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Thomas Gottschalk und Günther Jauch in der RTL-Show "Die 2"

© dpa

"Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle": Game-Quatsch mit Showstars

Bei ihrem Einstand vor vier Wochen war die neue Show von Thomas Gottschalk und Günther Jauch ein Erfolg. Nun also die zweite Ausgabe von "Die 2". Die Sendung lebt von den beiden TV-Lieblingen - hat aber auch eine Crux.

Montag ist eigentlich kein Showtag. Da steigen auch weniger Leute auf den Kölner Dom, 533 Stufen, weswegen Gottschalk und Jauch bei dieser Frage: Wie viele waren es heute?, gegen "alle" verloren haben. Die waren mit ihrer Schätzung näher dran. "Die 2" hatten nicht bedacht, dass Menschen am ersten Werktag der Woche gern zu Hause bleiben. Und abends fernsehen. Zum Beispiel "Die 2 – Gottschalk und Jauch gegen alle".

Bei ihrem Einstand vor vier Wochen war die "Eventshow" ein Erfolg – mit 6,85 Millionen Zuschauern, einer aufgeräumten Barbara Schöneberger als Moderatorin, einem klaren Sieg "der 2" nach Punkten und gegen das Saalpublikum plus telefonisch teilnehmendem Deutschland. Kann so was noch mal funktionieren?

Der Witz ist, dass die Spiele und Wettkämpfe und Frage-Antwort-Turniere und dieser ganze von Frau Schöneberger erläuterte Game-Quatsch nur die Oberfläche abgeben, unter der ein treuer Fernsehzuschauer mehr erwartet: ein paar Hinweise, in paar Anspielungen, ein paar Sticheleien, ein paar verräterische Reaktionen seitens "Der 2" – sind sie doch ebenso beliebt wie umstritten, ebenso erfolgreich wie fallweise quotengiftig, ebenso sympathisch als Entertainer wie abscheulich als Abgreifer mit Schleichwerbung und anderen Geldschneidetricks.

Thomas Gottschalk und Günther Jauch - mögen die sich wirklich?

Als Jauch gefragt wird: "Wie viele Nullen hat eine Milliarde?" und richtig mit "neun" antwortet, sagt Schöneberger: "Da kennt er sich aus". Und Jauch tut ihr den Gefallen und windet sich und grimassiert, als wolle er stöhnen: 'Also wirklich!'. Das sind die Momente, auf die sich das Publikum freut und um derentwillen es einschaltet. Es weiß ja auch, dass diese beiden Showstars einander lange kennen, es bewundert ihre Chuzpe und hofft dabei heimlich, dass  ihre Lieblinge mal wieder abstürzen. Weil Lieblinge abstürzen müssen, damit sie Lieblinge bleiben.

Obendrein sind die zwei ja sehr unterschiedlich. Der eine trägt ne Brille, der andere ne Matte – mögen die sich wirklich? Oder zeigt sich irgendwann, dass sie einander neiderfüllt belauern? Beim Basketball hat Jauch mehr Körbe reingemacht – oder sah das nur so aus? Jedenfalls reichte es nicht. Deutschland überflügelte das Duo, aber das war wiederum stark beim Sofa-Parcours und beim Hanteln – hier erstaunlich: Gottschalk – und bei der Wissensfrage, wie viel Salz in einer Träne steckt. Und deshalb steht es 5:2 für Gottschalk und Jauch. 

Es ist ja die Crux von Rateshows, dass die eigentlich interessanten Vorgänge, das Rattern im Kopf, nicht Bild werden können. Jauch war und ist mit seiner Millionärs-Show womöglich deshalb so erfolgreich, weil er durch sein Mienenspiel, das immer etwas Entschuldigendes, zugleich aber Spöttisches hat, diese Crux sozusagen mimetisch kommentiert hat. Jetzt bei "Die 2" musste er selbst raten und rechnen und tuschelte dabei mit Gottschalk, was ja überhaupt nicht telegen ist, und es war an Schöneberger, über diese systemimmanenten Leerstrecken hinwegzumoderieren, etwa indem sie immer noch mal die Summe nannte, die gewonnen werden konnte: 100 000 Euro! oder Verona Pooth oder einen Unglücksraben aus dem Saalpublikum vorstellte, der mitspielen musste.

Der Glückspilz, den es auch gab, hieß Christian. Er gewann als Vertreter von "alle", obwohl ja "Die 2" punktemäßig die Nase vorn hatten. Das lag an dem Ballon, der barst, als Christians Licht leuchtete, so waren die Regeln. Alle umarmten einander, während es Ballonfetzen regnete. "Wann platzt der Ballon?" hatte Schöneberger kurz zuvor gerufen, "niemand weiß es." Kein schlechtes Motto für diese Art Show, wenn die Show der Ballon ist und der Knall das Eingeständnis, dass so etwas eigentlich nicht mehr geht.

RTL wird auch zufrieden sein. Zwar kamen im Vergleich zur ersten Folge mehr als 1,3 Millionen Zuschauer abhanden, doch mit 5,54 Millionen Zuschauern sicherten "Die 2" dem Sender erneut den ungefährdeten Tagessieg. Der Marktanteil lag bei 19,4 Prozent.

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