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Medien: Die Frau für das A und O

Ninja Wagner moderiert das „Sportquiz“ im DSF, ein Gewinnspiel gezuckert mit Erotik

„Wie fühlen Sie sich, wenn Sie so halbnackt vor der Kamera stehen?“ Ninja Wagner hat diese Frage schon ein Dutzend Mal gehört – ihre Augen verraten es. Ein leichtes Zucken, kurz vorm Verrollen, dann ihre Antwort, als hätte sie diese aus einem Uschi-Glas-Interview ausgeschnitten: „Ich fühle mich wohl mit meinem Körper.“

Die 24-Jährige moderiert das „Sportquiz“ im DSF (Deutsches Sportfernsehen). Gemeinsam mit ihren Zuschauern sucht sie nachts nach „Automarken mit O“ oder „Automarken ohne A“. Sie macht das in Unterwäsche, und wenn der Moment passt, filmt eine Kamera Wagners Brust in Großaufnahme und wirft das Bild an die Wand hinter ihr. Ninja Wagner moderiert dann vor der Kulisse ihrer Brüste.

„Call-in zu moderieren ist fast schwieriger als ‚Wetten dass ..?‘“, sagt Johannes Brecher, der die Quizsendungen beim DSF verantwortet. Und er meint das wahrscheinlich ernst. Moderatorinnen wie Ninja Wagner könnten interagieren, reagieren und seien spontan, sagt der Teamleiter Call Media. „Ninja kann vor 60 000 Menschen moderieren, das können Gottschalk oder Jauch nicht.“ Brecher sitzt gemeinsam mit Wagner und einem Vertreter aus der DSF-Pressestelle in einem Konferenzraum des Senders; an der Wand hängt das Plakat eines flankenschlagenden Fußballers, in einer gläsernen Vitrine steht das Sparschwein aus der Stammtischrunde „Doppelpass“. Sport, wohin man schaut – nur die vertrocknete Pflanze in der Ecke des Raumes passt nicht ganz zum Image des „Deutschen Sportfernsehens“. Ach ja, und Ninja Wagner.

Doch Image hin oder her, die betriebswirtschaftliche Rechnung geht auf: Seit 2003 setzt der Sportsender DSF auf Gewinnspiele gezuckert mit Erotik. Seit 2004 schreibt das DSF schwarze Zahlen. Sportrechte sind teuer, Quizsendungen nicht.

Ninja Wagner wurde 2006 von einem Praktikanten entdeckt. „Die bekommen von uns die Order, auf den einschlägigen Webseiten zu gucken, ob sie passende Mädels finden“, sagt Johannes Brecher. Passende Mädels sind Mädels, die sich halbnackt vor eine Kamera stellen und dazu noch passabel aussehen. Ninja Wagner wurde 2005 „Autotuning-Supergirl“ der Motorsportzeitung „Auto-Bild“ – ein „passendes Mädel“. Das Casting sei unkompliziert gewesen, sagt sie. Nur wenige Minuten habe sie vor einer Kamera posieren, dann noch ein paar Sätze zur eigenen Person sagen müssen, nichts Wildes. Es gehe um Charisma, sagt Brecher, und darum, ob die Moderatorinnen etwas verkaufen können. Am 6. August 2006 ging Ninja Wagner das erste Mal auf Sendung. Viermal im Monat wird sie seither eingesetzt, meistens eineinhalb Stunden am Stück.

Es sei nie ihr Ziel gewesen, Moderatorin zu werden, sagt Wagner. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Diätassistentin, danach eine Umschulung zur Vertriebsassistentin im Versicherungswesen. In den DSF-Job sei sie so reingerutscht, der Praktikant war schuld. Doch wo sie schon mal im Fernsehen ist, treibt Wagner ihre Karriere voran. Auf dem Videoportal „MuenchenVideo.de“ moderiert sie ihre eigene kleine Serie „Bayerisch ist sexy“. Etwa dreiminütige Clips, in denen Wagner ihren Zuschauern Fragen stellt, die in der darauffolgenden Episode aufgelöst werden. Für Jörg Lüning, Geschäftsführer des Videoportals, ist Wagner die „optimale Person“ für das Format. „Weil Ninja sexy ist, super aussieht und eine tolle Figur hat.“ Wahrscheinlich deshalb saß Wagner zu Weihnachten in einem BH vor dem Kamin. Ihre Zuseher dankten es ihr mit bislang 30 000 Klicks bei 17 Folgen – Rekord auf dem kleinen Videoportal.

Auf ihrer privaten Webseite können sich Fotografen und Agenturen bei Wagner melden, für kleine Fotoaufträge: Akt-, Porträt oder auch Teilaktaufnahmen sind in ihrem Portfolio zu sehen. Hin und wieder melden sich auch Fans der DSF-Moderatorin im Gästebuch. Neben Liebesbekundungen finden sich darin auch Aufforderungen: Sie solle doch ihre Brüste beim „Sportquiz“ etwas mehr streicheln oder mal etwas mehr zeigen. Und dann nimmt der Journalist doch noch einmal ein Augenrollen in Kauf: „Fühlt man sich als ‚Sportquiz‘-Moderatorin nicht als der Köder, den das DSF auswirft, um Zuschauer zu gewinnen?“ Wagner wirkt geschult auf diese Fragen. Nein, sagt sie, Männer seien eben so. Männer, die das „Sportquiz“ schauen, wohl im Besonderen. Und überhaupt: „Solche Einträge sind für mich eher ein Kompliment.“

Wenn sie von guten und schlechten Erfahrungen in den letzten zwei Jahren erzählen soll, fällt ihr nur dieses eine lustige Mal ein, als sie ihren Ohrstöpsel verloren und nichts mehr gehört hat. „Mir macht‘s einfach immer Spaß“, sagt Wagner.

Gemeinsam mit Cheyenne Lacroix und Yvonne Dupont zählt Ninja Wagner zu den beliebtesten „Sportquiz“-Moderatorinnen. Der neue Vertrag mit dem DSF für 2009 ist bereits aufgesetzt. Was soll als Nächstes kommen für eine, die nie daran gedacht hat, Moderatorin zu werden? Ninja Wagners Antwort klingt wieder wie aus einer Benimm-Schulung des DSF: „Ich habe keinen speziellen Ziele. Ich freue mich einfach nur, wenn ich wieder das ,DSF-Sportquiz‘ moderieren darf“, sagt die 24-Jährige, die im Hauptberuf noch immer als Vertriebsassistentin eines Versicherungsunternehmens arbeitet.

Und wie sieht es das DSF? Wo will man noch hin mit ihr, die ohne Probleme vor 60 000 Menschen moderieren kann? In den Nachmittag? In andere Formate? Es ist der Moment des Gesprächs, in dem selbst Johannes Brecher die Sprache für einen Moment abhandenkommt. So spontan Ninja auch sei, sagt der Teamleiter Call Media, „wenn sie unsere News moderieren will, muss sie Bescheid wissen.“ Da ginge es dann natürlich auch um eine Kompetenz im Bereich Sport. „Nehmen wir mal an, es sitzt ein Studiogast wie Reiner Calmund da, und ich als Blondchen, entschuldige, ich weiß noch nicht mal, was Abseits ist.“ Das sei dann doof.

„DSF-Sportquiz“, DSF, montags bis freitags, 23 Uhr

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