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Walter Lutzky

© ddp

Games Convention: Opa knackt den Highscore

Skat, Ponyhof, Rockstars, Hexer – bei Europas größter Spielemesse, der Games Convention in Leipzig, wird die Familie entdeckt.

Bis Sonntag lädt die Games Convention (GC), die wichtigste Spielemesse Europas, zum Probespielen nach Leipzig. Rund 200 000 Besucher erwarten die Veranstalter. Bereits im sechsten Jahr werden Neuheiten für PC und Spiele-Konsole vorstellt. Und das gerade rechtzeitig, traditionell kommen die interessantesten Titel mit Blick auf den Weihnachtshandel ab September auf den Markt. Das Geschäft lohnt sich: 20 Millionen Deutsche, das sind mehr als 30 Prozent jenseits des Windelalters, gelten als E-Daddler. Neben den teuren Millionenproduktionen mit immer beeindruckenderer Grafik und Hardware-Leistung (siehe Kasten) stehen mehr denn je Titel für Gelegenheitsspieler und Kinder im Fokus der Anbieter.

FÜR EINSTEIGER: GUTE-LAUNE-SPIELE

Spielen ohne Vorkenntnisse, einfach drauflos und gerne nur mal zwischendurch: Den sogenannten „Casual Games“ wird seit dem Erfolg der Wii-Spiele-Konsole von Nintendo besondere Bedeutung beigemessen, wenn es darum geht, neue Zielgruppen zu erschließen. Alle vom Enkel über die Hausfrau bis zum Opa sollen zu Gelegenheitsspielern gemacht werden. Die Zielgruppe könne weltweit bis zu zwei Milliarden Menschen groß werden, hat der Chef des Softwarehauses Ubisoft verkündet. Ubisofts Pressekonferenz wurde mit dem Motto „Spiele für mich – Oma knackt den Highscore“ beworben“. Fast alle großen Aussteller in Leipzig zeigen Spiele für die ganze Familie. In „Boogie“ (Wii) wird im Duett gesungen und getanzt. Der Controller registriert die Bewegungen des Tänzers, gesungen wird per Mikrofon. Das Spiel bewertet die Leistung noch während der Darbietung. Auffällig: Meist haben die Spiele noch einen Nutzwert. So stehen auf dem Programm auch Wortschatz- oder Yoga-Trainer (Nintendo DS) und in der Minispielsammlung „Cosmic Family“(Wii) werden Rhythmusgefühl, Gedächtnis und Kreativität verlangt.

FÜR PARTYLÖWEN: MUSIK UND KARAOKE

Ein weiteres großes Thema der Spielemesse ist Musik. Das Karaoke-Spiel „Singstar“ wird in neuen Varianten angeboten. So stellten die Alt-Punkrocker der „Toten Hosen“ in Leipzig eine Ausgabe nur mit ihren Songs vor. Erstmals erscheint „Singstar“ auch für die Playstation 3, Nintendos großem Konsolenkonkurrenten von Sony. Das Besondere: Die Gesangsperformance kann als Video ins Internet gestellt werden (Youtube lässt grüßen) – neue Songs können künftig via Online-Shop ganz nach Geschmack dazugekauft werden. Wer seiner Stimme nicht traut, greift zum Instrument. Das Spiel „Guitar Hero“, in dem mit eleganter Plastikklampfe Klassiker der Rock-Geschichte nachgespielt werden, geht in die dritte Runde. Noch einen Schritt weiter ist „Rock Band“. Das Spiel kombiniert „Singstar“ und „Guitar Hero“ und fügt dem Ganzen Bass und Schlagzeug hinzu. Gespielt werden Songs von The Who bis zu den Beastie Boys.

FÜR MÄDCHEN: VIRTUELLER AUSRITT

Das Leben ist kein Ponyhof? Doch, wenn man den Herstellern für Kinderspiele Glauben schenken darf. In einer eigenen Halle widmet sich die Games Convention unter dem Motto „GC Family“ dem Nachwuchs und dabei vor allem dem boomenden Markt für Mädchenspiele. „Meine Tierpension“, „Auf dem Reiterhof“, „Deine Reitschule“ und viele ähnlich klingende Titel ringen um die Aufmerksamkeit der Spielerinnen. Auch das Prinzip bleibt austauschbar: Pferde, Ponys, Hunde und Katzen werden gezüchtet, gepflegt oder verarztet – und natürlich wird viel geritten. Der technische Fortschritt macht auch hier nicht Halt: Virtuelle Reitausflüge aus der Ego-Perspektive lassen Mädchenträume wahr werden. Nintendo-Fans warten seit Monaten auf das Comeback des größten aller Videospielhelden: „Super Mario“. Der kleine Klempner hüpft und rennt durch viele Spiele. Der offizielle Nachfolger der beliebten Jump-’n’-Run-Serie heißt „Super Mario Galaxy“ und erscheint voraussichtlich im November. Auf der Messe gibt es vorab Gelegenheit, Marios Trip durch das Weltall anzuspielen.

FÜR INSIDER: STRATEGIE- UND ROLLENSPIELE

An richtigen Pingpong-Platten wird in Leipzig „Tischtennis“ gespielt – mit Blick auf den Monitor. Obwohl das sportliche Geschehen rein virtueller Natur ist, fühlt sich das Spiel erstaunlich realistisch an. Das liegt an der sogenannten Wii-Mote, die wie ein richtiger Schläger geführt wird. Eine Halle weiter wuselt es auf den Monitoren: „Die Siedler“, das Aufbau-Strategiespiel, kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Städtebau und Warenketten stehen im Vordergrund, gekämpft wird nur selten. Auch „Sim City Societies“ beruht auf einem Klassiker. Hier kann der Spieler Städte entwerfen, wie es ihm gefällt, der Grafikstil passt sich entsprechend an. Bei autoritären Gesellschaftsstrukturen wirkt die Stadt dunkel und dreckig, in romantischem Stil erbaute Städte erstrahlen in hellen Tönen. Düster gibt sich das Rollenspiel „The Witcher“, das auf einem polnischen Fantasy-Roman beruht. Jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei kann der Spieler seine eigenen moralischen Entscheidungen treffen. Schließlich sind da „Die Simpsons – das Spiel“. Eben noch im Kino, tummeln sich Homer & Co. auf dem Bildschirm und parodieren die Spiele-Szene ebenso gekonnt wie sonst Popkultur und Fernsehen.

Mehr zur Games Convention unter: www.tagesspiegel.de/computer

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