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Medien: Die Unbestechliche

Leichenbeschauer, Altenheimbewohner, Kanalarbeiter, Suppenküchenbesucher: Das sind die Helden von Gabriele Goettles Reportagen. Einmal im Monat erscheinen sie in der „taz“, seit 15 Jahren: Nachrichten aus der Parallelgesellschaft derer, die die übrige Medienwelt links liegen lässt.

Leichenbeschauer, Altenheimbewohner, Kanalarbeiter, Suppenküchenbesucher: Das sind die Helden von Gabriele Goettles Reportagen. Einmal im Monat erscheinen sie in der „taz“, seit 15 Jahren: Nachrichten aus der Parallelgesellschaft derer, die die übrige Medienwelt links liegen lässt. Am Sonntag hat Hans Magnus Enzensberger der 55-jährigen Autorin sein Ludwig-Börne-Preisgeld in Höhe von 20 000 Euro geschenkt. Die in Berlin von 1000 Euro monatlich lebende Goettle, so Enzensberger in seiner Dankesrede, sei eine wie Börne: „unbestechlich, jedem Kompromiss abgeneigt und für alle gehobenen Positionen ungeeignet“. Lieber durchforsche sie „deutsche Sitten, deutsche Bräuche und deutsche Spuren“ – so auch die Titel der in Enzensbergers „Anderer Bibliothek“ erschienenen drei Goettle-Bücher; im Jahr 2000 ergänzt um „Die Ärmsten!“.

In der Tat reiste Goettle mit der Fotografin Elisabeth Kmölniger, die die Bilder zu ihren Texten beisteuert, Jahre lang in einem VW-Bus durch die neuen und alten Bundesländer, auf der Suche nach dem anderen, unbekannten Deutschland. Und tatsächlich ist sie so unbestechlich wie öffentlichkeitsscheu: Angebote besser zahlender Blätter lehnte sie ab, den Ben-Witter-Preis 1996 nahm sie nicht persönlich entgegen. In einer ihrer ersten „taz“-Geschichten hatte Goettle 1987 die Schriftsteller beim dreitägigen „literataz“ Experiment (Dichter machten die taz) beobachtet und als Nachrichtenchefin mitgewirkt. Zu den ihr unterstellten Redakteuren gehörte – neben Heiner Müller und Claudio Magris – Hans Magnus Enzensberger. Tsp

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