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Medien: „Die Männer müssen sich anstrengen“

Glückwunsch, Frau Hamann - gerade mal ein Jahr beim ZDF und schon zur „Anchor-Woman“ von „heute“ aufgestiegen. Waren Sie selbst überrascht von Ihrem Erfolg?

Glückwunsch, Frau Hamann - gerade mal ein Jahr beim ZDF und schon zur „Anchor-Woman“ von „heute“ aufgestiegen. Waren Sie selbst überrascht von Ihrem Erfolg?

Klar war ich erst mal ziemlich verblüfft, so schnell die Nachfolge von Claus Seibel anzutreten. Eigentlich dachte ich, dass es beim ZDF Jahre dauern würde, bis man so einen Traumjob bekommt.

Was gab den Ausschlag für den rasanten Aufstieg?

Ich weiß es nicht. Da fragen Sie besser meinen Chef Helmut Reitze. Aber ich glaube, dass ich grundsätzlich mit sehr viel Spaß an meinen Beruf herangehe. Vielleicht merkt man das. Bei der Arbeit im ZDF hat sich diese Tendenz eher noch verstärkt.

Wie beschreiben Sie Ihre neue Aufgabe?

Da ich vorher schon die Nachrichten im „heute-journal“ präsentiert habe, ist es so ziemlich dasselbe wie bisher: Seriös Nachrichten formulieren, und zwar so, dass sie der Zuschauer versteht.

Sie haben Ihr Volontariat bei Pro 7 gemacht, dann bei Vox und Sat 1 moderiert. Kann es sein, dass die Öffentlich-Rechtlichen bei der Nachrichtenpräsentation mit jungen Frauen an den Erfolg der Privaten anknüpfen wollen?

Das Volontariat bei Pro 7 würde ich wohl heute nicht nochmal machen. „Spiegel TV“, also die Vox-Nachrichten, die waren mein eigentliches Volontariat. Da wurde viel Wert auf Seriosität gelegt. Insofern möchte ich hier das Vorurteil vom unseriösen Privatsender heftig zurückweisen.

Beim ZDF Nachrichten zu machen, stellt für Sie keinen großen Unterschied zu Vox dar?

Naja, das ZDF ist für mich schon eine Art Olymp. Allein das Korrespondentennetz, die Menschen, die einem komplizierte Sachverhalte erklären können, ob nun vor oder während der Sendung, das ist echt toll.

Mit Ihnen und Petra Gerster steht es bei „heute“ 2:1 für die Frauen. Auch bei Talkshows und Magazinen dominieren plötzlich Journalistinnen wie Marietta Slomka, Anne Will, Maybrit Illner. Können Sie sich erklären, warum das Fernsehen die Frauen so feiert?

Vielleicht, weil bisher vor allem Männer wie Wickert oder Lojewski das Sagen hatten und beim männlichen Nachwuchs nichts mehr nachgekommen ist. Wenn sich die Männer ein bisschen anstrengen, steht im „Spiegel“ vielleicht in zwei Jahren wieder was von den „neuen Nachrichtenmännern". Jetzt sind wohl erst einmal die jungen Frauen dran.

Sie haben eben den „Spiegel“ erwähnt. Da wurde erst kürzlich eine Riege „junger, pragmatischer Moderatorinnen“ ausgemacht, denen „unerschrockenes Nachfragen wichtiger ist als politisch-moralische Bekenntnisse.“ Gibt es Gemeinsamkeiten zu den Kolleginnen Will oder Slomka?

Geben Sie mir noch ein, zwei Jahre Zeit. Dann kann ich das vielleicht besser beantworten. Im Moment sehe ich mich noch in gar keiner „Riege".

Beim Alter liegen Sie auf einer Linie mit Will und Slomka. Nun wird gerade Ihre Generation der 30-Jährigen oft als unpolitisch gescholten. Waren Sie in der Hinsicht immer schon anders?

Nee, so anders war das bei mir gar nicht. Als ich jung war, habe ich mich eher für alte Geschichte interessiert, als für das, was aktuell passierte. Das Gefühl für Nachrichten und politische Inhalte ist eigentlich erst im Volontariat mit Anfang 20 gekommen. Dann konnte ich aber nicht mehr genug davon bekommen. Ich hatte ja einiges aufzuholen.

Sie haben Ihre neue Aufgabe vorhin als „Traumjob“ bezeichnet. Wollten Sie immer schon „Nachrichtenfrau“ werden?

Nein, früher träumte ich eher davon, die große Literatur-Rezensentin zu werden. Tja, da habe ich mich dann doch etwas mit meinen Begabungen vertan.

Nun sind Sie ja nicht nur Sprecherin, sondern auch ausgebildete Redakteurin. Schreiben Sie bei „heute“ Ihre Texte denn noch selbst?

Klar, das ist ja die Herausforderung dieses Berufs. Reines Präsentieren würde mir nicht reichen. Ich will ja meinen Kopf einsetzen.

Wie bereiten Sie sich auf die erste „heute“-Sendung vor?

Eigentlich wie immer. Konferenzen, Nachrichten gucken, Sender beobachten, Agenturen lesen, Zeitungen lesen, formulieren, schreiben. Und dann wieder, bis zur letzten Minute, Hintergrundberichte anschauen. Letztlich habe ich immer das Gefühl, ich hätte noch mehr tun müssen.

Wer war der erste Nachrichtenmann, die erste Nachrichtenfrau, an den/die Sie sich erinnern?

Sie werden lachen: Claus Seibel.

Das Gespräch führte Lisa Stocker.

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