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Google News: Belgischer Burgfrieden

Sieben Jahre lang haben belgische Verleger mit Google gestritten. Nun setzen sie auf eine Partnerschaft mit dem US-Konzern. Ein Vorbild für Deutschland ist das Modell aber wohl nicht.

Ziemlich beste Freunde sind die belgischen Zeitungsverleger und Google weiterhin nicht, aber nach fast sieben Jahren haben beide Seiten ihren Streit beendet und beschlossen, künftig wieder miteinander zu kooperieren. Das teilten der Chef von Google Belgien, Thierry Geerts, und Francois Le Hodey vom Verband Copiepresse, der die Interessen französischsprachiger Printmedien in Belgien vertritt, am Donnerstag mit.

Der US-Suchmaschinendienst verpflichtete sich demnach, in den Medien zu werben, die Mitglied bei Copiepresse sind. Im Gegenzug wollen die Verleger Google-Werbedienste wie AdWords nutzen, um neue Leser zu gewinnen und ihre Reichweite zu steigern.

Die Auseinandersetzung zwischen den belgischen Verlegern und Google ist dem Streit um das Leistungsschutzrecht in Deutschland ähnlich. Auch in Belgien ging es darum, inwieweit Google Textausschnitte und Bilder der Zeitungen für Angebote wie Google News nutzen darf. 2006 hatten die belgischen Verleger wegen Urheberrechtsverletzung gegen Google geklagt und gewonnen. In einem Berufungsverfahren 2011 unterlag Google erneut und entfernte daraufhin alle Links auf die Zeitungsseiten aus seinem Index – was sich auf die Reichweiten der Zeitungen ausgewirkt haben dürfte. Mussten die Verleger also feststellen, dass Google zu mächtig ist, um auf seine Dienste zu verzichten?

Dazu wollte sich Le Hodey von Copiepresse nicht direkt äußern. Er verwies nur darauf, dass Verlage im digitalen Zeitalter auf starke Partnerschaften angewiesen seien. So will Google die Verlage nun dabei unterstützen, den Kontakt zu ihren Lesern durch Dienste wie Youtube oder Videokonferenzen zu intensivieren. Die Verlage hoffen auf mehr Abonnenten sowie eine bessere Durchsetzung von Bezahlschranken und damit auf höhere Vertriebserlöse. Außerdem übernimmt Google alle Kosten der Gerichtsprozesse.

Ob das Kooperationsmodell Vorbild für Deutschland sein könnte, sei noch zu früh zu sagen, waren sich Google-Chef Geerts und Le Hodey einig. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) ist skeptisch. „Die Notwendigkeit des Leistungsschutzrechts für Presseverleger wird durch eine Vereinbarung zwischen belgischen Verlegern und Google nicht in Frage gestellt", teilte der Verband der Deutschen Presse-Agentur mit.

In den nächsten Monaten wird sich nun zumindest in Belgien zeigen, wie sich die neue Partnerschaft auswirkt. Und ob der Frieden hält. Sonja Pohlmann

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