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Medien: Die Chefs stehen fest

Der erste Schreck am Wiener Küniglberg ist ausgestanden: Mit 34 von 35 Stimmen hat der Stiftungsrat des ORF die Personalvorschläge der neuen Intendantin, Monika Lindner, bestätigt. Befürchtungen, der FPÖ könnte es zu einem Durchmarsch im Führungsgremium des Senders kommen, haben sich dem Anschein nach nicht bewahrheitet.

Der erste Schreck am Wiener Küniglberg ist ausgestanden: Mit 34 von 35 Stimmen hat der Stiftungsrat des ORF die Personalvorschläge der neuen Intendantin, Monika Lindner, bestätigt. Befürchtungen, der FPÖ könnte es zu einem Durchmarsch im Führungsgremium des Senders kommen, haben sich dem Anschein nach nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Unter den vier neuen Direktoren in der Wiener Zentrale und den neun zum Teil wieder bestellten Landesintendanten ist kein einziger deklarierter FPÖ-Mann.

Auf den ersten Blick drängt sich der Eindruck auf, die Kanzlerpartei ÖVP habe sich an die erste Stelle manövriert. Mit zwei Zugeständnissen an die SPÖ wurde außerdem deren Zustimmung zum Personalpaket erkauft. So bleibt als einziger der "sozialdemokratische" kaufmännische Direktor Alexander Wrabetz im Amt; der bisherige Landesintendant im "roten" Wien, Reinhard Scolik, wird Programmchef. Salzburgs Intendant Friedrich Urban wurde abgelöst, weil er sich mit dem ÖVP-Landeshauptmann nicht vertrug. Die Stellung der ÖVP zeigt sich auch bei Kurt Rammerstorfer, bisher Landesintendant in Oberösterreich, jetzt Hörfunk-Chef in Wien. Einen fachlichen Grund, Manfred Jochum abzulösen, ist nicht zu erkennen.

Was den Informationsauftrag des Senders angeht, wird künftig vieles von Gerhard Draxler abhängen. Eigentlich ist er kein FPÖ- Mann; Haider aber hat ihn als Informationschef durchgesetzt. Man kennt sich: Draxler war Kärntner Landesintendant und hat Haider dort keinen Grund zur Klage geliefert. Draxlers letzte Aktion: Er hob ein Interview ins Programm, das Haider mit sich selbst geführt hatte. Haider hatte "Ground Zero" besucht, und weil es dem ORF zu teuer war, ein Kamerateam hinzuschicken, mietete Haider selbst eines. Sein Sprecher stellte die Fragen. In einer ersten Reaktion auf die Wahl zum Informationschef sagte Draxler, der ORF sei "keine Kampforganisation gegen eine bestimmte Partei oder bestimmte Personen, aber auch kein willfähriges Instrument". Wie er die nachrichtlichen Sendungen des ORF zu gestalten gedenkt, muss sich weisen. Außerdem muss noch die zweite Ebene besetzt werden: die der Sendungsverantwortlichen, der leitenden Redakteure.

Wie stark sich der ORF gegen die FPÖ behaupten wird, ist nicht abzusehen. Bei der Bewährungsprobe im Januar war Generaldirektorin Lindner eingeknickt: Ein Redakteur hatte Haiders Angriffe auf das Verfassungsgericht in einem Kommentar gerügt. Es folgten Anrufe aus Kärnten, die "Analyse" sei von "parteipolitischer Hetze" getragen. Darauf ortete auch Lindner eine "polemische Tendenz des Beitrags, der die vom Objektivitätsgebot gesetzten Grenzen erreicht" habe. Es waren ihre ersten Tage im Amt.

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