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Dokumentation: Leben oder sterben lassen? Die Opel-Krise

Soll der Staat den Autobauer Opel retten, wahrscheinlich zum Nachteil der Konkurrenz? Eine ARD-Dokumentation fächert das Problem auf.

Eine Grundsatzfrage schwebt über diesem Film. Soll der Staat den Autobauer Opel retten, wahrscheinlich zum Nachteil der Konkurrenz? Oder soll sich die Regierung Merkel rein marktwirtschaftlich verhalten, selbst um den Preis tausender Arbeitsloser? Die ARD-Dokumentation zur Opel-Krise gibt nach 45 Minuten keine Antwort, wie auch, wenn es um ein Problem geht, von dem nur die Zukunft weiß, ob die beschlossene Regelung die richtige war. Die Filmemacher Klaus Balzer, Stephan Lamby und Michael Wech fächern lieber das Problem nach allen Seiten auf. Sie haben Manager, Politiker und Arbeiter begleitet und schildern deren Suche nach einem Ausweg. Die Reporter waren in Detroit, dem Sitz der Opel-Mutter General Motors, im deutschen Stammwerk Rüsselsheim, sie waren in Berlin, sie haben Archivmaterial bemüht. Mehr Interessens- als Frontlinien werden sichtbar, zuweilen seltsam verknäult. Da sind CDU-Ministerpräsidenten für staatliche Hilfen, während ein Mittelstands-Hardliner der Union gegen potenzielle Wettbewerbverzerrungen wettert. Deutsche „Opelianer“ sehen sich von den Amerikanern ausgenutzt, GM-Mitarbeiter schimpfen auf Manager. Die Herauslösung von Opel wird als Mittel zur Rettung propagiert, aber stimmt das? Die Opel-Krise ist eine Firmenkrise, ist Teil der Wirtschaftskrise, und sie fordert, wie der Film unter Rückgriff auf den DDR-Staatsautobau insinuiert, das kapitalistische System heraus.

Die Dokumentation ist sorgfältig gearbeitet, umfassend recherchiert – und doch hat sie einen Schönheitsfehler. Sie ist nicht auf dem letzten Stand der Entwicklung. Es gibt, zum Beispiel, Bilder vom ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, aber keine vom aktuellen Ressortchef Karl-Theodor zu Guttenberg. Oder: Am Wochenende wurden erstmals Opel-Werke genannt, die geschlossen werden könnten. Der Film weiß davon nichts. Die Opel-Krise dreht sich schneller, als jede TV-Dokumentation gedreht werden kann. Joachim Huber

„Kampf um Opel: Leben oder sterben lassen“, ARD, 21 Uhr

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