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 Deutsche-Welle-Intendant Peter Limbourg

© dpa

Deutsche Welle als Konkurrenz zu BBC und Russia Today: Die Sprache ist das Medium

Die Deutsche Welle muss ihre Priorität auf Englisch legen, die Amtssprache der Welt. Ein Kommentar.

Wenn „Deutsche Welle“ draufsteht, wie viel Englisch darf dann drin sein? Es muss sehr viel mehr sein als heute. Englisch ist die Amtssprache der Welt. Insofern ist das Projekt des deutschen Auslandssenders, Ende April 2015 den englischsprachigen Informationskanal „DW News“ zu starten, richtig. Demokratischer Rechtsstaat, Menschenrechte, Presse- und Informationsfreiheit, all die Werte, für die Deutschland stehen will, verlieren nichts an Überzeugung, wenn sie in der „lingua franca“ verbreitet werden. Auch der glaubwürdige Journalismus, der ein so facettenreiches wie realistisches Bild dieser Zivilgesellschaft vermittelt, büßt in der „Do you speak English“-Perspektive nichts ein.

Wenn so viel Gutes zu tun und zu erreichen ist, warum dann so intensive Auseinandersetzungen in der Welle und um die Welle herum beim Blick auf das Zukunftsprojekt „DW News“? Der Auslandssender wird von den Steuerzahlern finanziert, 2015 werden dafür 294 Millionen Euro ausgegeben. Darin eingeschlossen Kosten in Höhe von 7,7 Millionen Euro für „DW News“. Schon der Etat 2016 steht wieder in den Sternen, respektive in der Beschlussgewalt des Deutschen Bundestages.

Die Erwartung, mit kleinem Geld in einen Wettbewerb mit den „Global Players“ wie BBC World Service, CNN International, Russia Today, France 24 oder Al Dschasira treten zu können, ist mehr als optimistisch. Deren Stimmgewalt im globalen „Infokrieg“ beruht auf satten Budgets – und auf Englisch als „lingua franca“.

Intendant Peter Limbourg propagiert "DW News"

Zwei Wege bieten sich an: Der Bundestag erhöht die Mittel, damit das breite Portfolio der Welle – „DW News“, Fernsehen, Internet und Radio in 30 Sprachen, DW Akademie – stabil finanziert wird. Oder er deckelt den jährlichen Bundeszuschuss und prolongiert damit die Konflikte an den DW-Standorten Berlin und Bonn. Während Senderchef Peter Limbourg, unterstützt von den Gremien, die Neuausrichtung der Welle auf „DW News“ propagiert, sind Mitarbeiter, Gewerkschaften, aber auch Parteipolitiker wie Tabea Rößner (Grüne) oder Roderich Kiesewetter (CDU) für die Erhaltung des „Kerns“ der Deutschen Welle, des deutschsprachigen Programms. Angeleitet von einem ungeschickt agierenden Intendanten ist die Diskussion in eine fragwürdige Dichotomie geraten: Wer für „DW News“ ist, der ist gegen das deutschsprachige TV-Programm, wer dafür ist, der stemmt sich gegen den Aufbruch der Deutschen Welle ins internationale, englischsprachige Newsgeschäft.

Wahr ist, dass sich „DW News“ auf die Leistungen des deutschsprachigen Programms wird stützen müssen; wahr ist zugleich, dass „DW News“ nicht als reine Übersetzungsleistung dieses Programms funktionieren kann, auch nicht als Transponderstation von ARD und ZDF. Wer die Welle auf Augenhöhe zu BBC oder CNN International bringen will, muss mehr Steuer-Millionen anweisen. Die Welt ist der Maßstab, nicht Südtirol oder Sri Lanka. Heißt auch: Bleibt das Geld knapp, muss die Priorität der DW-Aufgaben bei „DW News“ liegen. „The medium is the message.“

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