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Google Glass: Big Brothers Brille

Die Google Glass, die Brille, die jetzt in den USA getestet wird, kann Töne, Fotos und Videos aufnehmen. Datenschützer sind alarmiert. Welche rechtlichen Bedenken gibt es?

Robert Scoble kann die Aufregung nicht verstehen. Der bekannte Blogger gehört zu den ersten Testern von Google Glass, der innovativen Datenbrille des Internetkonzerns, mit dem man das Web ständig vor Augen hat. Auf der Internetkonferenz Next in Berlin hatte Scoble gerade demonstriert, wie einfach mit der Datenbrille per Sprachsteuerung Fotos und Videos aufgenommen werden können.

Thilo Weichert, der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein, hält wenig von der neuen Technik. „Google Glass ist in der Öffentlichkeit weder mit dem deutschen noch mit dem europäischen Datenschutzgesetz in Einklang zu bringen“, sagte der Datenschützer dem Tagesspiegel. Wird mit dem eingebauten Mikrofon ein Gespräch ohne Einwilligung aufgenommen, so handelt es sich Weichert zufolge sogar um eine Straftat, die mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden kann. Auch das Erstellen von Fotos und Videos unterliegt engen rechtlichen Grenzen, besonders was die Übermittlung und Veröffentlichung betrifft – auch in den Social Networks. „Es hat zwar bereits vor zehn Jahren Riesenkameras gegeben, die alles automatisch ins Netz übertragen haben, aber mit Google Glass erhält das Thema eine völlig neue Dimension“, sagte Weichert. Den Anbietern von Datenbrillen empfiehlt der Datenschützer, die Geräte mit entsprechenden Beipackzetteln auszuliefern, die auf die rechtlichen Regeln hinweisen. Zudem könne es nötig sein, dass die Besitzer von Gadgets wie Google Glass ihr Umfeld mit Hinweisschildern auf den Einsatz dieser potenziellen Schnüffeltechnik aufmerksam machen.

Während die Diskussion über die Möglichkeiten und Gefahren von anziehbarer Computertechnik gerade erst beginnt, verbieten in den USA bereits erste Geschäfte, Restaurants oder Bars den Einsatz von Google Glass. In den meisten Kinos sind Geräte, mit denen Videos aufgezeichnet werden können, ohnehin verboten. Die meisten der 8000 Testgeräte, die Google derzeit zum Preis von 1500 Euro verkauft, werden in den USA eingesetzt. In den Handel kommt die Datenbrille erst 2014. Aber auch in Großbritannien wächst die Angst vor der Technik des Großen Bruders. Die in London gestartete Kampagne „Stop The Cyborgs“ fordert Beschränkungen für den Einsatz solcher Datenbrillen sowie Richtlinien, wie die Öffentlichkeit informiert wird, wenn die Geräte aktiv sind.

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