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© AFP

Digitales Lesen: Das Buch der Bücher

Noch ist der Speicher eines Ebook-Readers allerdings größer als das Bestseller-Angebot.

Sommerzeit ist Urlaubszeit ist Lesezeit. Für Menschen mit einem Faible für Technikprodukte lässt sich diese Formel in Sommerzeit ist Ebook-Zeit sogar noch weiter vereinfachen. In dieser Woche hat der koreanische Samsung-Konzern den Einstieg in die Zukunftstechnik des Lesens angekündigt, ein 200-Euro-Lesegerät soll 2010 in den Handel kommen, anfangs allerdings nur in Südkorea.

Das Ebook produziert jedoch auch negative Nachrichten. Amazon löschte ausgerechnet George Orwells visionäre Zukunftsromane „1984“ und „Farm der Tiere“ von den Kindle-Lesegeräten seiner Kunden und löste damit einen Sturm der Entrüstung aus. Da half es wenig, dass Amazon für das Rechteproblem nicht selbst verantwortlich war. Amazon-Chef Jeff Bezos musste sich für die „dumme und gedankenlose“ Löschaktion entschuldigen und versprach Besserung. Sicher ist jedoch nur, dass der Eigentumsbegriff eine neue Definition erhalten hat, die zumindest derzeit zulasten der ehrlichen Käufer geht. Denn anders als beim gedruckten Buch ist Verleihen und Verkaufen von Ebooks nicht vorgesehen.

Die deutschen Ebook-Leser können die Nachrichten über „1984“ dennoch gelassen zur Kenntnis nehmen, zumal es das Kindle-Lesegerät hierzulande nach wie vor nicht zu kaufen gibt. Beim digitalen Lesen läuft im Moment alles auf den Sony PRS-505-Reader hinaus, der zur Leipziger Buchmesse im März auf den deutschen Markt kam und über Libri.de und die Thalia-Buchkette vertrieben wird. Der Preis für das Lesegerät – der interne Speicher reicht für 160 Bücher aus, bis zu 13 000 weitere Ebooks lassen sich per Speicherkarte hinzufügen – wurde inzwischen von 299 auf 249 Euro gesenkt. Aktuell können bei Libri.de 5200 ePub-Bücher (siehe Kasten) gekauft werden, vor allem Vielleser wissen den Vorteil der Ebooks nach Auskunft von Libri zu schätzen.

Ob und wann es Amazons Kindle 2 in Deutschland geben wird, ist weiterhin offen. Zur Frankfurter Buchmesse wird dennoch Bewegung in den Ebook-Gerätemarkt kommen. Dafür soll das Lesegerät Txtr-Reader des Berliner Startup-Unternehmens Wizpac sorgen. Auf der Buchmesse in Leipzig wurde ein erster Prototyp gezeigt, nach Auskunft von Wizpac-Pressesprecher Fabian Heinrich wird das fertige Gerät pünktlich für Frankfurt fertiggestellt sein. Einen Preis wollte Heinrich weiterhin nicht verraten. „Wir werden uns mit den Großen der Branche keinen Preiskampf liefern, unser Ziel ist es, das beste Gerät zu diesem Zeitpunkt bereitzustellen“, sagte Heinrich. Dazu gehört, dass der Txtr-Reader entweder per Wireless LAN oder mit UMTS mit neuem Lesestoff versorgt werden kann. Die Entscheidung über den Mobilfunkprovider steht allerdings noch aus. Der Sony-Reader benötigt zum Buchimport hingegen einen Computer, der Kindle beherrscht UMTS, noch fehlt ein deutscher Provider. Eine weitere wichtige Wegmarke für den Txtr-Reader ist die Akku-Laufzeit. Das Lesegerät soll auch bei ausgiebigem Lesevergnügen von drei bis vier Stunden täglich einen Drei-Wochen-Urlaub ohne Steckdose durchhalten.

Das Ebook-Konzept wird unterdessen nicht nur technisch weiterentwickelt, für die Txtr-Mannschaft ist das dahinterstehende Portal mit dem Community-Ansatz zumindest genauso wichtig. Im Txtr-Shop sollen von September an rund 200 000 kommerzielle Dokumente angeboten werden. Dafür kooperiert der Shop mit dem Fachbuchspezialisten Ciando, dem Buchgroßhändler Libri (Libri Digital), der Volltextdatenbank des deutschen Buchhandels Libreka und Ingram Digital. Hinzu kämen noch in diesem Jahr rund eine Million freie digitale Dokumente, verspricht Heinrich. Dabei soll es sich neben Ebooks um Word- und Office-Dateien wie zum Beispiel Powerpoint-Präsentationen sowie um PDF-Dokumente und Dateien im ePub-Format handeln. Mit dabei sind freie Projekte wie gutenberg.com, manualsmania.com und munseys.com. Das Warten auf das passende Ebook kann sich also lohnen, denn eine Löscherfahrung wie mit „1984“ soll es mit den Txtr-Inhalten nicht geben.

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