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Dokumentarfilm: Zwischen Bleiben und Gehen

In Zwischenwelten gefangen: Das Verdienst der Regisseure Natascha Breuers und Ralf Jesse liegt darin, auf die in der Öffentlichkeit wenig bekannte Situation schutzbedürftiger Jugendlicher und die Absurdität einer auf halbem Weg abgebrochenen Integration aufmerksam zu machen.

„Ich bin nicht wütend, ich bin traurig“, sagt der 16-jährige Mamadou aus Guinea. Mehrere Monate hat er dort in einem Gefängnis gesessen, aber die deutschen Behörden wollen seine Story nicht glauben. Man bezweifelt sogar die Echtheit des Briefes aus Dakar, der die Angaben bestätigt. Nicht nur deswegen – in Deutschland werden 98,5 Prozent aller Anträge Asyl suchender Jugendlicher abgelehnt.

Zwei Jahre lang haben Natascha Breuers und Ralf Jesse sechs Jugendliche aus Afrika, die in Köln und Düsseldorf eine vorläufige Bleibe gefunden haben, mit der Kamera begleitet. Besonders rührend ist der Fall zweier Jungen aus Angola, die von einer Tante auf deutschem Boden ausgesetzt worden sind. Sprachlos sitzen sie zu Beginn ihren Betreuern gegenüber, die kein Wort Portugiesisch sprechen.

In der Schule kommen die beiden gut voran und auch beim Fußballspielen habe Eduine und Celso bald die Nase vorn. Viele Deutsche sind sehr freundlich, weiß Mamadou, aber in manchen Augen steht der kalte Hass. Glück haben Otilya und Nora aus dem Kongo. Ein Unternehmen will die Ausbildung der Mädchen finanzieren. Offenbar weiß die Wirtschaft besser als die Bürokratie, wie sehr Deutschland auf motivierte junge Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sein wird.

Das Verdienst der zwei Regisseure liegt vor allem darin, auf die in der Öffentlichkeit wenig bekannte Situation dieser schutzbedürftigen Jugendlichen und die Absurdität einer auf halbem Weg abgebrochenen Integration aufmerksam zu machen. Erfreulicherweise kommt der Film ohne Kommentar aus, nur erschwert der sprunghafte Szenenwechsel zuweilen die Orientierung. Auch scheint die Stärke der Autoren nicht gerade im Reden mit den Protagonisten zu liegen. In Erinnerung bleiben schöne, kluge Gesichter, die dieses Land nicht haben will – zum eigenen Schaden und dem der Entwurzelten.

„Nur geduldet“, WDR, 23 Uhr 15

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