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Applechef Steve Jobs erklärt, wie Macbook, iPhone und iPad sich gegenseitig beeinflussen.

© Reuters

Apple-Keynote: Das Ende des Macintosh-Computers

Apple baut seine Konzernstrategie um und setzt nun vollständig auf mobile Geräte und den App-Store. Und man ignoriert Netbooks und Gamer nicht mehr.

Die Apple-Keynote war interessant, nicht unbedingt wegen der neuen Produkte, die Apple-Chef Steve Jobs dort vorstellte. Sondern viel mehr wegen der Ausrichtung des Geschäfts, die sich darin zeigte.

Nach all dem Hype um iPhone und iPad wollte man den Kunden und vielleicht auch sich selbst offensichtlich zeigen, dass die ursprüngliche Stärke von Apple gute Homecomputer waren. "Back to the Mac" (zurück zum Mac) war die Produktshow überschrieben, dabei ging es eher um das Gegenteil, den Abschied von der Idee des Macintosh-Computers. Dieser Kiste also, die auf dem Schreibtisch herumsteht.

Die Keynote begann wie immer mit Zahlen. Der Konzern macht demnach 33 Prozent seiner Einnahmen mit seinen Macs und Macbooks, immerhin 22 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2010. Auf dem amerikanischen Markt hat man damit inzwischen nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 20,7 Prozent. Verglichen mit früheren Zeiten ist das enorm.

Noch 2007 lagen die Schätzungen für die Zahl der weltweiten Mac-Nutzer bei 20 Millionen, verglichen zu 340 Millionen Nutzern von Windows-Computern. Nun sagte Jobs, die Zahl der Macnutzer (ohne iPhone und anderen) sei auf mehr als 50 Millionen weltweit gestiegen.

Gleichzeitig aber ist es längst nicht mehr das wichtigste Ziel, diesen Anteil zu steigern. Apple ist kein Computerhersteller mehr. Im Vierten Quartal des Geschäftsjahres 2010 verkaufte man zwar 3,89 Millionen Macintosh-Computer. Aber eben auch 14,1 Millionen iPhones, 9 Millionen iPods und 4,19 Millionen iPads. Und vor allem Milliarden Lizenzen für kleine Programme, Apps genannt.

Möglicherweise war es daher gleichzeitig die letzte Keynote, die sich so vordergründig mit dem Mac befasste. Wobei es eigentlich vor allem um die Software für sie ging.

Ausführlich wurden die überarbeiteten Versionen von iPhoto oder iMovie vorgestellt, wurde über Multitouchgesten und über Videotelefonie via Facetime geredet, die nun auch auf Macs möglich ist.

Langfristig wichtiger aber ist eine andere Entwicklung: Apple dehnt sein Konzept der Apps von mobilen Geräten auf Homecomputer aus. Ab sofort gibt es auch für den Mac einen Internetladen, mithilfe dessen Programme sich kaufen, laden und sofort installieren lassen.

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Der App-Store genannte Dienst hat das Geschäftsmodell von Apple revolutioniert. Denn die Apps werden nicht von Apple selbst programmiert, sondern von einer Vielzahl Entwickler, die sich ein Geschäft erhoffen. 600.000 seien es derzeit, sagte Jobs und es würden jeden Monat 30.000 mehr. Die Idee dabei: Die eigentliche Arbeit machen andere, weswegen die Zahl der Programme rasant wächst. Denn so reich wie Apple auch sein mag, niemals könnte sich der Konzern leisten, mehr als eine halbe Million Entwickler auf den Lohnlisten stehen zu haben. Der Verkaufserlös wird geteilt, 70 Prozent für den Entwickler, 30 Prozent für Apple.

Bei bislang sieben Milliarden heruntergeladenen Programmen bleibt da eine Menge Geld bei Apple hängen.

Man kontrolliert dabei sehr genau, was in dem Shop verkauft wird und legt durch rigide Vorgaben fest, wie die Programme in den verschiedenen technischen Umgebungen zu laufen haben und welche Inhalte erlaubt sind. Kritiker reden dabei von Zensur, da beispielsweise auch der Umgang mit Sexualität auf interessante Art kontrolliert wird.

Apple redet lieber von Nutzerfreundlichkeit und setzt nun voll auf das Konzept. Ein logischer Schritt also, den App-Store auf den Mac auszudehnen. Innerhalb von 90 Tagen wolle man ihn starten, sagte Jobs. Im Sommer dann kommt auch ein neues Betriebssystem genannt Lion.

Ebenfalls neu ist der Versuch von Apple, in einen Markt zu dringen, den man bislang eher ignorierte, den der Netbooks. Diese Klasse von kleinen Laptops gibt es erst seit wenigen Jahren, doch ist sie enorm erfolgreich. Zwar installierte Apple mit dem iPad eine ebenfalls neue und ganz eigene Computerkategorie, doch will man nun auch beim dem Geschäft dazwischen mitverdienen.

Vehikel dazu ist das Macbook "Air". Das gab es schon, nun aber wird es kleiner und mobiler und wirkt wie eine Mischung aus iPad und den bisherigen Macbooks: es ist leichter und handlicher als übliche Notebooks, hat eine längere Batterielaufzeit (sieben Stunden beim Surfen mit einem WLAN), einen Flash-Speicher statt einer Festplatte mit beweglichen Teilen und einen hochauflösenden Bildschirm. Größe und Bedienung – zentrales Element ist ein großes Glaspad für Multitouchgesten – erinnern an das iPad; komplette Tastatur und "großes" Betriebssystem dagegen sind die Verbindung zum Macbook.

Zwei Versionen wird es davon geben, eine mit einer Bilddiagonale von 13,3 Zoll und eine kleinere mit 11,6 Zoll. Beide haben zwei USB-Anschlüsse, eine Kopfhörerbuchse und zum Anschluss von beispielsweise Bildschirmen den Appleeigenen Mini-Display-Port. Das größere Gerät kann außerdem SD-Speicherkarten lesen. Von bisherigen Netbooks unterscheidet sie aber vor allem der Preis, die Geräte kosten zwischen 999 und 1599 Dollar.

Und noch etwas ändert sich an der Strategie: Apple hört offensichtlich auf, die wachsende Zahl der Computerspieler zu ignorieren. Jahrzehntelang waren Games ein unbedeutender Teil des Apple-Universums. Nun aber kooperiert man mit Valve, einem Hersteller also, der viele der neu erscheinenden Games auch für Macs verfügbar macht.

Valve bietet im Netz die Plattform "Steam" an. Sie dient in erster Linie dazu, via Internet Programme zu verkaufen und zu aktualisieren (samt den Möglichkeiten zur Kontrolle der Nutzerlizenzen), ähnlich wie der App-Store. Gleichzeitig aber macht die Plattform es seit Mai 2010 eben möglich, Games wie Half Life auch auf dem Mac zu spielen.

Steve Jobs war diese Kooperation nun eine Erwähnung wert. Ein Zeichen dafür, dass man den Computerspielemarkt inzwischen ernst nimmt.

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