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Medien: „die story“ einer tödlichen Organspende

Eine junge Frau stirbt an Silvester 2004 in der Uniklinik Mainz. Sechs Organe werden mit Zustimmung der Mutter entnommen und transplantiert.

Eine junge Frau stirbt an Silvester 2004 in der Uniklinik Mainz. Sechs Organe werden mit Zustimmung der Mutter entnommen und transplantiert. Eine verhängnisvolle Entscheidung, denn drei der Empfänger kommen in den nächsten Wochen ebenfalls ums Leben. Tilman Wolff rekonstruiert in der „story“-Reihe den bisher folgenschwersten Irrtum in der Transplantationsmedizin in Deutschland. Das Ergebnis seiner Recherchen ist beunruhigend: „Auch heute würden wir wieder in diese Falle tappen“, sagt Peter Galle, Leiter der Mainzer Uniklinik. Das Restrisiko, dass eine seltene Viruserkrankung bei der Blutuntersuchung des toten Patienten übersehen wird, bleibt bestehen. Im Zweifel werden Organe ohne exakte Kenntnis der Todesursache transplantiert. Eine strengere Handhabung hätte „harte Konsequenzen“, erklärt Professor Galle. Angesichts des Organmangels ist das Risiko zu sterben, weil nicht rechtzeitig ein Spender gefunden werden kann, erheblich höher. Unklar bleibt jedoch, warum das Blut vor einer Transplantation nicht auf eine größere Anzahl potenzieller Erkrankungen untersucht wird – wegen der Kosten?

Natürlich fehlen Tilman Wolff vielfach die konkreten Bilder zum Fall, zumal die Anonymität der jungen Spenderin so weit wie möglich gewahrt wird. Doch wichtiger ist: Der Autor bleibt wohltuend sachlich. Er protokolliert den Ablauf der Ereignisse und verzichtet auf anklagenden Tonfall. Bemerkenswert, dass alle beteiligten Mediziner sich vor der Kamera äußern. Die Patientin hatte bei ärztlichen Befragungen eingeräumt, dass sie Drogen konsumiere, doch im Blut wurden keine Drogen gefunden. Da die Mediziner aber für den rätselhaften Krankheitsverlauf keine andere Erklärung fanden, blieb die einmal gestellte Diagnose „drogeninduzierte Psychose“ übrig. Dass sie wenige Wochen zuvor bei einer Indien-Reise eine Kratzwunde von einem streunenden Hund erlitt, wird erst nach ihrem Tod bekannt – zu spät für die Empfänger ihrer Organe. tgr

„die story: Die transplantierte Tollwut“, WDR-Fernsehen, 22 Uhr 30

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