zum Hauptinhalt
Gerettet. Das Deutsche Fernsehballett darf vorerst weiter tanzen.

© dpa

Deutsches Fernsehballett tanzt weiter: Hoch das Bein

Das Deutsche Fernsehballett steht bereits auf der "Liste bedrohter Kulturinstitutionen" - aber vorerst ist das Ensemble gerettet.

Das Deutsche Fernsehballett ist vorerst gerettet Die Compagnie kann bis mindestens Ende 2015 weiter tanzen. „Wir haben volle Auftragsbücher“, sagte Manager Peter Wolf am Mittwoch in Berlin. Ende November hatte Wolf angekündigt, das Ballett zum 31. März 2014 nach fast 52 Jahren wegen Auftragsmangels schließen zu wollen. Daraufhin sei das in der DDR gegründete Fernsehballett „von einer Welle der Solidarität geradezu überrollt worden“, sagte Wolf. Prominente hätten mehrere Projekte vereinbart. Angesichts der guten Perspektiven verzichte die Compagnie auf eine Schadenersatzklage gegen den MDR.

Auch Auftritte im Berliner Dom stehen auf dem Programm

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hatte das Fernsehballett nach dem Ende der DDR weitergeführt. Für 2012 und 2013 hatte der Sender der Compagnie ein Auftragsvolumen von rund einer Million Euro garantiert. 2014 liefen die vertraglichen Vereinbarungen aus. Daraufhin hatte Wolf die Schließung und die Klage gegen den MDR angekündigt. Der Sender habe seine Zusagen nicht eingehalten, begründete Wolf seine Ankündigung damals. Damit sei dem Ballett die finanzielle Basis entzogen. Der MDR hatte diese Darstellung zurückgewiesen und eine weitere Zusammenarbeit signalisiert.

Die Rettung des Balletts sei mit der Sicherung von rund 35 Arbeitsplätzen verbunden. In den kommenden Monaten sind mehrere Fernsehauftritte geplant, darunter Shows mit Hape Kerkeling und Carmen Nebel im ZDF. Das Ballett werde auf mehr als 20 Stationen der Herbst-Tournee des Geigers David Garrett tanzen. Auch 30 Auftritte zu Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium im Berliner Dom stehen für dieses Jahr auf dem Programm. Die Compagnie werde weiterhin Mieter der Proberäume des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) in Berlin sein, der Fundus bleibe in Berlin-Adlershof.

Ballett steht auf der "Liste bedrohter Kulturinstitutionen"

Der Deutsche Kulturrat hatte das Fernsehballett im Januar 2014 auf die Liste bedrohter Kulturinstitutionen gestellt. Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte nun auf Anfrage, das Ballett sei ein wichtiger Teil von guter Unterhaltung, der ebenso geschützt werden müsse wie etwa ein Opernhaus. Er hoffe, dass die öffentlich-rechtlichen Sender nun das Ballett auch mit Aufträgen unterstützen.

Nach der Wende war die Tanztruppe immer wieder in großen TV-Shows aufgetreten - zuletzt unter anderem bei Florian Silbereisen, Carmen Nebel und Inka Bause. Gegründet wurde das Ensemble 1962 vom Deutschen Fernsehfunk der DDR. Nicht nur Kostüme, Musik und Bewegungen waren exotisch. Zu den bekannten Solistinnen gehörten die Ungarin Emöke Pöstenyi sowie die Halbamerikanerin Susan Baker, die in der DDR Starstatus genossen. Sie traten in Shows wie „Ein Kessel Buntes“ auf. Das Ballett eignete sich mehr als 1400 Choreographien an.

32 Tänzer aus 18 Nationen gehören zum Ensemble

Das Deutsche Fernsehballett mit 32 Tänzern aus 18 Nationen gehört wie das Tanzensemble am Friedrichstadtpalast zu den Größen in der ostdeutschen Showbranche. Dabei glückten allerdings nicht alle Auftritte: Ein Engagement des Fernsehballetts für den umstrittenen Machthaber Tschetscheniens auf Kosten der Gebührenzahler löste Proteste aus und führte letztendlich zum Verkauf durch den MDR. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false