zum Hauptinhalt
Anki Overdrive kombiniert das klassische Rennspiel mit der virtuellen Welt wie in Mario Kart.

© Promo

Hybrid-Spielzeug: Super Mario auf der Carrera-Bahn

In den neuen elektronischen Hybrid-Spielzeugen werden Klassiker wie eine Autorennbahn mit den Möglichkeiten der Smartphones kombiniert.

Die Rennautos auf dieser Modellbahn haben Namen. Sie heißen Ground-Shock, Skull oder Nuke. „Anki Overdrive“, so der Name des Rennspiels, gehört zu einer neuen Generation von hybriden Spielzeugen. In diesem Fall handelt es sich um eine Mischung aus einer Art Carrera-Bahn und dem Videospiel „Mario Kart“. Spielzeuge wie „Anki Overdrive“ verbinden das klassische Spielzeug zum Anfassen mit den interaktiven und multimedialen Möglichkeiten, die insbesondere Smartphones und Tablets bieten. In der Nominierungsliste für den Deutschen Kindersoftwarepreis Tommi 2015 steht „Anki Overdrive“ in der Kategorie Elektronische Spielzeuge an erster Stelle. „In diesem Jahr zeigt sich, dass die größte Innovationskraft im Segment der Elektronischen Spielzeuge steckt“, fasst der Begründer des Preises, Thomas Feibel, diesen Trend zusammen.

KLASSIK TRIFFT MODERNE

Mit der klassischen Carrera-Bahn hat „Anki Overdrive“ gemeinsam, dass der Spieler gewinnt, der die vorgegebene Rundenzahl als erster erreicht. Beim Rennbahn-Klassiker kommt es darauf an, das Auto so zu steuern, dass es die maximal mögliche Geschwindigkeit erreicht, ohne dabei aus der Bahn zu fliegen. Bei „Anki Overdrive“ zählen andere Fähigkeiten, denn die Rennautos sind selber in der Lage, die Spur zu halten. Der Spieler steuert per Smartphone-App (iOS und Android) das Tempo und bestimmt die Spur. Und er entscheidet, welche Waffen und Verteidigungssysteme er einsetzt. Diese sind genauso wie in einem Videospiel rein virtuell. Wird eine Depth-Charge-Bombe abgeworfen, um die Elektronik des nachfolgenden Fahrzeuges zu stören, so entsteht kein echter Schaden. Es blinken nur einige Leuchtdioden und das angegriffene Auto bleibt kurz stehen. Gleiches gilt, wenn man ein vorausfahrendes Auto mit einer Photonen-Harpune ausbremst. In Deutschland kommt das Rennspiel am 6. Oktober zum Preis von rund 180 Euro auf den Markt.

EIN ROBOTER FÜRS KINDERZIMMER

Kritiker von hybriden Spielzeugen könnten anmerken, dass die vorgefertigten 3-D-Welten den Kindern wieder ein Stück Fantasie rauben. Doch selbst mit viel Fantasie hätte man sich noch vor wenigen Jahren kaum vorstellen können, dass es einmal einen Kinderzimmer-Roboter wie den WowWee MiP geben könnte. Das ebenfalls für den Tommi-Preis nominierte Spielzeug bewegt sich wie ein Segway-Roller auf zwei Rädern. Um im Stand nicht umzufallen, muss er ständig vor- und zurücktänzeln. Allein das ist schon beeindruckend anzusehen und erfordert eine ausgeklügelte Technik. Das Balancieren beherrscht er genauso ausgezeichnet wie die übrigen Kunststücke. So enthält seine Programmierung unter anderem eine Tanzeinlage oder einen Hindernislauf. Über bestimmte Handbewegungen kann man den MiP dazu bringen, dem Spieler zu folgen, sich nach links oder rechts zu bewegen oder zu stoppen. Richtig spaßig wird es mit der Smartphone-App. Mit ihr lässt sich der rund 100 Euro teure Roboter wie mit einer Fernsteuerung navigieren. Schade nur, dass er keine Kamera im Bauch trägt, deren Bild man dann auf dem Smartphone sieht.

DER SELBSTBAU-ANDROID

Nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich ist der Baukasten „Roboter selber bauen & erleben“ von Francis. Dieser Roboter ist ein Gefährt auf drei Rädern, das sich seinen Weg durch ein Zimmer bahnt, in dem es Hindernisse erkennt und ihnen ausweicht. Nach dem Prinzip funktionieren beispielsweise die Staubsauger-Roboter. Der handwerkliche Teil ist allerdings recht schnell erledigt, denn an den wirklich wichtigen Sachen kann man nicht herumschrauben. Die Intelligenz des Roboters sitzt fest in einem Prozessor auf der Platine. Über eine App lässt sich der Roboter zudem frei steuern. Allerdings gelang uns dies in einem Test nicht. Insgesamt wäre es – wie auch bei vergleichbaren anderen elektronischen Spielzeugen – wünschenswert, wenn sie über Schnittstellen verfügen würden, um beispielsweise am Computer den Roboter um zusätzliche Fähigkeiten erweitern zu können. Der Selbstbau-Android kostet rund 50 Euro.

EISENBAHN PLUS APP

Eine Verbindung von Klassik und Moderne ist auch das Modellbahn-Basic-Set „Roco – Detektiv Tom“. Die Digitalbahn im H0-Maßstab 1:87 wird kombiniert mit einer Smartphone-App. In der Hauptgeschichte hilft der Spieler den beiden Protagonisten dabei, den Raub einer Figur aus einem Museum aufzuklären. Um Gott Merkur wiederzufinden, müssen die beiden Jugendlichen mit der Bahn quer durch Deutschland fahren. Das passiert Smartphone-gesteuert mit der echten Modellbahn. Wie gut, dass der Vater Lokführer ist und die beiden umsonst reisen können. Dabei kommt es auf die Geschicklichkeit der Spieler an, den Zug innerhalb der festgelegten Zeit am richtigen Platz abzustellen. Welche Möglichkeiten in dieser digitalen Eisenbahn stecken, merkt man aber besonders dann, wenn man es etwas falsch gemacht hat und mit dem Zug nicht an der richtigen Stelle hält. Dann übernimmt die Software die Regie und fährt die Bahn automatisch an ihren Ausgangspunkt zurück. Auch hier würde man sich allerdings wünschen, dass man als Lokführer über die App mehr Möglichkeiten hätte, Fahrten zu programmieren. Das Basis-Set kostet 140 Euro, es lässt sich um verschiedene Aufbau-Sets mit weiteren Schienen und Geschichten (ab 30 Euro) erweitern.

SCHATZSUCHE DER DIGITALEN ART

„Captain Black“ ist ein Brettspiel der Sonderklasse. Wenn man überhaupt von einem Brettspiel reden kann, denn aufgebaut ist das Piratenschiff von „Captain Black“ (rund 40 Euro) beinahe einen Meter lang. Eine Besonderheit ist die Figur des Piraten-Kapitäns, in deren Inneren ein Mini-Computer sitzt. Damit wird der Captain zum Spielführer. Er sagt, was die Mannschaft zu tun hat, um die Schatzinsel zu finden und ganz viel Gold zu verdienen. Auf dem Schiff befinden sich auf jedem Spielfeld kleine Kreise, auf die der Kapitän gesetzt wird. Durch die Kodierung der Felder wird der Figur mitgeteilt, wo er sich befindet. Über zwei Knöpfe wird ihr mitgeteilt, ob eine Mission erfolgreich war. Überdies ist „Captain Black“ ein kooperatives Spiel. Es gibt zwar am Ende einen Gewinner, aber das Ziel erreicht man nur, wenn während des Spiels alle an einem Strang ziehen.

50 heimische Vögel werden in "LeYo! Alle Vögel sind schon da" vorgestellt - gedruckt in Wort und Bild und multimedial-interaktiv per App.
50 heimische Vögel werden in "LeYo! Alle Vögel sind schon da" vorgestellt - gedruckt in Wort und Bild und multimedial-interaktiv per App.

© Promo

DAS INTERAKTIVE BUCH

Schon etwas älter ist die Erweiterung des Buches um multimediale Möglichkeiten. Besonders gut gelungen ist dies in „LeYo!: Alle Vögel sind schon da“. 50 heimische Vogelarten wie Rotkehlchen oder Kohlmeise werden darin in Wort und Bild vorgestellt. Im Zusammenspiel mit der dazugehörigen Smartphone-App erwachen die Buchseiten zum Leben. Hält man das Smartphone vor das Buch, beginnen die Bilder durch die Technik der Erweiterten Realität – auch Augmented Reality oder kurz AR genannt – hervorzutreten. Dann erfährt man, um welche Vögel es sich handelt, wie ihre Stimmen klingen oder wie sie sich um ihren Nachwuchs kümmern. Natur und Technik finden bei diesem Buch für rund 20 Euro wirklich gelungen zueinander. Ein anderer Ansatz steht hinter dem Tesloff-Titel „Wie heißt das denn auf Englisch und Französisch?“ Um die multimedialen Fähigkeiten zu nutzen, wird ein spezieller Stift names Ting benötigt. Darauf werden via Computer Audiodateien vom Tesloff-Server kopiert. Wird der Stift an bestimmte Stellen des Buches gehalten, erfahren die Kinder zum Beispiel, was Bauchnabel auf Englisch heißt oder wie das französische Wort La Voiture ausgesprochen wird. Das Buch (rund 17 Euro ohne Stift, als Starterset mit Ting-Stift 42 Euro) zeigt Gegenstände und Situationen des Alltags. Der Ting-Stift spielt dazu passend kleine Liedchen ab. So lernt man Vokabeln lebensnah und unterhaltsam, beinahe spielerisch sozusagen.

Welche elektronischen Spielsachen sowie Spiele für Computer-, Konsole sowie Smartphones und Tablets für den Tommi 2015 nominiert wurden, ist auf der Seite www.kindersoftwarepreis.de nachzulesen. Die Gewinner des Preises von Family Media werden am 16. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben.

Zur Startseite