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Die Tour im TV: Mit und ohne Beine

Beine abhacken? Jörg Jaksche will möglichst schnell wieder aufs Rad steigen.

„Bevor ich über einen anderen Fahrer was sagen werde, können Sie mir beide Beine abhacken“, hat Jörg Jaksche am Montag dem tapfer nach Doping fragenden ARD-Mann Michael Antwerpes ebenso tapfer ins Mikrofon gesprochen – und man ahnt, was er damit meint. Jaksche, Ex-Doper, „Spiegel“-Geständiger und potenzieller Kronzeuge für die Welt-Anti-Dopingagentur will nach möglichst kurzer Sperre wieder aufs Rad steigen. Noch ist das sein Beruf. Ohne Beine hätte der keinen Sinn. Mit dem Stempel eines Verräters auf dem Trikot aber auch nicht.

Als journalistischer Scoop, flankierend zur Tour-Übertragung, taugt Jaksche deshalb nur noch bedingt. Für die dritte Etappe der Tour von Dünkirchen ins belgische Gent hat er, bevor dann endlich die ersten Fahrer ins Bild rollen durften, in der ARD eine Art Prolog gesprochen. Das war bisweilen ein nicht ganz leicht zu akzeptierender Ausflug in die dunklen Tagen des Radsports – und nichts deutet vorerst darauf hin, dass die endgültig vorbei sein sollten. Andreas Klöden, der deutsche Tourfavorit, der für das umstrittene Team Astana fährt und von den Medien derzeit mit reichlich spitzen Fingern angefasst wird, hat Jaksche dieser Tage als „durchgeknallt" bezeichnet. Im Fahrerfeld ist er mit diesem Urteil wahrscheinlich nicht mal in einer Minderheit. Jörg Jaksche hat dafür am Montag bei Michael Antwerpes am Mikro sogar „Verständnis und Mitleid" bekundet – und dann noch gesagt, dass er dies vor einem Jahr noch genauso gesehen hätte, damals „noch im System“.

Es stellt sich also die „Systemfrage“ in diesen Tagen für die Tour de France. Derzeit wird sie nur stellvertretend als Kampf um die Deutungshoheit geführt. Kurze Prognose: Viel zu lachen wird Jörg Jaksche bei seiner Rückkehr ins Peloton nicht mehr haben.

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