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Medien & KI: Spionieren verboten

Nicht nur Googles neuer Internet-Browser Chrome sendet Daten nach Hause. So kann man sich schützen

Ein schnittiges Äußeres, eine Portion Tuning und etwas mehr Komfort sind mitunter so verlockend, dass man ein paar Schwächen bei der Sicherheit schnell übersieht. Das gilt für den Autokauf, aber auch Computernutzer sind empfänglich für den schönen Schein. Denn an Googles neuem Internet-Browser ist offenbar nicht alles Chrome, was glänzt. Nach der Veröffentlichung des Programms häufte sich die Kritik an Sicherheitslücken und dem unsensiblen Umgang mit dem Thema Datenschutz. In beiden Fällen befindet sich Google in bester Gesellschaft. Doch glücklicherweise sind die Nutzer nicht schutzlos gegen Internetattacken und Spionageversuche.

SCHNELLSTARTER CHROME

„Wenn Google Programme und Dienste wie Google Mail über Jahre als Beta-Versionen deklariert, drückt es sich vor der Verantwortung, die mit einem fertigen Produkt verbunden sind“, sagt der Sicherheitsexperte der Computerzeitschrift „c’t“, Daniel Bachfeld, dem Tagesspiegel. Beim neuen Browser Chrome wurde eine bereits bekannte Schwachstelle noch immer nicht geschlossen, kritisiert der Experte das „verantwortungslose Verhalten von Google“. Sein Rat: Chrome nur zum Surfen auf vertrauenswürdigen Seiten wie Spiegel online, Tagesspiegel.de oder Youtube einsetzen, keinesfalls in den unsicheren Gefilden des World Wide Webs.

JEDER BROWSER MIT EIGENER NUMMER

Als noch ärgerlicher empfinden viele Nutzer allerdings die eindeutige Installationsnummer, mit der Google jeden Chrome-Browser versieht. Zwar betont Google, dass diese Information nur für die Aktualisierung des Programms benötigt wird und dass die darüber hinaus gesammelten Informationen keine eindeutige Identifikation eines einzelnen Anwenders zuließen, doch darauf vertraut längst nicht jeder Nutzer. Auch das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationsgesellschaft stuft diese Anhäufung von Daten als kritisch ein. Unerfahrene Nutzer sollten derzeit auf Chrome verzichten, rät das Amt. Erfahrene Nutzer können sich gegen mögliche Spionageversuche auf ganz andere Weise wehren. Inzwischen gibt es mehrere Programme, die aus der eindeutigen Installationsnummer eine unbrauchbare Zahlenfolge machen. Dazu zählt das Programm UnChrome der Delmenhorster Firma Abelssoft, die sonst praktische Werkzeuge für Windows herstellt. UnChrome tauscht die Nummer gegen lauter Nullen aus, der Rest des Programms bleibt unberührt. Tiefer ins Google-Programm greift Kill-ID des Berliner Softwareentwicklers Alexander Miehlke ein. Sein ebenfalls kostenloses Programm entfernt die eindeutige ID, blockiert die Weitergabe der Adresseingaben und schaltet die Übermittlung von Nutzungsstatistiken und Absturzberichten ab. Zudem kann es das Auto-Update blockieren.

UPDATE-HILFE IN FIREFOX

An der Sicherheit der Alternative Firefox-Browser gibt es wenig zu bemängeln. Das Programm gilt nach wie vor als die beste Alternative zum Internet Explorer. Zudem wird Firefox von einer großen Zahl freiwilliger Helfer unterstützt, die für den Browser kostenlose Funktionserweiterungen programmieren. Wie Google wird die hinter Firefox stehende Mozilla-Stiftung jedoch ebenfalls dafür kritisiert, dass der Browser mit einer eindeutigen Zahlenfolge versehen wird, die ähnlich wie beim Google-Programm für die automatische Update-Funktion benötigt wird. Bislang gibt es jedoch keinen Grund, dem Mozilla-Versprechen zu misstrauen, da die so gewonnenen Daten nicht dazu benutzt werden, persönliche Informationen zu sammeln oder das individuelle Surfverhalten zu speichern.

MIT SENDUNGSBEWUSSTSEIN

Am besten informiert über die Ausstattung eines PCs und das Nutzungsverhalten ist nach wie vor Microsoft. Um den Computer mittels Updates auf dem Laufenden zu halten oder um von auftretenden Pannen für die Zukunft lernen zu können, verschicken Windows-Computer je nach individuellen Einstellungen regelmäßig Informationen. Die meisten Botschaften lassen sich unterdrücken, am besten gelingt dies mit Programmen wie den „TuneUp Utilities“, mit denen Windows individuell angepasst werden kann.

KLEIN, ABER FEIN: OPERA

Für den „c’t“-Sicherheitsexperten Bachfeld ist der Internet Browser Opera die sicherste Wahl. Technisch ausgereift und mit vielen innovativen Funktionen ist der Marktanteil dieses Programmes jedoch so klein, dass es quasi unter dem Radar der meisten Hacker hindurchfliegt. Aber auch die Nutzer der Programme von Microsoft und Mozilla – so sie denn in der endgültigen Version vorliegen – kann Bachfeld beruhigen. „Wer sich über die automatischen Updates schützt, ist zu weit über 99 Prozent vor Angriffen aus dem Netz sicher.“

www.abelssoft.de/unchrome.php

www.almisoft.de/?cont=kchrome

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