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Tweet-Sammlung: Gezwitscher aus dem Bundestag

Volker Beck ist am fleißigsten, Dorothee Bär kommentiert gerne Fernsehsendungen: Was Abgeordnete auf Twitter machen, ist interessant, doch nicht immer leicht zu verfolgen. Deshalb hat ein Medieninformatik-Student den Bundestwitter erfunden.

Was die Abgeordneten des deutschen Bundestages auf Twitter machen, dafür interessierte sich der Medieninformatik-Student Thomas Puppe schon seit der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2009. Welche Meinung hat ein Politiker zu einem bestimmten Thema und was sagt die Fraktion dazu? Doch die verschiedenen Politiker-Accounts einzeln anzuklicken, war mühsam. Es gab weder Sammlungen der Tweets, noch Listen der twitternden Abgeordneten. "Seitdem schwirrte mir die Idee im Kopf herum, dass man da doch etwas programmieren könnte", erzählt der heute 27-Jährige. Mit der Umsetzung begann er jedoch erst in diesem Jahr.

Seit vergangener Woche ist Puppes Seite Bundestwitter.de nun online. Dort läuft nicht nur ein Stream mit den Posts aller twitternden Abgeordneten ein - man kann zudem sehen, was die Politiker zu verschiedenen Themen sagen. Auch eine Deutschlandkarte mit Stecknadeln an den Orten, von denen die neuesten 200 Posts abgesendet wurden, hat Puppe in die Seite eingebaut. "Der Bundestwitter soll es erleichtern, zu verfolgen, was Abgeordnete beispielsweise zum ESM oder der Energiewende sagen", erklärt Puppe. Mittlerweile bekommt der Student sogar Anfragen von Politikern, die noch nicht auf Bundestwitter.de vertreten sind. "Ein SPD-Abgeordneter hat über einen Tweet seiner Fraktion von der Seite erfahren und war wohl neidisch, weil er nicht auftaucht", erzählt Puppe.

Wer aber twittert am meisten? "Volker Beck, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, ist in dieser Beziehung am fleißigsten. Er setzt jeden Tag mehrere Dutzend neue Meldungen ab", erzählt Puppe. Aber auch Peter Altmaier sei ganz vorne mit dabei. Der Großteil der Tweets drehe sich um den Tagesablauf der Politiker. Doch auch Hinweise auf Artikel oder Auftritte in der Tagesschau würden die Abgeordneten geben. "Manche lassen sich sogar über das Fernsehprogramm aus. Die CSU-Politikerin Dorothee Bär hat zum Beispiel kürzlich die 'Wetten,dass...?'-Sendung kommentiert."

Zwar beauftragen einige Politiker auch einen Angestellten, für sie ihren Twitter-Account zu pflegen, doch es sei relativ leicht zu erkennen, wer selbst seine Meldungen absetze, erklärt Puppe. "Bei denen, die viel twittern, ist es häufig selbst gemacht. Das wirkt dann immer relativ spontan. Wer pro Woche nur einen Link zur neuesten Pressemitteilung auf Twitter veröffentlicht, hat die Kontrolle über seinen Twitter-Account wohl eher dem Büro-Chef übergeben."

Obwohl immer mehr Politiker auf Twitter vertreten sind, glaubt Puppe nicht, dass das Medium bei der nächsten Bundestagswahl eine große Rolle spielen wird. Der Großteil der wählenden Bevölkerung interessiere sich nicht für Twitter, sagt der Student. "Da erreichen Politiker mehr bei einer Wahlveranstaltungen auf dem Marktplatz." In Deutschland würden einfach noch nicht genügend Menschen den Mikro-Blogging-Dienst nutzen, sagt Puppe. Selbst unter den 620 Bundestagsabgeordneten seien nur etwa 200 aktive Twitter-Nutzer.

Trotzdem will der 27-Jährige seine Seite Bundestwitter.de weiter ausbauen. Er habe auf jeden Fall vor, den Kartendienst zu verbessern und graphisch aufzubereiten, zu welchen Themen besonders viel gepostet werde, erzählt Puppe. "Die wichtigste Neuerung ist jedoch, dass ich die Seite in Zukunft auch auf die Landtage ausweiten will. Dann werden noch mehr Abgeordnete auf Bundestwitter.de vertreten sein."

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