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Medien: Die Dame Krakau

„Metropolen des Ostens: Krakau“. RBB-Fernsehen, 20 Uhr 15.

„Metropolen des Ostens: Krakau“. RBB-Fernsehen, 20 Uhr 15. Es ist so, als hätte Filmemacher Johannes Unger darüber Bescheid gewusst, dass der Schönefelder Billigflieger Easyjet seine zwischenzeitlich unterbrochene Verbindung nach Krakau wieder aufnehmen würde. Denn sein Film über die alte Hauptstadt Polens in der RBB-Reihe „Metropolen des Ostens“ schürt die Lust auf einen Kurztrip in diese Stadt, die seine Protagonisten trefflich als „elegante Dame“ beschreiben.

Es ist auch gar nicht schlimm, dass er dabei an Personen und Orten klebt, die im beliebigen „Marco Polo“Reiseführer zu finden sind: Da ist der Hejnal, der berühmte Signalbläser auf dem Turm der Marienkirche. Da ist der unverschämt originelle Karikaturist Andrzej Mleczko, in dessen als Galerie getarnte Touristenfalle die Besucher ebenso tappen wie in den Antiquitätenladen hinter dem barocken Dominikanerkloster. Oder der junge Fremdenführer Michal, dessen polnische Ich-AG ausländische Besucher im Trabi durch die Betonschluchten des realsozialistischen Stahlarbeiter-Albtraums „Nowa Huta“ mit seinen Hochöfen führt. Da sind die beiden ukrainischen Akkordeonspieler, die auf dem Grüngürtel der Altstadt, dem Planty, ihr Glück versuchen, indem sie den Polen ihr schönstes Volkslied spielen.

Der Film führt sie alle zusammen, zu einem gewollt naiv gemalten Bild der schönsten polnischen Stadt. Natürlich kommt auch der Kopf der jüdischen Gemeinde im populären Stadtteil Kazimierz zu Wort, dort, wo die Klezmergruppen ein schnelles Arrangement für die Touristen zupfen, wenn sie im „Ariel“ koscher speisen oder auf den Spuren von Oskar Schindler wandeln, dessen berühmte Liste der Filmemacher immerhin unerwähnt lässt.

Es geht Johannes Unger nicht in erster Linie darum, das soziale Antlitz einer Metropole abzubilden, mit all den Facetten, die eine sich geschwind wandelnde Stadtgesellschaft in Osteuropa zu bieten hat. Dennoch bleibt der Film bis ans Ende seiner 43 Minuten unterhaltsam, auch weil er seine Protagonisten immer wieder besucht, sie gar zusammenführt, so wie es im überschaubaren Krakau tatsächlich passiert.

Olaf S, ermeyer

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