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Das niedliche Maskottchen mit dem Namen Tux täuscht leicht darüber hinweg, dass Linux nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen eine ernsthafte Alternative zu Windows sein kann. Vom 8. bis zum 10. Mai findet in Berlin der Linux-Tag 2014 statt. Foto: pa/dpa

© picture alliance / dpa-tmn

Linux-Workshops gegen Überwachung: Der NSA ein Schnippchen schlagen

Mit eigenem Mailserver und Cryptosticks gegen staatliche Überwachung: Linux-Fans treffen sich Anfang Mai in Berlin.

Millionenfach geklaute E-Mail-Konten, staatliche Überwachung der digitalen Kommunikation, immer neue Sicherheitslücken – viele Computernutzer überlesen solche Horrornachrichten mittlerweile resigniert. Dabei muss man diese Entwicklung nicht tatenlos verfolgen, das meinen zumindest die Freunde des alternativen Betriebssystems Linux. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass die eigene E-Mail-Kommunikation abgehört werden kann, weil die großen Mailprovider dazu verpflichtet sind, Schnittstellen für Ermittlungsbehörden einzurichten. Selbst interessierte Laien könnten mit Linux eigene, abhörsichere Mailserver betreiben, behaupten sie. Wie das geht, kann man Anfang Mai auf dem Linux-Tag in Berlin erfahren. „Ich würde zu diesen Vorträgen zwar nicht gerade meine Großmutter einladen, meinen Schwager aber schon“, sagt Nils Magnus, Projektleiter des Linux-Tages, dem Tagesspiegel.

„Security after Snowden – Sicherheit nach Snowden“ heißt einer der Programmschwerpunkte des diesjährigen Linux-Tages. Die Kongressmesse, es gibt sie seit 1996, findet in diesem Jahr vom 8. bis zum 10. Mai statt. Veranstaltungsort sind dieses Mal nicht die Messehallen unterm Funkturm, sondern die „Station“-Räumlichkeiten am Gleisdreieck.

Zum Sicherheitsschwerpunkt gehört auch die Einrichtung eines sogenannten Cryptosticks. Auf einem USB-Stick werden dabei Open-Source-Werkzeuge installiert, mit deren Hilfe der Mailverkehr verschlüsselt oder der Inhalt der Festplatte vor unliebsamem Zugriff geschützt werden kann. Nach dem Baukastenprinzip wird der Cryptostick den eigenen Bedürfnissen angepasst, zum Beispiel zusätzlich mit einem Tool zur sicheren Anmeldung bei Online-Diensten.

Der Community-Tag am Samstag eignet sich zum Schnuppern

Insgesamt finden während des Linux-Tages 160 Vorträge und Workshops statt. Neben dem Konferenzprogramm können sich Besucher im Ausstellungsbereich über Neuigkeiten zu Linux und anderen Open-Source-Lösungen informieren. Mit 149 Euro orientiert sich das Full-Conference-Ticket allerdings in erster Linie an jenen Besuchern, die sich professionell mit diesen Themen beschäftigen. Aber auch an die anderen Computernutzer wurde gedacht. Ab 18 Uhr ist der Eintritt frei. Wer sich einen Überblick verschaffen will, sollte sich besonders den Samstag vormerken. Am Community-Day kostet der Eintritt nur zehn Euro. Praktische Hilfestellungen finden Interessierte besonders bei den verschiedenen Linux-Gruppen. Vor Ort sind die Teams von Open Suse, Fedora, Debian, Mint sowie die Ubuntu-User-Group.

Linux bietet sich aber auch als Alternative zu Windows XP an. Microsoft hatte die Unterstützung für das vor 13 Jahren auf den Markt gekommene Betriebssystem Anfang April eingestellt. Weil neue Sicherheitslücken nun nicht mehr geschlossen werden, sollten Computer mit Windows XP nicht mehr mit dem Internet verbunden werden. Das heißt nicht, dass man alle Windows-XP-Computer verschrotten muss. Ein PC, der nicht älter als sechs Jahre ist, kann entweder kostenpflichtig auf ein aktuelles Microsoft-System wie Windows 7 aufgerüstet werden – oder zum Nulltarif auf eine Linux-Distribution. Zum Ausprobieren kann Linux sogar parallel zur bestehenden Windows-Installation eingerichtet werden.

Distrowatch.com gibt einen guten Überblick

Einen Überblick über die verschiedenen Linux-Varianten bietet die Webseite Distrowatch.com. Die Links auf der Seite führen direkt zu den Downloadbereichen der Distributionen. Aus der Liste geht sogar hervor, welche Linux-Varianten von den Besuchern des Portals am meisten angeklickt werden. Besonders beliebt sind derzeit Mint und Ubuntu. Gerade für Anfänger ist das eine wichtige Information: Je verbreiteter ein System ist, desto höher ist die Chance, dass man bei Problemen in den einschlägigen Foren Hilfe findet.

Bei Linux hat der Nutzer die Wahl zwischen verschiedenen Oberflächen. Die größte Vielfalt bietet Ubuntu. In der Grundversion gibt es den sogenannten Unity-Desktop, der sich allerdings deutlich von Windows unterscheidet. Mit ein wenig Eingewöhnungszeit kommen aber auch Linux-Anfänger damit gut zurecht. Die Oberfläche KDE ist in der Kubuntu-Distribution enthalten. KDE hat die größten Ähnlichkeiten mit Windows, sogar eine Taskleiste mit Startmenü in der linken unteren Bildschirmecke bietet diese Variante. Die weiteren Ubuntu-Distributionen heißen Lubuntu mit LXDE, Xubuntu mit XFCE oder Ubuntu-Gnome mit dem Gnome-Desktop. Von Ubuntu ist gerade die neue Version 14.04 LTS erschienen. Die Zahlen stehen bei dieser Distribution für das Jahr und den Monat, in diesem Fall also für April 2014. LTS bedeutet Long Term Support. Konkret wird diese Linux-Distribution bis April 2019 mit Sicherheitsupdates versorgt.

Der einfachste Weg, erste Erfahrungen mit Linux zu sammeln oder eine neue Distribution auszuprobieren führt über Live-CDs oder -DVDs. Damit wird Linux beim Booten des Computers anstelle des regulären Betriebssystems gestartet, ohne dass es zuvor installiert werden muss. Es werden zudem keine Änderungen am System vorgenommen. Neben den Linux-Betriebssystemdateien befinden sich zumeist auch wichtige Programme für den Office-Bereich oder zur Multimedia- und Internet-Nutzung auf dem Datenträger. Die Live-CDs/DVDs können als Image von der Webseite der Distribution heruntergeladen und auf eine Silberscheibe gebrannt werden. Für Computer ohne CD/DVD-Laufwerk werden als Alternative häufig Pakete für die Installation auf einem USB-Stick angeboten. (mit dpa)

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