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Medien: Die große Freiheit am Ende der Welt

Der Mann lebt am Ende der Welt. Um die Siedlung zu erreichen, in der er lebt, musste Joachim Holtz, der China-Korrespondent des ZDF, erst von Peking nach Ulan Bator fliegen, und von Ulan Bator weiter, über die mongolische Steppe hinweg, tief ins Altai-Gebirges hinein.

Von Barbara Nolte

Der Mann lebt am Ende der Welt. Um die Siedlung zu erreichen, in der er lebt, musste Joachim Holtz, der China-Korrespondent des ZDF, erst von Peking nach Ulan Bator fliegen, und von Ulan Bator weiter, über die mongolische Steppe hinweg, tief ins Altai-Gebirges hinein. Der Mann wohnt dort mit ein paar Verwandten und einem Adler, den er gezähmt hat und der für ihn Füchse fängt; die Fälle verkauft er dann. Eigentlich müsste der Mann für das malerische, vereiste Gebirge keinen Sinn mehr haben, es müsste selbstverständlich sein für ihn, denn er ist nicht weit rausgekommen aus seinem Tal am Ende der Welt. Ja, eigentlich müsste er sich die ganze Welt als ebenso malerisches, vereistes Tal vorstellen. Doch der Mann sagt zum Korrespondenten: "Sehen Sie nur, die Landschaft, ist sie nicht wunderschön? Nie gehe ich hier weg. Hier genieße ich volle Freiheit. Hier kann ich tun, was ich will."

Das ist einer der kleinen, überraschenden Momente der zweiteiligen Reportage "Abenteuer Mongolei", die am Mittwoch um 22 Uhr 20 und am Donnerstag um 22 Uhr 15 im ZDF läuft: Dass die großen Begriffe des Westens - Freiheit, Schönheit, Selbstverwirklichung - selbst am Ende der Welt offenbar ihre Gültigkeit haben.

Drei Wochen ist Joachim Holtz durch das zentralasiatische Land gereist. Wenn man sich das Weihnachtsprogramm anschaut, scheint so eine Korrespondenten-Reise bei den Öffentlich-Rechtlichen fast zu einem Ritual geworden zu sein. Die Männer, die sonst mit Hemd und Krawatte in den "Tagesthemen" etwa die deutsche Entwicklungspolitik anprangern, sitzen dann auf einmal in Goretex-Jacken inmitten von afrikanischen Tänzern oder grönländischen Walfängern. Und lachen und klatschen im Takt. Ein paar Beispiele aus diesem Winter: Dreckmann, der Afrika-Korrespondent der ARD, war in Simbabwe. Gerd Ruge in Südafrika. Und selbst der Intendant verreiste: WDR-Chef Pleitgen fuhr ins Erzgebirge.

Joachim Holtz hatte seinen Kalender für seine Mongolei-Reise vollgepackt. Die Termine: Byabadori, den Schamanen, hat er besucht, Yandag, den Bauern, Nadsagdorj, den Nomaden. Außerdem das Grab von Dschingis Khan und die historische Hauptstadt des Landes. Die Aufzählung lässt schon ahnen: Nur an wenigen Stellen ist die Reportage so überraschend wie beim Interview mit dem Felljäger aus dem Altai-Gebirge. Schöne Bilder hat Holtz mitgebracht, das muss man sagen. Bilder, von Menschen mit sonnengegerbten Gesichtern und von weiten Landschaften. Ein Kontrastprogramm zum dunklen, deutschen Winter. Aber sein Bild der Mongolei wirkt ein bisschen klischeehaft. Wie eine Gruppenreise samt Folkloreproramm.

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