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"Wir werden immer dünnhäutiger", fasst Winfried Glatzeder die Lage im Dschungelcamp zusammen. Alle Infos zu "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" im Special bei RTL.de.

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Dschungelbuch (13): "Ihr habt was Schreckliches erlebt? Endlich"

Rüpeleien, Rangeleien, Krokodilshaxen: Das Dschungelcamp verroht mit jedem Tag weiter. Immerhin hat Winfried Glatzeder versprochen sein Messer wegzuschließen, sollte er die letzte Nacht allein mit Larissa Marolt verbringen müssen.

Von Maris Hubschmid

Kommt ein Täschlein geflogen... Von dem Krokodil ein Fuß: Das Drama des 13. Dschungeltags nimmt seinen Anfang in der Lieferung des Abendessens, das nach knapp zwei Wochen in der Ödnis eigentlich den stimmungsvollen Höhepunkt jeden Tages darstellen sollte. Immerhin ist Hunger das Thema, das alle inzwischen mehr noch als die berufliche Perspektivlosigkeit eint. Diesmal aber ist nicht nur wieder nicht die von Winfried ersehnte Wurst in dem Bündel, das ins Zeltlager hinabgelassen wird, sondern ein Fuß, korrekter zwei: „Krokodilshaxe“, wie Larissa Marolt sogleich feststellt. In einer Mischung aus Faszination und Ekel fasst sie nach dem glubschigen Glied, weil dann aber doch der Ekel überwiegt, wischt sie flugs die Finger an Winfried Glatzeders Hemd ab. Der Beschmierte stößt sie – man darf sagen energisch – von sich, brüllt: wie dämlich, einfach nur dämlich du bist (wobei gedanken-, respekt-, manierlos es besser getroffen hätte). Larissa zeigt also einmal mehr, dass zwischen Fühlen und Handeln bei ihr rein gar nix dazwischengeschaltet ist, und endlich ist sie da: reale Gewalt im Fernsehen, zum Glück nach 22 Uhr.

Glatzeder: Ihr habt was Schreckliches erlebt? Endlich

Das TV-Experiment hat also die nächste Stufe erreicht, der Mensch, versorgungstechnisch zurückgeworfen ins Mittelalter, verroht. Erste Symptome: Schadenfreude (Glatzeder: Ihr habt was Schreckliches erlebt? Endlich.) Schmerzlosigkeit (Glatzeder: Vor der Kamera wirft er mit einigem Chchchchrzskrrrr körpereigenen Schleim aus, beginnt ihn dann auf der eigenen Hand interessiert zu begutachten und wieder aufzulecken.) Beschimpfungen (Glatzeder, ständig.) Und jetzt also neben all der Rumpelei auch körperliche Aggression. Glatzeder fasst das so zusammen: „Wir werden immer dünnhäutiger.“ Frei nach dem Werbeslogan eines großen Schokoriegelherstellers: Du bist nicht du, wenn du hungrig bist. Als Erklärung okay, als Entschuldigung eher nicht so. Doch Glatzeder meint, für eine Unterhaltungssendung sei das ja nicht schlecht. Winnie schubst Blondie, haben wir uns amüsiert.

"Biste’n bisschen zu weit gegangen, hm?"

Umso aufschlussreicher fallen da die Reaktionen der übrigen Campbewohner aus. „Biste’n bisschen zu weit gegangen, hm?“, sagt Jochen Bendel der immer noch etwas verstört wirkenden Larissa. Und die sonst so farblose Tanja Schumann gibt Glatzeder sogar bedingungslos Recht: „Nö, war nicht unangemessen. Du kannst doch nicht zu jemand anderem gehen und deine Drecksfinger an ihm abwischen!“ Meinungsbild also klar: Die hat ihn provoziert, die hat es nicht anders gewollt, Frauen hauen ist schon okay, wenn’s halt die Larissa ist. Und schon hat Glatzeder den kleinen Zischenfall verdrängt. „Ich habe sie in keiner Weise körperlich drangsaliert“. Ahja.

Larissa derweil hat die beste Rechtfertigung für ihr Tun gefunden: „Du bist eh schmutzig.“ Na also, wieso die ganze Aufregung?

Menschliche Abgründe schlimmer als Kakerlaken und Ratten

Apropos Schmutz. Die Dschungelprüfung hält wieder reichlich Ungeziefer und Modder bereit. Jochen Bendel wird in eine enge Höhle eingeschlossen, in der sein Körper bald übersät ist von Ratten und Kakerlaken, die sich angesichts einströmenden Wassers auf die Menscheninsel retten. Vier von sechs Sternen ertastet er. Als er nach sechs Minuten endlich wieder raus darf, mit einem Rattenbiss auf der Stirn, trägt er die Kakerlaken einfach mit nach draußen, unternimmt keinen Versuch, sie abzuschütteln. Lässt sie gewähren auf Hals, Schulter und wo noch sie inzwischen Platz genommen haben mögen. Einzig logische Deutung: Angesichts der menschlichen Abgründe, die sich im Dschungelcamp auftun, verliert das sonstige Getier des Waldes seinen Schrecken.

Am Ende fliegt der österreichische Sänger Marco Angelini raus, der doch gerade angefangen hatte, zu genießen, dass er die Stimme von Gabby Rinne nicht mehr hören musste, verständlich. Ironie des Schicksals: Schon wird er sie im Hotel wiedersehen. Tanja Schumann dagegen muss weiter auf den entspannten Urlaub mit ihrem Mann warten.

Und das immerhin zeugt vielleicht doch von einer gewissen Fähigkeit zur Selbstreflektion bei Winfried Glatzeder: Sollte er die letzte Nacht allein mit Larissa verbringen müssen, will er das Messer wegschließen. Der Gute. Soll keiner sagen, er versuche nicht, Larissa entgegenzukommen.

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