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Medien: Die Kraft der Rituale

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Wer jetzt entspannt Ferien machen will, sagen die Kenner, soll einfach in Berlin bleiben. Leere Straßen, unaufgeregter Betrieb, zivile Preise.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Wer jetzt entspannt Ferien machen will, sagen die Kenner, soll einfach in Berlin bleiben. Leere Straßen, unaufgeregter Betrieb, zivile Preise. Auch das örtliche Kulturradio genehmigt sich eine ausgedehnte Sommerpause. Nichts von Hörspiel, Essay oder Dokumentation. Ganz Berlin hört das Programm der „Internationalen Musikfestspiele 2003“. Am Montag kommt es aus SchleswigHolstein, Dienstag aus Sanssouci. Mittwoch sind die Musikfestspiele Saar dran, Donnerstag die London Proms (Radio Kultur, jeweils ab 20 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Aber die überregionale Konkurrenz schläft nicht mit. Wer im Sommer geistige Erfrischung sucht, dem sei das Feature „Die Magie der Wiederholung“ von Wolf Eismann empfohlen. Es geht ebenfalls um Musik, doch das Thema ist abgründig. Eismann untersucht die Rolle von Ritualen in unserer Lebensorganisation. Die Lebensmusik gewissermaßen, das rhythmisch Wiederkehrende, die festen Melodiebögen. Rituale entlasten vom Druck des Neuen, schaffen Gelegenheit zur Konzentration. Aber man darf sich nicht davon auffressen lassen. Wer der Magie der Wiederholung zu sehr erliegt, endet in der Zwangsneurose (Deutschlandfunk, 27. Juli, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Die meisten von uns haben schon mal die Aufführung eines Bühnenwerks miterlebt. Sie kennen „Die Stille vor dem Applaus“, die so vieldeutig sein kann. Autor Karl- Heinz Ott hat dem Phänomen einen ganzen Essay gewidmet. Der Vorhang ist zu, der letzte Ton verklungen. Das Publikum schweigt, die Künstler zittern. Manchmal dauert es eine halbe Minute lang. Werden gleich Bravos donnern oder Buhs explodieren? Die Welt ist in der Schwebe. Eine philosophisch ergiebige Situation, wie der Autor befindet (SWR 2, 28. Juli, 21 Uhr, Kabel UKW 107,85 MHz).

Karl Marx und Sherlock Holmes sind sich nie begegnet. Obwohl sie gewissermaßen Zeitgenossen waren. Autor David Z. Mairowitz hat die beiden Jahrhundertfiguren zusammengebracht. In seinem amüsanten Krimi „Sherlock Holmes und der Fall Marx“ muss der Meisterdetektiv zuerst nach einem Manuskript von Marx suchen, später ist der Autor selbst verschwunden. Privat liebt Holmes den Pessimisten Schopenhauer, aber ganz unsympathisch ist Marx auch nicht. Außerdem hat er eine nette Tochter (SWR 2, 27. Juli, 16 Uhr 05).

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