zum Hauptinhalt

Dschungelbuch (15): Alter Schwede, was ist denn hier los?

Anstatt zu leiden und gedemütigt zu wirken, machen die Dschungelcamper einen rundum glücklichen Eindruck - und sind dabei furchtbar langweilig, wie unsere Autorin findet. Aber zur Schau gestellte Sexsucht und verlorene Brüste machen das nicht besser.

Irgendwas läuft doch hier falsch. Da ist die Rede von einer tollen Zeit, die Claudelle niemals vergessen wird, davon, dass Olivia viel über sich selbst gelernt hat, von Fionas lebensverändernder Erfahrung, auch Joey ist voll dankbar und zufrieden. Sollte das hier nicht hart sein, unangenehm, unerträglich, peinlich? Sollten sie nicht schnellstmöglich raus wollen, zurück in ihr E-Promi-Dasein? Nein, sie sind so glücklich, diese Dschungelcamper, sie genießen ihre fünf Minuten Ruhm so sehr, dass sie mit breitem Grinsen in die ekeligsten Prüfungen rennen, und sind dabei so langweilig.

Ohnehin ist es nicht mehr dasselbe seit uns eine Boulevard-Zeitung vor Augen geführt hat, dass alles nur Fake ist, der Badeteich nicht echt, die Tiere eingeflogen, der Möchtegern-Dschungel direkt neben der Autobahn. Wir hatten es geahnt, natürlich, doch wissen wollten wir es nicht. Die Camper sind inzwischen so unprominent, dass Olivia Jones eigentlich schon vor der ersten Folge als König feststand, spätestens jedoch seit der Helmut-Berger-Pleite (Noch so ein Fake, aber das wurde hier ausreichend beklagt). Immerhin verlor sie am Freitag spektakulär eine ihrer Brüste beim Sprung in den Teich – und ihre einzige Sorge war, dass das Pölsterchen nicht zu ihrer Hautfarbe passt. Das war aber auch schon das einzige Highlight dieser zähen letzten Sendung vor dem Finale.

Claudelles Taktik, sich mit zur Schau gestellter Sexsucht ins Finale zu quatschen („Ich freu mich drauf, wenn ich wieder Bückstück spielen darf.“), ist ebenso durchschaubar wie öde. Dass das trotzdem geklappt hat spricht nicht unbedingt gegen sie sondern eher gegen all die längst vergessenen anderen Kandidaten.

„Alter Schwede, was ist denn hier los“, fragte sich der arme Joey, der Claudelles Ausbrüche als sexistischen Lagerkoller missdeutet. Nach Patrick Nuos Rauswurf musste er allein unter den wuschigen Damen zurückbleiben, offenbar ernsthaft verängstigt fleht der arme Junge die Jones an: „Bitte Oliver, komm raus! Ausnahmsweise.“ Nee, sie will nicht. Auch nach dem Brustverlust bleibt Oliver Olivia. Der Junge kann einem nur leidtun. Weiß er eigentlich worum es hier geht?

Als auf Claudelles Sexfanatsien die Geburtstagsdepression folgte (die ausnahmsweise mal echt zu sein schien) und Fiona zur kreischenden Du-hast-heut-Geburtstag-Folter ansetzte, wollte Joey den Damen zurecht „Blätter vors Mund binden“. Ausgerechnet er versuchte im Sektrausch etwas Ernsthaftigkeit zu bewahren („Schließlich werden wir doch gefilmt!“). Er scheint es doch zu wissen.

Derweil kuschelte Sonja Zietlow mit einem Wombat („Das gar keinen Beutel hat!“) und der rosafarbene Mirco Nontschew für Arme, musste einsehen, dass selbst der rhetorisch mindertalentierte Joey die Moderation besser hinbekäme als er. Ach, Dirk Bach…

Der Vollständigkeit halber, Überraschung, Fiona wurde rausgewählt. Die Drag-Queen, die Sexverrückte und der kleine Dumme dürfen bleiben. Heute Abend ist es endlich vorbei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false