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Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) kritisiert die Annonymität im Netz.

© dpa

Leserdebatte: Brauchen wir Anonymität im Netz?

Norbert Lammert, Bundestagspräsident und digitaler Ordnungspolitiker, hat nun erneut die Anonymität im Internet gerügt. Hat er recht mit seiner Kritik? Brauchen wir einen Klarnamenzwang? Diskutieren Sie am Ende des Textes mit!

Vielleicht hat Norbert Lammert, Bundestagspräsident, ja einen Plan. Denn den ersten Eindrücken nach verliert die CDU zwar auch Wähler, vor allem junge, an die Piraten. Die Strategie von Lammert ist aber weniger Annäherung oder Auseinandersetzung, sondern jenes Wählerpotenzial einzusammeln, für die zu viel Freiheit und zu wenig Kontrolle im Netz des Teufels ist. Zweifellos, dieses Potenzial ist vorhanden. Lammert scheint eine Art netzpolitischer Law-and-Order-Christdemokrat, ein wahrer digitaler Ordnungspolitiker, zu werden. Schon während seiner einführenden Worte zur Bundesversammlung kritisierte er den "Wildwuchs" und die "Anonymität" im Netz. Jetzt hat Lammert im "Spiegel" nachgelegt. "Wir beobachten im Internet an vielen Stellen eine Art der Auseinandersetzung, die in Aggressivität, Wortwahl und Tonlage die Grenzen überschreitet", sagte er im "Spiegel". Es sei kein Zufall, dass gerade bei aggressiven und beleidigenden Wortbeiträgen auf Anonymität größten Wert gelegt werde.

"In den allermeisten Fällen würden sich dieselben Personen zum gleichen Sachverhalt unter Offenlegung ihrer Identität zu bestimmten Aussagen ganz sicher nicht versteigen", sagte Lammert. Die gesellschaftspolitisch bedenkliche Entwicklung sei, "dass wir zunehmend zwei Arten von Öffentlichkeit bekommen: eine virtuelle und eine reale, die von denselben Akteuren unterschiedlich bespielt werden". Lammert vertrat die Auffassung, grundsätzlich habe die Etablierung des Internets Folgen für das Urteilsvermögen einer Gesellschaft. "Wer sich im Wesentlichen über das Internet informiert, fragt Dinge nach, die er selbst spannend und unterhaltsam findet. Wer sich dagegen vor allem auf Printmedien und Rundfunk stützt, nimmt Informationen auf, die andere wichtig finden."

Was aber hat das zur Folge? Muss man sich künftig erst über einen digitalen Fingerabdruck registrieren, bevor man von seinem Provider Netzzugang erhält? Oder würde eine Aufhebung der Anonymität eher zu einer kultivierteren Debatte im Netz beitragen? Was denken Sie? Ist Anonymität im Netz nur etwas für Oppositionelle in Diktaturen oder auch ein Persönlichkeitsschutz in Demokratien, um sich beispielsweise vor den Einblicken des Arbeitgebers zu schützen oder bei unangenehmen Gesundheitsfragen? Was halten Sie von den Einlassungen Lammerts? Hat er recht oder versteht er das Netz nicht? Will er nur auf Konfrontationskurs zu den Piraten gehen? Diskutieren Sie mit Hilfe der Kommentarfunktion am Ende des Textes mit!

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