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Doku: Lampenfieber

Deutschland, deine Künstler: Senta Berger im Porträt.

Gleich zu Beginn sagt sie den vielleicht wichtigsten Satz: „Es ist mehr als Lampenfieber, es ist schon wirklich eine ausgewachsene Angst – die ich besiege.“ Es ist am Set, gleich ist wieder die Kamera auf sie gerichtet. Ein Fernsehfilm mit Senta Berger wird gedreht. Von dieser Angst, diesem Lampenfieber spricht sie sehr ernsthaft. Als sie daraufhin das Satz-Anhängsel des Besiegens hinzufügt, lacht sie auf ihre ureigene charmant-unprätentiöse Art. Von dieser Angst jedoch wird in dieser Dokumentation von Michael Wulfes, die den Auftakt der ARD-Reihe „Deutschland, deine Künstler“ bildet, immer wieder die Rede sein. Von ihrer Selbstkritik auch. Elke Heidenreich etwa wird später davon sprechen, als sie Senta Berger auf der Bühne des Kölner Opernhauses zu Proben erwartet, um am Abend gemeinsam eine Lesung im Rahmen der „lit.cologne“ zu bestreiten.

Senta Berger debütierte 1956 in „Die unentschuldigte Stunde“ vor der Kamera, nachdem sie zuvor schon als Komparsin Filmluft geschnuppert hatte: etwa im Alter von neun Jahren, 1950, in der Kästner-Adaption „Das doppelte Lottchen“. Dann der Lockruf an die US-West-Coast: In Hollywood schließlich hat sie ab den frühen 60ern an der Seite von Größen wie Richard Widmark, James Coburn, Yul Brunner oder Charlton Heston gespielt. Etwa in Sam Peckinpahs „Sierra Charriba“ (1965). Ihr vielleicht wichtigster Film aus dieser sechsjährigen Periode dürfte „Der Schatten des Giganten“ (1966) sein, in dem sie in einer Hauptrolle zu sehen ist. „Senta war in Hollywood zur Filmschauspielerin gereift“, ist im Off-Kommentar zu hören. Senta Bergers Karriere, das sind auch 50 Jahre Film- und Fernsehgeschichte. Zählt man alle Kinofilme und Fernsehfilme zusammen, so sind es rund 150. Die Serien „Kir Royal“, „Die schnelle Gerdi“ sowie die lose Krimi-Reihe „Unter Verdacht“ jeweils nur einmal gezählt. Und sie dreht und spielt so viel wie selten zuvor. In aktuellen Filmen wie etwa dem mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Sozialdrama „Frau Böhm sagt Nein“ (2009) oder dem Kinofilm „Satte Farben vor Schwarz“ (2010) zeigt sie ihr ganzes Können. Auch die ZDF-Reihe „Unter Verdacht“, die seit bald zehn Jahren in München entsteht, genießt die Sympathien von Publikum und Kritik. Die Ermittlerin Eva Prohacek ist längst ein Teil von ihr.

Immer wieder kommt in dem dokumentarischen Porträt durch, dass ihre Popularität keine Selbstverständlichkeit für Senta Berger ist. Überhaupt, dass nichts selbstverständlich ist. Und es kommt durch, dass sie auch heute, in ihrem 71. Lebensjahr, immer noch Ängste und Zweifel hat. Man wünscht ihr, dass sie noch ganz oft direkt vor Drehbeginn oder Leseauftritt diese ausgewachsene Angst besiegt. Thilo Wydra

„Deutschland, deine Künstler – Senta Berger“, ARD, 21 Uhr 45

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