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Michael Wendler: "Ich muss gesund bleiben: ich habe Konzerttermine ..."

© RTL

Dschungelbuch (4): Endlich Schwund im Dschungelcamp

Der Wendler ist raus. Freiwillig. Hat die Chance auf Selbsterkenntnis vertan, urteilt Winfried Glatzeder. Sonst ist eigentlich nichts passiert - nur Dramen um Fäkalien und Mücken.

Endlich Schwund im Australischen Busch, der erste Verlust an Menschenmaterial: der Wendler ist raus. Freiwillig. Hat’s nicht mehr ausgehalten. Wurde immer schwächer, wie er laut klagte. Kaum Essen, dafür überall Keime. „Ich muss gesund bleiben: ich habe Konzerttermine, ich muss die Familie ernähren.“ Ein Mann wie ein Baum, gebräunt, behaart, tätowiert. Ein Hut wie Indiana Jones. Eine Memme mit schlimmer Wort-Diarrhö. Hat das gedauert bis er dann nach dem Holt-mich-raus-Ruf endlich weg war.

Glatzeder: "Ich fühle mich benutzt"

Was für ein Faselhans. Gefühlig und falsch bis ins Mark, wie die Schlagerfuzzis so sind. Ist jedenfalls meine differenzierte Interpretation. Die von Winfried aber auch. Glatzeder, als Ossi und  ehemaliger Darsteller des „Jedermann“ vertraut mit menschlichen Abgründen und göttlichen Verwerfungen, bekleidet unangefochten die Position des politischen Analysten und weisen Gurus.  „Alt-Schauspieler“ labeln die von RTL das ledrige Reptil. Das muss so was ähnliches wie Alt-Bundeskanzler sein. Daher auch das Helmut-Schmidtsche. Vorsatz und eiskalte Strategie wirft er dem weichenden Wendler vor. „Ich fühle mich benutzt“, spricht Winfried in die Kamera und die anderen Dschungelcamper stimmen ihm zu.

Der Wendler, der sei doch ein ganz Schlimmer. Dem sei es doch nie ernst gewesen mit dem Camp. Der wolle doch nur sein neues Album promoten. „Er ist ein Mörder seiner Chance, sich selber im Camp zu erkennen“, geißelt Glatzeder, der überhaupt nicht mehr von der Absurdität lassen kann, in einer durchinszenierten Show, Wahrhaftigkeit und Ehrgefühl von einer Bande bezahlter Selbstpromoter einzufordern. Das ist recht lustig anzusehen.

Dramen um Fäkalien und Mücken

Sonst war nüscht weiter los am Montagabend, also Dienstagmorgen: Nur ein bisschen Kacken-Drama mit der Krawallschwuppe Julian, dessen Talent im zotigen Beschimpfen seiner Campkollegen beachtlich ist. Ein bisschen Pipi-Drama mit Melanie und Larissa, die sich gegenseitig bezichtigen, die Latrinenbrille bestrullt zu haben. Ein bisschen Mücken-Drama mit der von Stichen zerbeulten, verheulten Gabby und dem diabolischen Winfried, der ihre stinkende Paraffinkerze nicht akzeptiert. Und ein bisschen Dschungelprüfungsdrama mit einer abgebrüht in Fleischabfällen grabenden Larissa. Insgesamt eindeutig der ödeste Programmpunkt.

Rasender Stillstand

Überhaupt ist das Dschungelcamp eine erstaunlich unaufgeregte Veranstaltung, auch wenn die Schnitte und Soundeffekte dauernd das Gegenteil vorgaukeln. Ich kann das sagen, ich bin noch völlig unverdorben, ich habe die Show zum allerersten Mal gesehen. Aber worum es geht habe ich trotz der mangelnden Rezeptionsroutine gleich verstanden. Weder ums Fremdschämen, noch ums Ekeln, noch ums Konkurrieren, sondern um die Ereignislosigkeit.

Die ganze Show ist rasender Stillstand. Da ist ja nichts. Keine Konflikte, keine Interaktion, keine Gespräche, nichts, nur der eine oder andere Monolog, die eine oder andere kleine Selbstinszenierung, keinerlei gut gemachte Unterhaltung, nur Alltag. Dschungelalltag als Zerrspiegel des Zuhausealltags. Und Dschungelalltag als Seelenwellness. Hier ist sie zu haben, die viel ersehnte Entschleunigung, hier wird das Ereignis zum Nichtereignis, das Geschehen zum Nichtpassierten. Im Dschungelcamp ist die Ruhe, ist die Kraft. Jetzt, gerade jetzt, wo der Wendler weg ist.

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