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Gegen Raubkopierer: Eine Aktion der Filmindustrie.

© dpa

Zu PAPIER gebracht: Im Kittchen sind noch Plätze frei

Gegen diese unsinnigen Abmahnaktionen für vermeintliche Redtube-Nutzer kann es nur einen geben: Schimanski, ermitteln Sie!

Vor ein paar Jahren gab es doch diese Kinowerbung der Filmindustrie gegen Raupkopierer, damit unerlaubtes Vervielfältigen von Kinofilmen unterbleibt. Ein Kind greint vor einem Stacheldraht-Knast: „Mama, wann kommt Papa wieder?“ Damals hat einen dieses Drohszenario genervt, aber man hat es irgendwie verstehen können – als Filmfan, dem das Urheberrecht der Autoren im Grunde recht und teuer ist. Und nun? Das Drohszenario dieser Tage heißt: Abmahnung! Zehntausende Deutsche wurden von einer findigen Kanzlei aus dem schönen Regensburg abgemahnt, weil sie angeblich Porno-Streams auf der Website redtube.com guckten. Die Kanzlei forderte sie auf, 250 Euro zu bezahlen und schriftlich zu versichern, das Vergehen nicht noch mal zu begehen. Vorher hatte sich die Kanzlei vom Kölner Landgericht die IP-Adressen besorgt.

Ein offenbar unglaublich leichter Beschaffungsvorgang. Nun prüft die Kölner Staatsanwaltschaft, ob die Ermittler der IP-Adressen gegenüber dem Landgericht gelogen haben. Ein Verfahren wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen läuft. Das LKA ermittelt. Jetzt geht’s an das dubiose Geschäft der Abmahner. Zum ersten Mal hat sich, zum Ende dieser Woche, bei Menschen mit gesundem Menschenverstand in dieser Sache eine gewisse Genugtuung eingestellt. Zudem sich am Freitag erstmals der Betreiber der Seite zu Wort gemeldet hat: Das Verhalten der Anwälte sei „unethisch“, man selbst habe keine Daten weitergegeben. Am besten wäre jetzt ein Schimanski, der da mal in NRW und Regensburg dazwischengeht: bei dem, was mit dem Wort „Abmahnmafia“ eine zutreffende Beschreibung erfährt. Nebenbei könnten die Richter vor Ort, die diese IP-Adressen herausgerückt haben, von Richterin Barbara Salesch den Unterschied zwischen Streaming und Download erklärt bekommen.

Da kann man auch Youtube schließen

Man muss ja nur eins und eins zusammenzählen. Da haben sich Leute Sex-Filmchen über ein legales Streaming-Portal angesehen, ohne dafür zu zahlen. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert Youtube. Wäre das Konsumieren über Streaming-Portale also strafbar, könnten nicht nur Porno-Kanäle schließen, sondern auch Youtube. Geht’s noch? Dann könnte sich niemand mehr Leseproben im Internet ansehen, auch nicht die von dieser Zeitung. Wer weiß, ob derjenige, der den Text eingestellt hat, auch die Urheberrechte hält? Das wäre das Ende des unbeschwerten Surfens. Um das ganze Tun, Abmahn-Gedeute zu verhindern, braucht es eindeutige gesetzliche Regeln. Das ungute Gefühl ist nur: Von der Politik ist in der Hinsicht nichts zu erwarten. Da können noch so viel Internet-Ausschüsse gebildet werden.

Frohe Weihnachten. Ich gehe jetzt erst mal Streams gucken. Im Kittchen sind noch Zimmer frei.

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