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Medien: Die Besten der Schlimmsten

Heute ist Finale von „Unsere Besten“. Henryk M. Broder hat unsere Schlimmsten gewählt, fünf Deutsche ehrenhalber

Es wäre albern, Jeanette Biedermann, Bärbel Schäfer oder Heino zu den schlimmsten Deutschen zu wählen, dazu sind sie zu bieder, zu blond und zu blind. Sie geben einfach wenig her. Also müssen wir etwas ausholen, über die Grenzen greifen. Ein Deutscher ist nicht, wer einen deutschen Pass hat, von deutschen Eltern stammt oder deutsche FehlfarbenZigarren raucht, ein Deutscher ist, wen die Deutschen gern haben, wem sie zuhören, wem sie Geld hinterherwerfen, ohne es vorher zu zählen. Deutschsein heißt, von den Deutschen geliebt zu werden. Und je mehr einer geliebt ist, umso deutscher kann er sich fühlen.

Schlimmster Deutscher ehrenhalber ist der Amerikaner Michael Moore. Er hat drei Bücher geschrieben, die niemand vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe. Er sagt den Deutschen das, was diese gerne hören wollen. Dass die Amerikaner dumm, primitiv und gewalttätig sind, dass sie im Begriffe sind, die ganze Welt zu beherrschen. So was kommt bei den Deutschen gut an. Deswegen jubeln sie Michael Moore zu und merken nicht, wie sie von ihm abgezockt werden. Moore ist der Prototyp des hässlichen Amerikaners, über den er so gerne schreibt, ein Millionär, der einen auf „Kumpel" macht, dem die Sorgen der kleinen Leute am Herzen liegen. Fragt man ihn, was er mit dem vielen Geld macht, das er mit seinen Agitprop-Auftritten verdient, dann sagt er: „Es hilft mir, die Bücher zu schreiben, die ich schreiben will." Eine Drohung, die wir ernst nehmen sollten.

Schlimmster Deutscher ehrenhalber Nr. 2 ist ebenfalls ein Amerikaner, der New Yorker Peter Eisenman. Er hat das Holocaust-Mahnmal entworfen, das nun doch gebaut wird, obwohl es inzwischen seine Sinngebung ein wenig geändert hat. Es erinnert nicht an die ermordeten Juden, sondern daran, wie großartig die Firma Degussa seit 1997, also nur 52 Jahre nach Kriegsende, ihre Geschichte aufgearbeitet hat. Deswegen muss Degussa bei dem Projekt dabei sein, deswegen ruft Eisenman die Opfer der Nazis auf, sich mit Degussa zu versöhnen. Eine tolle Idee, die ihm sicher noch ein paar Aufträge einbringen wird.

Schlimmster Deutscher ehrenhalber Nr. 3 ist ein Israeli, der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor, ein Mann mit guter Bildung und perfekten Manieren. Seit er den diplomatischen Dienst verlassen hat, hat er viel Zeit und arbeitet als eine Art Guru, der immer dann gerufen wird, wenn es einen Phantomschmerz zu heilen gibt. Das war neulich wieder der Fall, als Avi Primor sagte, wenn man die Degussa boykottiert, dann müsste man auch die Bundesregierung boykottieren, denn diese sei ja die Nachfolgerin der Bande, die im Dritten Reich regiert hat. Wow! Das traf ins Schwarze! Das hätte auch Michael Moore sagen können, wenn man ihn nur gefragt hätte.

Schlimmster Deutscher ehrenhalber Nr. 4 ist André Rieu, ein Belgier. Gäbe es in Deutschland noch eine Monarchie und würde der deutsche Kaiser ein Orchester unterhalten – Rieu wäre sein Kapellmeister. Rieu setzt da ein, wo James Last aufhört, er produziert die gleiche Art von Kaufhaus-Musik, nur dass seine Musiker und Musikerinnen wie Puppen verkleidet auftreten, so dass man nicht weiß, was man zuerst machen muss: sich die Augen oder die Ohren zuhalten. Weil es aber noch nicht genug Karl Moik im Fernsehen gibt, die Wildecker Herzbuben eine Diät machen und Stefan Mross gelegentlich alkoholhalber ausfällt, muss immer wieder Rieu ran. Seltsam, dass ihn noch niemand wegen seelischer Grausamkeit oder Störung der Totenruhe verklagt hat.

Schlimmster Deutscher ehrenhalber Nr. 5 ist Peter Ustinov, ein Engländer, der aber im Gegensatz zu Tony Blair ein ganz, ganz lieber Mensch ist. Es gibt keine Unicef-Gala ohne Peter Ustinov, und wenn bei „Kerner“ oder „Beckmann“ ein Gast kurzfristig ausfällt, wird sofort Peter Ustinov eingeflogen und präpariert. Unvergessen sind seine Kurzfilme an der Seite von Verona Feldbusch zugunsten von … war es die Welthungerhilfe oder die Not leidende Expo in Hannover? … egal, jedenfalls hatte Ustinov viel Spaß, und die Entlohnung soll auch mehr als ordentlich gewesen sein. Ustinov kann, wie früher Genscher, an mehreren Orten zugleich sein, inzwischen tritt er sogar im Magazin der Deutschen Bahn als virtueller Reisender auf. Allerdings soll es auch schon Fernsehgeräte mit einer eingebauten Peter-Ustinov-Sperre geben, sobald er zu sehen ist, schaltet das Gerät auf ein anderes Programm um.

Natürlich gibt es noch mehr schreckliche Deutsche honoris causa, Michail Gorbatschow zum Beispiel oder Michelle Hunziker, aber diese fünf sind die Besten der Schlimmsten. Und wenn das ZDF demnächst wieder eine Show der Superlative startet, wird es sie berücksichtigen müssen. Das wird dann wieder eine tolle Quote geben.

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