zum Hauptinhalt
Das Tablet-Computer von Amazon gibt es in verschiedenen Preisklassen. Jeff Bezos präsentiert die Kindle-Modelle am Mittwoch mit sichtlichem Stolz.

© Reuters

Konkurrenz zum iPad?: Amazon präsentiert eigenen Tablet-Computer

Amazon fordert das iPad heraus: Der Tablet-Computer "Kindle Fire" des Online-Händlers ist kleiner und einfacher, aber auch deutlich billiger als der Konkurrent von Apple.

Das iPad von Apple bekommt einen neuen starken Rivalen: Der weltgrößte Einzelhändler Amazon bringt einen eigenen Tablet­Computer auf den Markt. Das Gerät mit dem Namen Kindle Fire soll nur knapp 200 Dollar kosten, wie Amazon am Mittwoch in New York ankündigte. Damit wird für das Amazon-Tablet nicht einmal die Hälfte der rund 500 Dollar fällig, die das günstigste iPad kostet.

Dem Amazon-Tablet wird zugetraut, zum stärksten Konkurrenten für das iPad zu werden, weil der Online-Händler ebenso wie Apple über eine breite Palette an Inhalten wie Bücher, Filme, Musik und Apps verfügt. Das Kindle Fire wird allerdings am 15. November zunächst nur in den USA auf den Markt kommen. Einen Zeitplan für den internationalen Start nannte Amazon nicht. Zudem will Amazon mit einer Reihe günstiger Kindle-Lesegeräte seine führende Position auf dem Markt für einfache E-Book-Reader zementieren. In Deutschland wird ab 12. Oktober ein neues Lesegerät für 99 Dollar ausgeliefert. Es hat eine deutsche Bedienführung, einen verbesserten Schwarz-Weiß-Bildschirm und keine Tastatur mehr.

Das Tablet Kindle Fire ist mit einer Bildschirmdiagonalen von 7 Zoll (17,8 cm) kleiner als das iPad. Eine Mobilfunk-Verbindung ist nicht vorgesehen, sondern nur WLAN. Apple hatte sich stets dagegen ausgesprochen, Tablets mit einem 7-Zoll-Bildschirm zu bauen, weil dies zu klein für ein Tablet sei. Das Kindle Fire läuft mit dem Google-Betriebssystem Android - allerdings in einer „abgenabelten“ und von Amazon selbst weiterentwickelten Version. Apps kann man in Amerika von Amazons eigener Software-Plattform herunterladen. Für die nahtlose Verbindung zu den leistungsstarken Cloud-Diensten von Amazon entwickelte der Konzern einen eigenen Internet-Browser mit dem Namen „Silk“ (Seide).

Lesen Sie auf Seite 2, wie Amazon dem iPad Konkurrenz machen will.

Das iPad ist rund eineinhalb Jahre nach dem Marktstart nach wie vor das Maß aller Dinge im Tablet-Geschäft. In den vergangenen Monaten kamen zwar viele konkurrierende Geräte heraus, doch Apple hält nach Einschätzung von Experten immer noch rund drei Viertel des Marktes. Die Analysten von Gartner erwarteten zuletzt, dass das iPad auch in den kommenden Jahren noch den Markt anführen wird.

Für die iPad-Rivalen sah es bisher schlecht aus. Mit dem TouchPad von Hewlett-Packard wurde zuletzt ein iPad-Herausforderer nach nur wenigen Wochen auf dem Markt aus dem Verkehr gezogen. Zugleich zeigte der reißende Ausverkauf der Restbestände für 99 Dollar, dass die Verbraucher nach einem günstigen Tablet lechzen. Auch das Playbook des Blackberry-Anbieters Research In Motion verkauft sich laut Medienberichten schlecht. Etwas besser läuft es für die vielen Android-Tablets, allerdings wurde keines davon auch nur annähernd zu einem Verkaufshit wie das iPad. Zudem schießt Apple mit Ideenklau-Vorwürfen vor allem gegen Samsung.

Amazon hat aber etwas, was andere Konkurrenten nicht haben - eine ähnlich starke Inhalte-Plattform wie Apples iTunes Store. Der Online-Händler hat in den vergangenen Jahren seine Palette an online verfügbaren Inhalten Schritt um Schritt ausgebaut. Allerdings blieben einige Angebote wie der Dienst zum Speichern von Musik in der Internet-Cloud, die Film-Downloads oder die Plattform für Android-Apps bisher US-Kunden vorbehalten. Oft verzögern komplexe Verhandlungen mit Rechteinhabern einen internationalen Start, so kam zum Beispiel auch Amazons Kindle deutlich später nach Europa.

In Deutschland startete ein vollwertiges Kindle-Angebot erst im April. Seitdem sei die Zahl der deutschen Buchtitel von 25 000 auf 40 000 gewachsen, sagte Deutschlandchef Ralf Kleber der dpa. Absatz- Zahlen nennt das Unternehmen weiterhin nicht. Die US-Faustregel, dass ein Kindle-Nutzer drei Mal soviele Bücher kaufe, gelte aber auch hier, sagte Kleber. In den USA setzt Amazon vier Jahre nach dem Kindle-Start mehr elektronische als herkömmliche Bücher ab.

Amazon-Chef Jeff Bezos stellte am Mittwoch zudem ein neues Kindle-Lesegerät für elektronische Bücher mit einem Schwarz-Weiß-Bildschirm vor, das man ebenfalls mit dem Finger steuern kann. Das „Kindle Touch“ soll 99 Dollar kosten, mit Mobilfunk-Verbindung 149 Dollar. Einen gewöhnlichen Kindle-Reader gibt es jetzt für nur noch 79 Dollar. Der deutlich niedrigere Preis im Vergleich zu den 99 Euro in Deutschland wird dadurch erreicht, dass die Kunden Werbung angezeigt bekommen.

Während Amazon-Chef Bezos die Kindle-Erfolge feiern ließ, protestierte draußen ein Häufchen Einzelhändler. Der weltgrößte Versandhändler missbrauche seine Marktmacht, hieß es von der Initiative „Stand with Main Street“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false