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Erste Begegnung am Tatort: Kommissar Stubbe (Wolfgang Stumph) und die neue KTU-Kollegin Marlene Berger (Heike Trinker) steuern direkt aufeinander zu. Bei diesem ZDF-Krimi geht es immer auch um die alltäglichen Dinge und all das Menschliche. Foto: ZDF

© Sandra Hoever

Doppel-Interview: „Mit 20 will man den Schönsten, mit 50 was anderes“

Wolfgang Stumph und Heike Trinker über die neue Frau an Stubbes Seite, Komplimente, Kriminaltechnik und Konflikte.

Frau Trinker, macht es Spaß, eine neue Liebe zu einem über zehn Jahre älteren Herrn zu spielen?

TRINKER: Sehr sogar. Wir sind ein gutes, sehr schön gegensätzliches Paar. Meine Marlene Berger ist eine sehr interessante Rolle. Und ich bin gespannt darauf, was dieser Figur noch alles passieren wird. Außer der Liebe.

STUMPH: Der Zuschauer wird sich fragen, wie und ob Stubbe es mit dieser quirligen Person aushalten kann. Stubbe wird es schwer haben, das ist mal sicher. Es wird nicht ohne Konflikte abgehen, keine Sorge. Wie im wirklichen Leben.

Warum braucht Stubbe überhaupt eine neue Frau?

STUMPH: Weil es für die Entwicklung der Figur Stubbe wichtig ist. Es ist ja nicht nur eine neue Frau an seiner Seite sondern eine neue Kollegin der Spurensicherung. Es musste sein, der Reiz ist einfach zu groß. Das ewig Weibliche zieht den Stubbe genauso an wie den Stumph. Wenn Mann die Frau so sieht, kann man ja gar nicht anders. (Stumph lächelt sie an.)

TRINKER: So ein Kompliment hat mir ja noch keiner gemacht! Danke schön, Herr Stumph.

STUMPH: Diese neue Frau tut nicht nur dem Stubbe gut, sie tut auch der Reihe gut. Sie schafft Freiräume für Neues in der Reihe. Stubbe steht mitten im Leben und mit seinen Problemen in unser aller Leben. So wünschen wir uns das jedenfalls. Stubbe ist kein einsamer Wolf. Wir wollten mit „Stubbe“ immer mehr erzählen als nur einen Krimi. Geschichten, die viele Menschen aus ihren eigenen Erfahrungen kennen.

Stubbe soll so lebensnah wie möglich sein?

STUMPH: Das ist das Ziel. Ich will nicht nur ein Schau-Spieler sein, sondern ein Menschendarsteller.

Und Sie nehmen in Kauf, dass die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt.

STUMPH: Wir verarbeiten eigene Erfahrungen und Probleme. Was wir selbst erlebt haben, das bauen wir in die Geschichten ein. Ich denke, Stubbe ist nah dran an der Wirklichkeit. Und er ist ein Mann mit Kontinuität. Er ist kein Schimanski. Das würde uns kein Mensch glauben. Aber dass er sich verändern kann, halten wir für möglich.

Wer ist wir?

STUMPH: Die Autoren, die Redaktion, der Produzent. Und natürlich ich selbst.

Woran erkennen Sie, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben?

STUMPH: Wenn man an die Quelle will, muss man gegen den Strom schwimmen, und wir brauchen da noch viel Kraft und Zeit. Auch wenn wir es nicht bis zur 50. Folge nicht schaffen. Aber wenn ich in Hamburg oder Dresden von Polizisten auf der Straße mit den Worten, „na Kollege, wie geht’s denn so“, angesprochen werde, dann weiß ich, wir sind nah dran – an deren Alltag.

Ist Stubbe überhaupt ein Krimi?

STUMPH: Jedenfalls nicht einer wie „Rosa Roth“ oder „Bella Block“ oder der „Tatort“. Es geht eben immer auch um die alltäglichen Dinge im Alltag der Figuren, um all das Menschliche.

TRINKER: Jetzt lassen Sie doch erst mal dem Stubbe dieses Wunder der Liebe passieren! Seien Sie gnädig!

STUMPH: Meine Aufgabe ist es nicht, Spannung zu erzeugen, sondern Leben. Auch deshalb sind wir anders als die anderen. Das Leben eines Kommissars besteht eben nicht nur aus Krimi. Das gibt mir ganz nebenbei die Möglichkeit, Themen, die mich als politisch denkenden Schauspieler bewegen, auf den Bildschirm zu bringen.

Stubbe ist brav, gerecht und sehr gefasst. Was, Frau Trinker, kann eine Frau wie ihre Marlene Berger an diesem Mann interessieren?

TRINKER: Ist die Liebe nicht immer unvorhersehbar? Mit 20 will man vielleicht noch den Schönsten und Tollsten, aber mit 50 sieht das, hoffentlich, etwas anders aus. Stubbe ist scharfsinnig, kompetent, ein Mann mit Erfahrung. Das ist doch auch schon mal was.

STUMPH: Der Zuschauer soll sich ja gerade fragen, was die wohl aneinander finden.

Es geht um die wahre Liebe, oder?

STUMPH: Es geht um Toleranz, um Respekt, um Erwachsensein.

TRINKER: Es treffen zwei erwachsene Menschen aufeinander, die sich nichts mehr beweisen müssen. Aber trotzdem neugierig sind aufeinander.

Frau Trinker, Sie haben gesagt, es hätte beim Casting für die Rolle der Marlene Berger „gefluppt“. Können wir das etwas genauer haben?

TRINKER: Ich hatte schon beim ersten Vorspielen das Gefühl, sehr willkommen zu sein. Dadurch war ich, trotz des Drucks einer solchen Situation, sehr frei. Und ich hatte das Gefühl, dass Herrn Stumph gefallen hat, was ich da gemacht habe. Es hat einfach alles gestimmt.

STUMPH: Die Neugierde aufeinander war, jedenfalls für ein Casting, erstaunlich groß. Es hat Spaß gemacht. Und das, obwohl wir uns überhaupt nicht kannten.

Es hat eingeschlagen!

STUMPH: Was heißt eingeschlagen? Uns war schnell klar, diese Frau passt zu Stubbe. Eine Frau mit Potenzial. Genau das wollten wir.

Sie haben sich eine Frau nach Ihren Vorstellungen gebaut ...

STUMPH: Nee, nee, nee, wir haben Frau Trinker gemeinsam ausgesucht, das war nicht nur ich allein. Es geht ja nicht um mich, sondern um die Figur Stubbe. Auch wenn in der Figur viel Stumphsinn drin steckt.

Sie haben als Stubbe schon zwei Frauen verschlissen. Wird Marlene Berger dasselbe Schicksal ereilen?

STUMPH: Ich „verschleiße“ keine Frauen. Es wird Konflikte zwischen uns geben und der Zuschauer wird nicht wissen, ob das gut geht mit den beiden. Alles ist offen. Aber es sieht im Großen und Ganzen ganz gut aus. Sie können beruhigt sein.

Frau Trinker, wie ist es, eine Kriminaltechnikerin zu spielen?

TRINKER: Im wahren Leben liegt mir nichts ferner. Diese knallharte, mathematische Logik, das bin ich nicht. Deshalb finde ich es umso reizvoller, mir diese ganzen Begriffe ranzuschaffen. Das ist doch das Spannende an meinem Beruf und an einer solchen Rolle: dass man lernen muss und jede Menge dazulernt. Ich bin eine andere. Das ist immer eine große Herausforderung.

Stubbe kommt aus dem Osten. Woher kommt Marlene Berger?

TRINKER: Sie könnte aus Hamburg stammen. Sie hat jedenfalls ein Kind, das in Lübeck lebt.

STUMPH: Das Ost-West-Thema ist in unserer Reihe durch, finde ich. Sie könnte auch aus dem Osten Deutschlands kommen, aber ist das denn wirklich von Bedeutung? Den Sachsen in Hamburg haben wir in den ersten zehn, 15 Folgen durchgekaut – es gibt Sorgen, die die Menschen heute und hier mehr bewegen.

Herr Stumph, 2013 soll Schluss sein mit „Stubbe“. Das kann doch nicht wahr sein, jetzt, wo Sie die Liebe frisch erwischt hat!

STUMPH: Es ist wahr. Aber bis dahin sind noch sechs Folgen „Stubbe“ zu drehen. Das ist viel Stoff für jede Menge Leben. Und jede Menge Arbeit. Die will erst mal geschafft werden.

TRINKER: Was in den letzten Folgen passiert, ist ja noch völlig offen. Da kann viel passieren.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

„Stubbe – Von Fall zu Fall: Begleiterinnen“, Samstag, 20 Uhr 15, „Stubbe: In dieser Nacht“, 14.1., 20 Uhr 15, jeweils ZDF

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