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Angelica Domröse und Hilmar Thate.

© RBB

Doku: Frech wie Paula

"Domröse & Thate": Ein amüsanter, optimistischer Film über das berühmteste Schauspielerehepaar des Ostens.

Angelica Domröse und Hilmar Thate sitzen in ihrer Wohnung in West-Berlin in der Sofaecke und betrachten Fotos aus früheren Zeiten. Die Schwarz-Weiß-Bilder zeigen die junge, wunderschöne Schauspielerin, die als Brigitte Bardot des Ostens bezeichnet wurde, neben einem Wäschekorb voller Post. „Guck' mal“, sagt sie zu ihrem Mann, „so viele Briefe habe ich damals bekommen.“ Hilmar Thate nimmt die Aufnahmen in die Hand, rückt seine Brille zurecht, so richtig erkennen kann er nichts. „Du hältst sie falsch herum“, korrigiert ihn seine Frau. Zusammen sind Angelica Domröse und Hilmar Thate 150 Jahre alt, beinahe jedenfalls. Sie feierte am 4. April ihren 70. Geburtstag, er wird am 17. April 80. Ein Jubiläum, das der RBB mit einer Dokumentation würdigt. Die neue Porträtreihe „Ost-Legenden“ startet heute mit „Domröse & Thate“ – 45 Minuten für fast 55 000 Tage Leben.

Dank der beiden ist es ein amüsanter Film. Angelica Domröse erzählt von ihrem persönlich größten Verlust nach dem Mauerbau – Strümpfe mit Naht – und von ihrer „Donald-Duck-Stimme“ im Spielfilmdebüt „Verwirrung der Liebe“. Thate berichtet über ihre erste Begegnung, 1961 am Berliner Ensemble. Da hatte der zehn Jahre ältere Schauspieler zu ihr gesagt: „Na, gehste wieda üben, Kleene?“. Sie konterte : „Den Ton verkneifen wir uns aba.“ 15 Jahre später sind sie ein Paar geworden, aber damals muss schon klar gewesen sein: Hier treffen zwei starke Charaktere aufeinander.

Den Regisseurinnen Nicola Graef und Petra Luisa Meyer ist es gelungen, beiden Stars gleichermaßen gerecht zu werden. Sie geben Einblick in ihre größten Erfolge im Film („Die Legende von Paul und Paula“, „Der Fall Gleiwitz“) und auf den Berliner Bühnen, zuerst am Brecht-Theater in Ost-Berlin, ab 1980, im Schiller- und Schlossparktheater im Westteil der Stadt. Dort spielten sie das Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, in Wien standen sie in „Stalin“ von George Tabori auf der Bühne. Ihr über dreißigjähriges Zusammenleben vergleicht Hilmar Thate dann auch so: „Jeder Tag ist eine Probe, irgendwann kommt die Generalprobe, die machen wir auch noch mit, aber die Premiere lassen wir aus.“

Der Film über das berühmteste Schauspielerehepaar des Ostens lebt von einer unschuldigen Betrachtung. Die Regisseurinnen haben sich den beiden unvoreingenommen genähert, Graef kannte Thate nur aus dem „Tatort“. Herausgekommen ist eine aufschlussreiche, optimistische Doku über die Liebe, ein Leben zu zweit, über die Zeit, die vergeht. Ein Moment berührt besonders. Angelica Domröse spricht über ihre frühere Alkoholsucht, der sie nach der Wende verfallen war. „Das war etwas, dass ich in meinem Leben hätte auslassen müssen, ich hatte meine ganze Leuchtkraft verloren.“ In dem Film versprüht sie den Charme der vergangenen Jahrzehnte: Sie ist frech wie die Paula und schön wie Effi Briest.

„Ost-Legenden“, RBB, 20 Uhr 15

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