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Unternehmerin Antje Minhoff stellt das Projekt "Du bist smart!" vor, das Schülern beim Umgang mit Cybermobbing helfen soll.

© Thilo Rückeis

Medienkompetenz: Was hilft gegen Cybermobbing?

Das Internet ist alltäglicher Lebensraum für Kinder und Jugendliche. Doch kompetente Ansprechpartner fehlen oft - bei Themen wie Cybermobbing, Downloads oder Datenschutz in sozialen Netzwerken. Eine Initiative will Schüler für das Netz fit machen.

„Schwächling“, „du bist der hässlichste Mensch der Welt“ – das sind nur ein paar der Beschimpfungen, die der dreizehnjährigen Niclas im Internet über sich liest, auf einer Seite mit dem Namen „Ispreadrumors“. Der Schüler verzweifelt, am Ende fällt ein Schuss.

Es ist eine Szene aus einem Film, den Schüler des Herder-Gymnasiums in Berlin-Westend gedreht haben. Die Parallelen zur Cybermobbing-Website Isharegossip sind natürlich gewollt. Die Seite, auf der Schüler anonym Gerüchte verbreiten konnten, ist zwar mittlerweile gesperrt und gegen die Betreiber wird ermittelt, doch das Problem Cybermobbing ist damit nicht aus der Welt. „Eine Adresse ist weg, andere werden kommen“, sagt Michael Retzlaff vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum). Umso wichtiger sei es, Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln und sie gegen Mobbing zu stärken.

Das ist auch das Ziel der Bildungsinitiative „Du bist smart“, die die Unternehmerin Antje Minhoff ins Leben gerufen hat. Bei dem ehrenamtlichen Projekt konnten dreißig Schüler des Herder-Gymnasiums unter professioneller Anleitung des Filmnetzwerkes „Freidreher“ im Filmpark Babelsberg Kurzfilme drehen. Diese sollen künftig an Schulen in Berlin und Brandenburg im Unterricht eingesetzt werden. Am Donnerstag wurden die Filme in der Aula des Herder-Gymnasiums gezeigt.

Neben Cybermobbing geht es um illegale Downloads, Hacking und soziale Netzwerke. Am Ende der Filme erklärt Medienanwältin Kathrin Schürmann die rechtlichen Dimensionen. „Bis zu zwei Jahre kann man für Beleidigung ins Gefängnis gehen“, sagt sie. Es herrsche viel Aufklärungsbedarf, sagt die Anwältin. Eine der ersten Fragen der Schüler sei gewesen, wie es sich mit der Filmstreaming-Seite kino.to verhalte und warum diese illegal sei. Auch viele Erwachsene wüssten nicht Bescheid.

Facebook, SchülerVZ, Youtube, Skype – das Internet gehört zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Auf die Frage, seit wann er im Internet unterwegs sei, antwortet der dreizehnjährige Ben erstaunt: „Seit immer“. „Die digitale Spaltung der Gesellschaft“, nennt das Retzlaff, der sich selbst zur „Generation Plattenspieler“ zählt. „Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte rennt die ältere Generation der jüngeren hinterher.“ Die Jugendlichen hätten einen enormen Wissensvorsprung, dennoch bräuchten sie kompetente Ansprechpartner für die digitalen Herausforderungen. „Doch wenn ein Lehrer nicht weiß, was ein Screenshot ist, dann kann er seine  Schüler auch nicht unterstützen.“ Retzlaff spricht sich dafür aus, an Schulen Medienscouts einzusetzen, die Schüler und Lehrer beraten könnten.

Retzlaff hat Broschüren erstellt, in denen Lehrern, Eltern und Schülern Tipps zum Umgang mit Cybermobbing gegeben werden. Wichtig sei es, Beweismaterial mit Screenshots zu sichern und Strafanzeige zu stellen. Hilfreich zur Prävention könne eine Selbstverpflichtung der Schule zum fairen Umgang miteinander sein. Passwörter sollten nicht weitergegeben werden, die Schüler sollten nachdenken, bevor sie etwas veröffentlichen. Was einmal im Internet stehe, bleibe dort womöglich ein Leben lang. Zur Kontrolle sollte man einmal nach dem eigenen Namen recherchieren, um zu sehen, welche Daten bereits öffentlich zugänglich seien.

Es gehe um Aufklärung, nicht um Verbote, sagt Projektinitiatorin Minhoff, die selbst drei Kinder hat. Als sich ihre elfjährige Tochter bei Facebook anmelden wollte, habe sie sich zwei Monate lang zusammen mit ihr an den Computer gesetzt „Meine Kinder mussten bei mir sozusagen einen Internetführerschein machen“, sagt sie und lacht. Sylvia Vogt

Weitere Informationen: www.du-bist-smart.de

www.klicksafe.de

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