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Assassin's Creed Unity: Vive la révolution!

Kampf der Geheimbünde: Im Computerspiel „Assassin’s Creed Unity“ wird das Paris des Jahres 1789 wieder lebendig - nach vier Jahren Entwicklungsarbeit

Die Revolution ist in vollem Gange: Die Bürger von Paris rebellieren gegen die arrogante Obrigkeit. Auch vor der Kathedrale Notre-Dame hat sich eine Menschenmenge versammelt, die Luft ist von zornigen Stimmen erfüllt. Hoch über den Köpfen der Menge, auf einem nahen Hausdach, lauert ein Mann mit dunkler Kapuze. Er hat den Auftrag, einen Aristokraten auszuschalten, der gerade in Notre-Dame weilt. Um hineinzugelangen, gibt es mehrere Möglichkeiten: durch den schwer bewachten Haupteingang – oder über die Fassade der Kathedrale.

Die Szene stammt aus dem Computerspiel „Assassin’s Creed Unity“. Der neueste Teil der Action-Reihe (USK 16) erscheint am 13. November für PS4, Xbox One und PC – und wird eine der lebendigsten Spielwelten bieten, die zurzeit technisch machbar ist. Spieler schlüpfen in die Rolle des Kapuzenmanns Arno, der als Mitglied der Assassinen-Bruderschaft gegen feindliche Templer kämpft.

Beide Geheimbünde sind tief in die Wirren der Französischen Revolution verstrickt: Wer an welchen Strängen zieht, ist nur schwer durchschaubar. Kletternd, schleichend und meuchelnd bewegt sich Arno durch das revolutionäre Chaos – und verfolgt dabei auch einen ganz persönlichen Racheplan, der allerdings mit Liebesdingen kollidiert. In seinen Abenteuern stiehlt Arno Schätze, beschattet zwielichtige Typen und stoppt Hinrichtungen in letzter Sekunde. Das revolutionäre Paris ist dafür ein opulenter Schauplatz.

Seit ihrem Start im Jahr 2007 verknüpft die Action-Serie ihr Geheimbund-Szenario mit historischen Ereignissen und Orten. Assassinen und Templer bekämpften sich bereits im mittelalterlichen Florenz, im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg oder auch in den karibischen Piratengewässern des 18. Jahrhunderts. Die weitläufigen Spielwelten waren dabei stets frei erkundbar und detailliert gestaltet. In Sachen Detailreichtum legt „Unity“ nun allerdings noch eine Schippe drauf. Bis zu 5000 computergesteuerte Figuren kann das Spiel zeitgleich auf dem Bildschirm darstellen – ein enormer Rechenaufwand, weil sich jede Figur anders verhält. Die Massenszenen im Spiel wirken dadurch sehr glaubwürdig. Allerdings geraten selbst PS4 und Xbox One dabei gehörig ins Schwitzen, Hersteller Ubisoft musste die Bildrate deshalb um die Hälfte (auf 30 FPS) kürzen.

Zehn Ubisoft-Studios weltweit waren an der Entwicklung beteiligt

Fast vier Jahre hat die Entwicklung von „Unity“ gedauert, zehn Ubisoft-Studios rund um den Globus waren daran beteiligt. Am meisten beeindruckt die Rekonstruktion des historischen Paris. Anhand von Plänen, Buchquellen und einer Vielzahl aktueller Fotos wurde das Stadtgebiet auf einer Fläche von gut 21 Quadratkilometern digital bebaut. Als Orientierungspunkte im Häusermeer dienen mehr als 30 architektonische Wahrzeichen, darunter der Invalidendom, Sainte-Chapelle, der Louvre und der Palais du Luxembourg. „Notre-Dame war die größte Herausforderung“, berichtet Mohamed Gambouz, der als Art Director für die detailgetreue Umsetzung der Bauten sorgte – bei der berühmten Kathedrale dauerte das zwei Jahre. „Wir mussten verschiedene Detailstufen berücksichtigen: kleinste Reliefs, größere Strukturen wie Wasserspeier und die kompletten Ausmaße des Gebäudes“, so Gambouz. „Aus großer Entfernung sollte Notre-Dame genauso gut aussehen wie aus unmittelbarer Nähe.“

Nicht alle Wahrzeichen hatten 1789 schon ihr heutiges Aussehen. Beim Hôtel de Ville etwa fehlten die Seitenflügel, im Spiel kommen sie deshalb auch nicht vor. In anderen Fällen war Ubisoft das Spielerlebnis wichtiger als historische Korrektheit. So wurde die Festung Bastille bekanntermaßen 1789 erstürmt und geschleift – in „Unity“ steht sie aber noch ein paar Jahre länger, damit Spieler die Handlung flexibel absolvieren können. Die Ausmaße des historischen Paris haben die „Unity“-Macher mit einem Trick reduziert: Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto kleiner wird der Maßstab. Dennoch habe die Manipulierbarkeit Grenzen, sagt Nicolas Guérin, Chefdesigner der Spielwelt: „Wenn eine Stadt realistisch wirken soll, muss die Position der Wahrzeichen zueinander stimmen.“ Ändert man sie, verlieren Spieler die Orientierung – und das Spiel die Glaubwürdigkeit.

Mit dabei: Napoleon und der Marquis de Sade

Das Paris von „Unity“ hat sieben Stadtteile – und jeder davon eine ganz eigene Atmosphäre. Spieler sollen bei jedem ihrer zahllosen Ausflüge neue Erfahrungen machen, sei es im noblen Marais, im politisierten Louvre-Viertel, im schwer verseuchten Gerberviertel oder in Les Halles, das damals Europas größten Markt beherbergte. „Je nach Viertel unterscheiden sich Leute, Architektur, Lichtverhältnisse und Stimmung“, sagt Guérin. Viele Häuser wird Arno von innen erforschen können. Spieler werden in „Unity“ auch viele historische Gestalten treffen. So zum Beispiel Napoleon I. und den Marquis de Sade, aber auch spannende Figuren wie das Wissenschaftsgenie Lavoisier und den Detektiv Vidocq.

Eine weitere Neuerung gegenüber früheren Assassin’s-Creed-Spielen: „Unity“ soll auch viele Pariser Mythen und Geschichten zum Leben erwecken, mehr als 120 davon haben die Entwickler in Nebenmissionen verpackt. „Da gibt es zum Beispiel die Geschichte vom roten Geist, der allen französischen Herrschern erschien und ihnen das Regierungsende ankündigte“, erzählt Guérin. „Im Spiel ist der Geist Teil eines Rätsels: Man muss herausfinden, wer diesen armen Kerl einst ermordete.“

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