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Doku: Zahnlose Jäger

Verfolgung eines Gespenstes: Der Film „Die Jagd auf Bin Laden“ auf Arte enthüllt Pannen und Fehltritte der US-Regierung.

Von Katrin Schulze

Dicker Rauch beißt sich durch die Gerippe aus Stahl, durch die letzten Hinterlassenschaften des World Trade Centers. Mitten in Manhattan sieht es jetzt aus wie in einem Kriegsgebiet, irgendwie ist es das ja auch. Was beginnt wie eine weitere der vielen Dokumentationen über den 11. September 2001, ist eigentlich eine Geschichte von vielen, zum Teil zerstrittenen Jägern und einem Gejagten. Ein Jahr nachdem der Anführer des Terror-Netzwerkes Al Qaida bei einer Militäraktion getötet worden ist, zeigt Arte in deutscher Erstausstrahlung die Dokumentation „Die Jagd auf Bin Laden“.

Die Anschläge, die New York und den Rest der Welt erschütterten, sind Teil des Film, aber kein großer. Vielmehr geht es um die Personen und ihren Antrieb – vor allem um einen. Wer war dieser Mann, der so viel Hass gegenüber den USA aufstauen konnte? „Ein Muttersöhnchen, ein Hypochonder. Er schlief nur drei, vier Stunden am Tag und passte auf, was er isst“, sagt ein Zeitzeuge. Ein ehemaliger Dschihad-Kämpfer redet ebenso wie hochrangige Ermittler und Mitarbeiter des Weißen Hauses. Außerdem enthält die Dokumentation bisher unveröffentlichtes Archivmaterial, Videoaufnahmen von den Attentätern Mohammed Atta und Ziad Jarrah in afghanischen Camps zum Beispiel. So entsteht eine umfangreiche Analyse der längsten Verbrecherjagd in der amerikanischen Geschichte, die lange vor dem Herbst 2001 begann und früher hätte zu Ende gehen können. Doch Pannen und Kompetenzgerangel machten aus den US-Jägern manches Mal lahme Enten. Waren sie kurz nach den Terroranschlägen dicht dran an ihrem größten Feind, verloren sie danach die Spur. Und wurden so ihrerseits von einem „Gespenst“ – wie Juan Zarate, der stellvertretende Sicherheitsberater unter US-Präsident George W. Bush, bin Laden nennt – verfolgt. Katrin Schulze

„Die Jagd auf Bin Laden“, 1. Mai, Arte, 21 Uhr 45

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