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Je größer der Kühler, desto leiser die Computer. Andere Bauteile werden dagegen immer kleiner. Die Festplatte (grün) ist kaum größer als ein Kaugummiriegel.

© Thilo Rückeis

Windows-10-Hardware: Mr. Li’s Zauberwürfel

Mit Windows 10 kommt ganz neue Computerhardware auf den Markt. Was Skylake-Prozessoren, DDR-4-Arbeitsspeicher und USB 3.1 den Nutzern bringen. Ein Test.

Hier ist sie, die Zukunft des PCs: ein kleiner schwarzer Würfel mit Guckloch, der einen Blick auf den kraftstrotzenden Inhalt erlaubt. Und drinnen ist alles neu: Windows10, eine neue Generation von Intel-Prozessoren („Skylake“) und eine in bösem Rot aufleuchtende Hauptplatine mit neuem Chipsatz („Z170“), die rasend schnelle Verbindungen nach neusten Standards mit der Foto- und Filmsammlung des digitalen Familienalbums erlaubt – der schon mal totgesagte Schreibtischrechner ist quicklebendig.

Eine blendende Zukunft sagten ihm auf der IFA gar Experten der Gesellschaft für Konsumforschung voraus, mit zweistelligem Wachstum bei den Verkäufen im kommenden Jahr. Die Flaute im ersten Halbjahr 2015 ist vorbei und einfach zu erklären: Windows 8 war ähnlich beliebt wie zuvor Vista: so gar nicht. Deshalb klammerten sich viele an Windows 7 und ihre alte PC-Technik. Das ist nun nicht mehr nötig und das neuste Betriebssystem aus Redmond lockt mit dem Versprechen, die Daten in allen digitalen Häfen zu vereinen: PC, Tablet und Smartphone.

Sicher, mit der Privatsphäre nimmt es Windows 10 nicht gerade ernst – und das sorgt für Missmut. Dafür aber liefert das System eine schlanke Plattform, die alles aus der neuen Hardware-Generation herausholt. Und die macht nach Jahren eher dahindümpelnder Entwicklungen mal wieder einen Quantensprung. Nicht so sehr bei der Rechenleistung, dafür aber bei der Vernetzung und Datenübertragung. Technisch gesprochen: Der neue Chipsatz 170 ermöglicht hyperschnelle Verbindungen mit externen und internen Datenträgern und die Arbeitsspeicher nach dem brandneuen Standard (DDR4) zünden den Turbo bei der Datenversorgung des Prozessors. Wem das nicht genügt, der nutzt die leicht zu bedienende Asus-Software und tauscht den gedrosselten Energieverbrauch des Rechners ein gegen eine Extraportion Leistung.

Red heat. Das Asus Maximus VIII Gene im handlichen Micro-Atx-Format mit zwei Kingston-Speichern der HyperX-Serie Fury mit neuem DDR4-Standard. Links oben im Bild: Der Kaugummi-große grünliche Speicher-Riegel von Samsung fasst tatsächlich 256 Gigabyte und tauscht die Daten per PCI-Anbindung mit der CPU aus.
Red heat. Das Asus Maximus VIII Gene im handlichen Micro-Atx-Format mit zwei Kingston-Speichern der HyperX-Serie Fury mit neuem DDR4-Standard. Links oben im Bild: Der Kaugummi-große grünliche Speicher-Riegel von Samsung fasst tatsächlich 256 Gigabyte und tauscht die Daten per PCI-Anbindung mit der CPU aus.

© Thilo Rückeis

Wozu das alles gut ist? Für Foto- und Filmbearbeitung, für die Verwaltung des Hausnetzes, für Spiele und für die Multimediazentrale: Ein PC bietet Platz für extrastarke Grafikkarten, für eine Soundkarte mit extra gutem Klang wie im Kino oder Konzertsaal, kurzum, er ist erweiter- und ausbaubar und kann mit drei oder mehr Bildschirmen zur Leitzentrale des digitalen Heims werden.

Das Testsystem kostet gut 1100 Euro

1135 Euro kostet unser Testsystem ungefähr, wenn man Maus, Tastatur und Bildschirm nicht dazurechnet. Die Hersteller stellten uns folgende Bausteine bereit: Intel den Prozessor „Core I7 6700k“ mit integrierter Grafik, Noctua den Lüfter „NH-U9S“, Kingston den Arbeitsspeicher „HyperX Fury“, Seasonic das Netzteil „Snow Silent P-750“, Asus das Mainboard „Maximus VIII Gene“ sowie Samsung den Speicher-Riegel „SM951“. Das haben wir verpackt in einen kleinen schwarzen Würfel der koreanischen Schmiede Lian Li („V359WX“), den der Berliner Händler „Caseking“ bereitstellte.

Wer Spaß an Lego hat, sollte Mut zeigen und den PC selbst zusammenbauen, das ist nicht schwer. So lassen sich drei von vier Wänden von Lian Li’s Würfel nach dem Lösen von vier Schrauben herausziehen. Netzteil und Mainboard können damit ohne Verrenkungen eingesetzt und verschraubt werden. Die unaufhaltsame Miniaturisierung der Hardware ist am eindrucksvollsten an der „Festplatte“ zu erkennen. Was früher ein klobiger schwerer Block war, liefert Samsung heute im Kaugummi-Format („m.2“). Dieser Speicher-Riegel wird direkt auf das kleine („micro-atx“) Asus-Mainboard gesteckt und nimmt Windows 10 auf. Das Betriebssystem profitiert bei jedem Befehl von der rasend schnellen Datenübertragung. Für Technikfreunde: Wir haben mehr als 2200 MBbit/sec gemessen beim Lesen von Daten und mehr als 1200 beim Schreiben, was bis zu zehn mal schneller ist als bei unserem Notebook und vier mal schneller als Höchstwerte marktüblicher SSD-Festplatten.

Mit großem Guckloch: Das Computergehäuse von Lian Li (V359WX) ist ein kleiner Zauberwürfel: Alle drei Seitenteile können nach dem Lösen von vier Schrauben oben herausgezogen werden. Das macht den Einbau der Komponenten zum Kinderspiel. Hübsch anzusehen ist das Innenleben auch dank des Plexiglas-Ausschnittes an der Vorderseite und der Oberseite.
Mit großem Guckloch: Das Computergehäuse von Lian Li (V359WX) ist ein kleiner Zauberwürfel: Alle drei Seitenteile können nach dem Lösen von vier Schrauben oben herausgezogen werden. Das macht den Einbau der Komponenten zum Kinderspiel. Hübsch anzusehen ist das Innenleben auch dank des Plexiglas-Ausschnittes an der Vorderseite und der Oberseite.

© Thilo Rückeis

Wer nichts auf Zahlen gibt, wird sich beim Schneiden und Bearbeiten von Filmen oder Fotos freuen. Beim „Rendering“ etwa, der Korrektur rotstichiger Aufnahmen aus einer Serie, muss jedes Bild einzeln ausgelesen und neu beschrieben werden. Das dauerte Stunden, mit der neuen Technik halbiert sich dieser Zeitraum, mindestens. Gewaltige Zeiteinsparung gibt es auch bei der Verbindung mit externen Datenspeichern: USB 3.0 liefert dem Rechner zehn Mal so schnell die Fotos zu wie der Vorgänger (USB 2.0). Mit dem neusten 3.1-Standard sogar zwanzig Mal so schnell. Der Anschluss ist auf dem Asus Maximus VIII verfügbar, noch sind aber nur wenig externe 3.1-Speicher auf dem Markt. Das wird sich ändern, denn der Bedarf ist da: Hochauflösende Videos bringen es auf Dutzende Gigabyte, und wer damit hantieren will, ärgert sich über die langen Übertragungszeiten. Auch das regelmäßige Backup, also die Sicherung der Daten, beschleunigen die schnellen Schnittstellen „nach außen“.

Aus der Komfortzone ist noch zu berichten: Flüsterleise ist der Kraft-Würfel. Das in Weiß gehaltene Netzteil von Seasonic – das Kraftwerk beliefert alle Bauteile mit Strom – ist nicht zu hören. Der Kühler von Noctua hat einen ausgereiften lautlos drehenden Lüfter. Bemerkbar machte sich der Rechner erst durch leises Summen, als wir unserem größten Vergnügen nachgingen und der neuen Prozessor-Generation auf den Zahn fühlten. Wir waren bequem und nutzten das Tuning-Tool von Maximus-Hersteller Asus. Das erhöht eigenständig die Stromzufuhr des Prozessors in kleinen Raten. Die Grenze war bei 4,8 Ghz erreicht – fast 20 Prozent mehr als im Auslieferungszustand. Soll noch einer sagen, es wird einem nichts geschenkt.

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