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Gamescom 2012: Unendliche Geschichten

Bei vielen Spielepremieren handelt es sich um Fortsetzungen erfolgreicher Reihen. Doch es gibt auch Neues zu entdecken.

Elektronische Spiele und digitale Medien dürfen nach Ansicht der nordrhein-westfälischen Medienministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) nicht pauschal als gefährlich oder verdummend bewertet werden. Videospiele hätten auch ein qualitatives Potenzial, sagte die Ministerin am Donnerstag bei der Eröffnung der viertägigen Messe Gamescom in Köln. Elemente aus dem Gamedesign könnten etwa Anregungen für Alltagszusammenhänge, für die Alltagsgestaltung und für den Bereich Bildung und Lernen liefern.

Zur diesjährigen Gamescom werden bis Sonntag rund 275 000 Besucher erwartet. Neben den Angeboten der rund 600 Aussteller aus 40 Ländern stehen auch Konferenzen, Preisverleihungen und Workshops auf dem Programm. Insgesamt 330 Premieren werden in Köln vorgestellt. Die Zahl der Spieler ist auch deswegen so hoch, weil das Spielvergnügen preiswerter geworden ist. Games für den Internetbrowser oder das Handy sind oft kostenlos und holen das Geld durch den Verkauf virtueller Gegenstände wieder rein. Was nicht heißen soll, dass die hochpreisigen Blockbusterspiele auf der Gamescom in Köln zu kurz kommen.

Die Angebote der Messe richten sich vermehrt auch an Erwachsene. Bei ihnen sind kurzweilige Browser- und Handyspiele beliebter als Egoshooter und Sportspiele. Man kann behaupten: Für jeden gibt es ein Spiel. „Assassin’s Creed III“, die Meuchelmörderreihe von Ubisoft, zeigt einen beinahe fotorealistischen Einblick in die Wirren des amerikanischen Sezessionskriegs. Eindrucksvoll sind auch die ersten Bilder von „The Last of Us“, das exklusiv für die Playstation 3 erscheinen wird. Das postapokalyptische Überlebensdrama von den Machern der „Uncharted“-Reihe verheißt qualitativ anspruchsvolle und erwachsene Unterhaltung im Kinoformat.

Kindgerechter ist da das „Wonderbook“, ein ganz besonderes Lesebuch. Die Kamera der Playstation 3 transportiert das Bild des Spielers in das Geschehen. Sie liest Symbole auf den Buchseiten und erweckt sie auf dem TV-Gerät zum Leben. Mit dem Controller kann man in die Erzählung eingreifen und Teil einer interaktiven BBC-Dokumentation („Dinosaurier – Im Reich der Giganten“) werden oder mit dem „Buch der Zaubersprüche“ spielen, das im Harry-Potter-Universum angesiedelt ist.

Branchenprimus Electronic Arts gewährte einen Einblick in die vielversprechende Neuauflage seiner Städtebausimulation „Sim City”, in der Spieler die Rolle eines gottähnlichen Bürgermeisters übernehmen. Nicht fehlen darf auch die jährliche Neuauflage eines der weltweit erfolgreichsten Spiele: „Fifa 2013“. Viel Neues bietet das Fußballspiel nicht. Aber das wird den Fans der Reihe egal sein. Für sie sind neue Trikots und aktuelle meist Kaufgrund genug.

Activision setzt vor allem auf sein fast fertiges Paradeballerspiel „Modern Warfare: Black Ops II“, ein Hochglanzegoshooter, der kaum noch die Gemüter erregen wird. Es sind wohl eh die letzten Games, die exklusiv für die jetzige Konsolengeneration entwickelt wurden. Die Playstation 3 und die Xbox 360 sind Auslaufmodelle. Man spürt, dass die Innovationskraft für den Zeitpunkt des technischen Evolutionssprungs zurückgehalten wird.

Die erfolgreichen Browsergames bieten vor allem interessante Bezahlmodelle. Das russische Kriegsspiel „World of Warplanes“ ist der Nachfolger des Überraschungshits „World of Tanks“. Die Basisversion kann kostenlos gespielt werden. Zahlen muss, wer mit besonders guten Fliegern in die Konfrontation der Mehrspielerpartien gehen möchte. Das Modell nennt sich Free-2-Play und wird vor allem im asiatischen Raum, aber auch immer mehr in Deutschland erfolgreich praktiziert. Die Basisversion des Spiels ist kostenlos, aber wer etwa in Rollenspielen schneller Erfahrungspunkte sammeln oder ein besonders seltenes Schwert benutzen möchte, zahlt Kleinstbeträge in Euro. Ein Modell, das sich rechnet und auch bei den Mobile Games angewandt wird, Spielen für Smartphones und Tablet-PCs.

Eines der bekanntesten Spiele für Unterwegs ist Epics „Infinity Blade 2“. Es wird auch bei Präsentationen von Apple benutzt, hat sicherlich die beste Grafik im Segment, nur mangelt es dem Actionspiel, in dem sich Ritter duellieren, an Spieltiefe. Einen Schritt weiter gehen will Epic deswegen mit „Infinity Blade Dungeons“, ein für Apples Plattformen geplantes Rollenspiel. Vielversprechend sind auch zwei deutsche Titel. In „Royal Revolt“, das Ende August erscheint, muss der Spieler mit knuddeligen Ritterfiguren Burgen einnehmen. Das Spielprinzip ist die Umkehrung der beliebten Tower Defense Games. Auch „Royal Revolt“ ist Free-2-Play. Mit ein wenig Mühe lässt sich das Spiel auch kostenlos durchspielen. Ansonsten können sich Spieler Extraleben gegen Centbeträge kaufen. Nicht weniger interessant ist „Spin Wars“ vom Berliner Kleinstentwickler Brightside Games. Grafik und Spielmechanik des 2-D-Weltraumshooters sind simpel. Der Clou besteht darin, dass man es nicht nur im lokalen Netzwerk spielen kann, sondern auch zu viert an einem Gerät.

Aber der mobile Trend ist endlich. So haben sich zwei große Publisher, Bigpoint und id Software, aus der Entwicklung der mobilen Spiele zurückgezogen. Denn der Markt ist vor allem eins geworden: unübersichtlich.

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