtierkameras auf, da er einen Elch in der Umgebung vermutet. Eine der Kameras, die am Teich stand, ist nun verschwunden. Darauf dürfte der Mörder oder die Mörderin zu sehen sein. Und nun hilft der Ahorner der Grete Öller aus Linz. Er liefert dauernd Hinweise über die Dorfbewohner, auch über seine drei Cousinen, die hier leben und zusehend Türen schließen und dahinter tuscheln. Und die Mama Ahorner, die sagt zu ihrem Bub immer, wenn sie ihm eine Suppe reicht, er möges doch lassen mit dem Ermitteln, bitte schön. Des bringt doch nix, und es macht ihn, den Sepp, doch wieder nur so nervös und so unruhig. Aber der Ahorner mag es nicht lassen. Je mehr das ungleiche Frauen-Duo von der Kripo Linz und er vom Lauf der Dinge im Dorf erfahren, desto mehr erfährt der ehemalige Polizist und notorische Ohrenschützerklappenlederfellmützenträger über sich selbst.

Eine Introspektion. Und das ist ein spannender Blick in eine Familie in einem abgelegenen Dorf im oberösterreichischen Böhmerwald. Gut, dass es Josef Hader gibt.

„Der Tote am Teich“, Arte, Freitag, um 20 Uhr 15

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