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Markus Lanz als größtmöglicher gemeinsamer Nenner.

© dpa

Das perlt: Lanz kommt unfallfrei durch seine Weihnachts-Ausgabe von „Wetten, dass..?“

Die Ansprechversuche bei den Wettkandidaten sind peinlich, die Gespräche auf der Couch kommen nicht in Schwung - doch Markus Lanz ist immer noch der größtmögliche gemeinsame Nenner für Deutschlands erfolgreichste Show. Fast neun Millionen Zuschauer können einfach nicht irren.

Samstagabend im ZDF. Markus Lanz und „Wetten, dass…?“ zum Dritten. Federleicht bei dankbaren Freiburgern gelandet, die den – bislang ja äußerst kritisch beäugten - Gottschalk-Nachfolger mit minutenlangem Applaus in der Halle empfingen, fast so lang wie bei Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag. 

Hollywoodstars ist dieser mediale Auftrieb offenbar egal. Kein Sylvester Stallone, kein Daniel Craig, keine Kate Moss an der Dreisam. Ein Novum in der „Wetten, dass..“-Geschichte. Das hätte es bei Gottschalk nicht gegeben. Dafür Heino Ferch. Der spielt mit in „Hotel Adlon“, quasi ein deutscher TV-Blockbuster.  Aus der Not hat das ZDF bei dieser Ausgabe eine Tugend gemacht und auf deutsche „Frauenpower“ (Lanz) gesetzt: Maria Furtwängler, Helene Fischer und Nena rückten neben Ferch, Florian David Fitz und Karl Dall zum Plaudern an. Die Weltstars Rihanna, Pink und Alicia Keys trieb es für ein paar Minuten auf die Showbühne. 

Dem ZDF ist zugute zu halten, bei der Neukonzeptionierung nach dem Abgang von Thomas Gottschalk die Balance zwischen Wetten und Gäste-Talk gefunden zu haben. Das mit der schlagfertigen Gesprächsführung ist nach wie vor nicht die Sache von Markus Lanz. Vor allem nicht in der großen Runde vor einem Millionenpublikum. Wenn dann noch ein Gast launisch herüber kommt. Ein ums andere Mal fuhr Nena Markus Lanz ins Wort. Der war sehr an Nenas Erfolg in den 1980ern interessiert. 99 Luftballons? Darauf Nena: Ach ne, kannst du mir nicht Fragen nach dem Hier und Jetzt stellen? 

Nena nervt. Und zwar sehr. Im Hier und Jetzt. Lanz und der „Wetten, dass…?“-Zuschauer hatte zu Beginn dieses Abend zu beherzigen, was Nena der – zuletzt leicht mediengemeuchelten – Verlegergattin und Schauspielerin Maria Furtwängler riet: Aktiviere deinen Lotus. Dann perlt alles an dir ab. 

Abgehakt. Abgeperlt. Neues Thema. Lanz-Fans kennen solche Irritationen und stören sich nicht daran. Lanz-Hasser werden auch nach dieser Show nicht eines Besseren belehrt sein. Es gibt keinen anderen größtmöglichen gemeinsamen Nenner für die Moderatorenrolle von Deutschlands immer noch erfolgreichster TV-Abendunterhaltung. Da können Lanz’ Ansprechversuche bei den schwitzenden Wettkandidaten noch so peinlich sein, die Gespräche auf der Couch noch so langsam in Schwung kommen. Gerüchte, Mode, Kindererziehung – mühsam hangelte sich der Moderator thematisch an seinen sieben Gäste auf der Wett-Couch entlang.   

Nenas Zicken hatte Lanz irgendwann nach Zehn aus dem Anzug geschüttelt und saß wieder couragiert im weißen Hemd da, mit hochgekrempelten Ärmeln. Ein Markenzeichen. Lanz erarbeitet sich die Show. Wobei diesmal auch die witzigen Antworten von Ossi-Comedian Olaf Schubert halfen, einem der Lichtblicke des Abends.

Ach so, die Wetten. Der Junge mit der Torwand auf dem Kinn durfte seine Balance-Künste bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre in „Wetten, dass…?“ demonstrieren. Das spricht nicht gerade für ein großes Reservoir an neuen Wettideen. Am Ende ging der Sieg an eine Kajak-Wette. Alles nicht weiter spektakulär, alles auf Nummer sicher, nach dem schweren Unfall eines Wett-Kandidaten, der zum Rücktritt von Thomas Gottschalk geführt hat.

Wenn man sich „Wetten, dass..?“ längere Zeit nicht angesehen und dann drei Stunden durchgehalten hat, ist die Frage mal wieder ganz sinnvoll, warum die Show so erfolgreich ist. Weil sie da ist, wie ein Berg. Weil sich knapp neun Millionen Zuschauer nicht irren können, auch wenn die Quote schlechter war als zuletzt. Weil „Wetten, dass….?“ “Wetten, dass…? ist, ein sich selbst erhaltendes System, das weder Markus Lanz noch Thomas Gottschalk noch Cindy aus Marzahn zerstören können. Beim nächsten Mal wird sich dann auch wieder Hollywood-Prominenz bei Markus Lanz einfinden. Bei Gabelstaplerwette und sinnentleerten Gesprächen aus einer großen Halle in Freiburg, Offenburg oder Cottbus. Der schönste Spruch des Abends kam von Karl Dall: „Ich setze die Gerüchte über mich selbst in die Welt. Man muss ja im Geschäft bleiben.“

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