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Tour de France

© dpa

Doping: Dabei auf Distanz

In einer Endlosschleife beschwören die Mitarbeiter der ARD die "Gratwanderung" ihrer Berichterstattung über die Tour de France.

Ein Bild sagt mehr als tausend Wort, behauptet eine Binse. Stimmt nicht mehr. Die Bilder vom Tour-Prolog zeigen Profis bei der Arbeit. Sind sie gedopt, sind sie es nicht? Die Bilder können es nicht verraten. In einer Endlosschleife beschwören die Mitarbeiter der ARD ihre „Gratwanderung“, den „Spagat“ ihrer Berichterstattung. Die Kommentatoren Florian Naß und Florian Kurz flößen ihre Haltung ins Zuschauerohr: „Wir können den Sport am Mikrofon nicht retten.“

Zur Mega-Tour kommt die Meta-Tour. Der früher geübte Duz-Ton ist dem gestrengen Sie gewichen, es scheint, als wollten die Reporter mit Macht den größtmöglichen Fehler vermeiden: Lächeln mit den lachenden Siegern. Erst das Doping schafft – ironischerweise – die Distanz. Die vom ARD-Team selbst produzierten Bilder und insbesonere die Töne vermischen Ohs und Ahs über den touristisch aufregenden Schauplatz London mit der Trauerarbeit über einen skandalisierten Sport. Der eigentlich langweilige Prolog bietet (noch) keine Hexenjagd, allerdings ein erstes Pfui, als der frühere Tour-Sieger und aktuelle Bösewicht Bjarne Rijs am Rand der Veranstaltung auftaucht. Startet ein schwerverdächtiger Fahrer, wird ein schwerer Verdacht ausgesprochen.

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sich zur Übertragung entschlossen, das ist richtig, selbst wenn per eingeblendeter Umfrage ein sinkendes Publikumsinteresse annonciert wurde. Sportfernsehen ist nicht nur für die schönen Dinge da. Vielleicht kann es sogar aufklären, helfen, dass sich mit seiner Medienmacht, mit dem öffentlichen Druck die Antidopinglinie der Veranstalter und des Weltradsportverbandes durchzusetzt.

Der Zuschauer wird am Ende dieser Tour de France mehr über die Feinheiten körperlicher Manipulation wissen als über die körperliche Leistung und Leidensfähigkeit der Fahrer. Nicht das Ergebnis kann faszinieren, es ist die Frage, ob das Ergebnis seiner Dopingüberprüfung Stand hält. Das Heldenepos „Tour de France“ ist tot, ein Fernsehsportkrimi geboren. Über die Rollenverteilung zwischen den Guten und den Bösen entscheiden die anstehenden 20 Etappen. Die ARD hat sich entschieden und entsprechend gedopt. 

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